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Eve - Das brennende Leben

Eve - Das brennende Leben

Titel: Eve - Das brennende Leben
Autoren: Blanvalet-Verlag <München>
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spürte, wie es aus Mund und Nase rann. Dabei versuchte er, nicht instinktiv kräftig einzuatmen, damit er es nicht wieder hinunterschluckte und daran erstickte. Die schleimige Flüssigkeit tropfte hinunter in einen Abfluss.
    Er war reich, ganz gleich, welche Maßstäbe man anlegte. Unter den Trillionen Menschen in dieser Welt gehörte er zu einem Prozentsatz, der sich als so privilegiert bezeichnen durfte, dass es kaum noch messbar war – es sei denn durch die Distanz zu allen anderen. Er konnte alles kaufen. Er war unsterblich, gefürchtet, gehasst und verehrt.

    Er würgte noch ein paar Mal trocken. Sein heiseres Würgen hallte von den Metallwänden wider.
    Als er aufsah, hörten seine verstopften Ohren dumpfe Schritte. Er sah einen Reparaturmann, der mit einem seltsamen Lächeln auf ihn zukam. Er wunderte sich noch kurz darüber, was zum Teufel diese Person in seinen Privaträumen machte, bevor etwas an seinem Hinterkopf explodierte und er in Schmerz, Licht und Vergessen versank.
    Gedämpfte Geräusche fanden ihren Weg in seine Ohren und drängten gegen einen pulsierenden Kopfschmerz. Er öffnete erst ein Auge, dann das andere, aber alles, was er sah, war Dunkelheit ohne Bewegung oder Empfindung.
    Er schloss die Augen und versuchte nachzudenken. Der Nebel löste sich langsam auf, doch die Kopfschmerzen blieben.
    Nach einigen Atemzügen riskierte er einen weiteren Blick. Diesmal konnte er sich einen Reim auf alles machen. Er saß in seinem Lieblingssessel mitten in seinem Quartier. Die Lichter waren gedämpft, leise Musik spielte und irgendetwas stimmte ganz und gar nicht.
    »Willkommen daheim«, sagte eine Frauenstimme irgendwo hinter ihm.
    Sein Kopf tat weh.
    »Ich möchte, dass Sie etwas begreifen«, sagte die Stimme. Er hörte weiche Schritte, und die Sprecherin kam in sein Sichtfeld. Die Frau war etwa Ende dreißig und auf eine gewisse Art attraktiv. Sie steckte in der Kluft eines Reparaturarbeiters. Diese Leute hatte der Kapselpilot eigentlich nie so richtig wahrgenommen … Ihre Bewegungen waren entschlossen. Sie benahm sich wie jemand, der Dinge gegen jeden Widerstand zum Abschluss brachte. Er fühlte sich umgehend zu ihr hingezogen; weniger, so vermutete er, aus romantischen Gefühlen heraus, sondern, weil er diese Situation gelassener betrachten
musste, als sie es eigentlich zuließ. Außerdem hatte er das Gefühl, er sollte wissen, wer sie war.
    »Ich höre«, sagte er. Er brachte nur ein Flüstern heraus. Seine Kopfschmerzen ließen die Worte in seinem Schädel widerhallen.
    »Sie werden eine einfache Wahl treffen. Es wird keine angenehme Wahl sein. Ich bezweifle, dass Sie jemals den Grund verstehen werden, aber die Konsequenzen sollten kristallklar sein. Eine Option wird Ihnen eine Menge Unannehmlichkeiten bereiten. Die andere wird Sie das Leben kosten.«
    Die Frau stand direkt vor ihm. Sie beugte sich vor und legte ihre Arme rechts und links neben ihn. Sie roch nach Arbeit und Aktivität. Ihre Augen, die voller Leben und Kraft waren, fixierten ihn. »Es geht kein Weg daran vorbei. Geld, Macht, Einfluss – in diesem Raum bedeuten sie nichts. Sie haben es mit einer Macht zu tun, die stärker ist als alles, was Sie handhaben können.«
    »Welche Macht?«, flüsterte er.
    »Rache«, sagte eine andere Stimme.
    Da war noch jemand, den er nur aus dem Augenwinkel heraus in der Dunkelheit sah.
    Die Frau hatte seinen Blick anscheinend bemerkt. Sie stand auf und sagte: »Schauen Sie nicht in diese Ecke. Es ist nicht gut für Sie, in diese Ecke hineinzuschauen. Der Mann, der dort sitzt, würde Sie nur zu gerne tot sehen.«
    »Ich will nicht sterben«, sagte er und meinte es auch so. Er versuchte sich angestrengt zu erinnern, ob er diese Frau schon einmal gesehen hatte. Sie kam ihm bekannt vor, aber er konnte sie nirgendwo einordnen. Er fragte sich, ob sie ein Familienmitglied von jemandem war – eine nahe Verwandte oder Schwester.
    Sie setzte sich auf die Couch, die ihm zugewandt war. »Ich bin in all dies nicht so emotional verwickelt. Deshalb muss ich
mir nicht die Mühe machen, Sie leiden zu sehen. Aber ich habe auch keine ethischen Skrupel, Sie zu ermorden.« Sie beugte sich vor. Instinktiv versuchte er, dasselbe zu tun. Doch die Schmerzexplosion in seinem Kopf hinderte ihn daran, sich zu bewegen. »Ich habe bereits getötet, müssen Sie wissen. Es wird leichter. Aber mein Freund hier hat das noch nicht getan. Und obwohl er will, dass Sie denselben Schmerz erleiden wie er, weiß ich, dass es ihm nichts
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