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Eve - Das brennende Leben

Eve - Das brennende Leben

Titel: Eve - Das brennende Leben
Autoren: Blanvalet-Verlag <München>
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an wie etwas, das die Götter erschaffen hatten. Es schien, als wäre es für ihn gemacht.
    Eine Stimme ließ ihn wissen, dass seiner Bitte, andocken zu dürfen, entsprochen wurde. Das Verschwommene am Rande seines Bewusstseins bedeutete, dass er bald von den Vorgängen des Schiffs abgekoppelt wurde. Er hasste diesen Teil seines Ausflugs.
    Er entspannte sich, so gut er konnte, ließ das Schiff durch die unsichtbaren Wellen gleiten und akzeptierte das Unvermeidliche.
    Der Geist, dem keine Informationen zugeführt werden, erschafft sich seine eigene Wirklichkeit. Diese besteht aus sich verändernden Silhouetten, die vor einem schwarzen Hintergrund in grellen Neonfarben aufleuchten. Diese Dinge existierten nicht. Sie waren nicht einmal die verblassenden Überreste des Augenlichts, das vom Licht abgeschottet wurde. Die gesamte Körperlichkeit des Kapselpiloten reduzierte sich auf den Punkt, an dem alles – jede Extremität, jede Zelle, jede geisterhafte Empfindung – körperlos schien. Dies war nicht weniger ein Trugbild als die veränderlichen Formen vor seinen Augen.
    In diesem Moment wusste er nicht, wer er war. Er war eine Art Tier gewesen, das die Informationen und Gedanken hatte, die mit einem Flug durchs All verbunden waren. Bald würde er ein anderes sein, das durch Schwerkraft und Fleisch gebunden war. Dieser Übergang war so nah am Tod, wie man nur sein
konnte. Die Vorstellung – nicht von dem Vorgang selbst, den er schon viele Male durchlaufen hatte, sondern die der Leere, des Nichts, das sich für eine Ewigkeit anschließen würde – ängstigte ihn mehr als alles andere.
    Die synaptischen Zuckungen seines anderen Lebens flackerten in seinem Bewusstsein auf. Er wurde sich immer mehr der Schwerelosigkeit bewusst; nicht das Gefühl, dass kein Gewicht vorhanden ist, wenn man sich aus seinem Körper gelöst hat und deshalb keine körperliche Präsenz mehr hat, sondern das Gefühl, dass der eigene Körper schwebte.
    Sein Rücken schmerzte. Die Nabelschnur aus solidem Metall, die durch Stecker überall mit seiner Wirbelsäule verbunden war, verzieh keine Bewegungen.
    Er konnte noch nichts sehen, aber die Neonformen schienen nicht mehr ganz so viel herumzuwabern. Allmählich nahmen sie die Wahrhaftigkeit echter Dinge an, die da draußen auf ihn warteten.
    Sein Körper zuckte. Er griff nach nichts und spürte weniger die Bewegung als die Geschmeidigkeit dessen, was sie umgab. Er versuchte, nicht daran zu denken, wie die Körper von Kapselpiloten in Ektoplasma schwebten. Es war in seiner Nase, in seinem Mund und in seinen Lungen.
    Er hatte kalte Füße. Sein Körper wurde immer weiter hinuntergezogen. Dann bemerkte er, dass tatsächlich etwas seine Füße berührte. Er war ganz nach unten geschwebt und stand auf dem Boden der Kapsel. Jetzt dauerte es nicht mehr lange. Eine plötzliche Erschütterung zeigte an, dass seine Kapsel sich eingeklinkt hatte. Er musste bereits Dekontamination, Scans und Nährstoffinjektion hinter sich haben. Die Zeit verging wirklich wie im Flug.
    Er biss die Zähne zusammen und wartete auf die Flut.
    Ein ersticktes Zischen, gefolgt von mehrfachem Klirren war zu hören, als der Fuß unter seiner Kapsel einrastete.

    Ein Sturzbach Flüssigkeit rauschte an ihm vorbei. Ein kräftiger Wasserfall donnerte gegen seinen Rücken. Er brach zusammen und zitterte. Gleichzeitig verkrampfte sich sein Körper, um das Ektoplasma aus seinem Inneren auszustoßen. Er wurde von der Schnur festgehalten, die in seinem Rücken steckte, fühlte sich wie eine Marionette, die nur an einem Faden hing. Seine Augen waren immer noch geschlossen, denn es gab nichts, das er sehen wollte. Ektoplasmatröpfchen liefen über seinen Rücken. Er spürte ein Ziehen an seiner Haut, als die Schnur ihn langsam auf den Sockel hinunterließ, und gab ein ersticktes Jammern von sich. Die kalte Luft in dem Ablöseraum strich über seinen Körper, während der Sockel nach unten fuhr, ihn aus der Kapsel holte und in den Raum brachte. Wäre er aus dieser Höhe heruntergefallen, von der Schnur abgerissen und von dem Sockel gefallen, wäre er wie ein Ei zerbrochen.
    Langsam fuhr der Sockel weiter hinunter und rastete dann einige Sekunden später ein. Die Schnur ließ ihn so weit wie möglich hinunter, bis er sich in der Hocke befand und seinen Kopf zwischen den Knien hatte. Dann löste sie sich mit einem Klicken von seinem Rücken. Der plötzliche Verlust seiner Stütze ließ ihn auf alle viere fallen.
    Er erbrach das letzte Ektoplasma und
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