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Eve & Caleb - 03 - Kein Garten Eden

Eve & Caleb - 03 - Kein Garten Eden

Titel: Eve & Caleb - 03 - Kein Garten Eden
Autoren: Anna Carey
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versuchte, mich stattdessen auf das dreistöckige Lagerhaus vor mir zu konzentrieren. Eine Gruppe von vielleicht acht Leuten drängte sich durch den schmalen Eingang. Die Letzte war eine Frau in einem zerrissenen Mantel, die die Tür hinter sich zuzog.
    »Warten Sie!«, schrie ich, während ich zur Hauptstraße zurückblickte. Das Geräusch der Schüsse kam immer näher. »Eine noch«, sagte ich schnell und wollte mich hineinschieben.
    »Sie nicht«, rief ein Mann mit zerzaustem schwarzem Haar, der gleich hinter der Tür stand. »Sonst klagen sie uns an, weil wir mit den Rebellen paktiert haben.«
    Das Gesicht der Frau war schmal und bleich, ihre Haut vom Alter ganz schlaff. »Nur, wenn die Rebellen verlieren«, antwortete sie, an den Mann gewandt. »Sie ist schwanger. Wir können sie nicht einfach vor der Tür stehen lassen.«
    Drinnen wurde gestritten. Ich sah mich erneut um und beobachtete, wie die Soldaten aus den Kolonien sich verteilten und in den Straßen ausschwärmten. Zwei liefen nach Norden, bogen aber ab, bevor sie uns vor der Tür stehen sahen.
    »Bitte«, flehte ich.
    Die Frau machte sich gar nicht erst die Mühe, die anderen noch einmal zu fragen. Sie zog mich in das dunkle Lagerhaus und verriegelte die Tür hinter uns.

EINUNDDREISSIG
    Die Sonne tauchte unter. Der Himmel nahm ein sattes Violett an und die Sterne sprenkelten die gigantische Kuppel, bevor sie hinter dem dichten Qualm verschwanden, der von der Mauer aufstieg. Tausende von Soldaten waren auf den Beinen. Die Lastwagen und Jeeps verstreuten sich im Westen, gleich außerhalb der Stadt. Ich konnte nicht jedes Detail ausmachen, aber immer noch stiegen Rebellen von den abgedeckten Ladeflächen und strömten auf das zerstörte Stadttor zu. Ihre Körper waren in der zunehmenden Dunkelheit nur schwer zu erkennen.
    Ich hielt mich am Dachvorsprung fest. Einige Frauen versammelten sich hinter mir und sahen auf die Außenbezirke hinaus. Die Armee aus den Kolonien war immer noch damit beschäftigt, das Gebiet abzusichern. Die Soldaten schwärmten aus und verteilten sich auf die Straßen, wo sie an die Türen heruntergekommener Apartmentkomplexe hämmerten. Sie arbeiteten sich durch die Textilfabriken und um die Getreidefelder im Westen herum vor. Sie waren zu Tausenden. Einige von ihnen kamen in wiederhergestellten Fahrzeugen, die den Jeeps der Regierung ähnelten, angefahren, andere waren zu Fuß unterwegs. Alle hatten sie sich ein Stück roten Stoffs um den Arm gebunden. Manche waren mit Gewehren bewaffnet, andere mit Messern.
    Wir befanden uns seit mindestens zwei Stunden auf dem Dach. Die Zeit verging schnell, während die Rebellen nach Süden vordrangen und keine achthundert Meter entfernt auftauchten. Ich sah zwei Soldaten des Neuen Amerika in einer der Straßen unter uns. Sie knieten sich hin, legten ihre Waffen vor sich in den Staub und hoben die Arme zum Zeichen, dass sie sich ergeben wollten. Ein Rebell ging auf sie zu, band ihre Hände zusammen und ließ sie sich an der Wand aufstellen.
    »Dabei sollten wir doch in der Überzahl sein«, murmelte eine Frau hinter mir. Sie war einen Kopf größer als wir anderen und hatte die Finger an die Wange gelegt. »Es hieß immer, die Kolonien hätten nicht genügend Ressourcen, um uns zu erreichen.«
    »Das war gelogen.« Ich drehte mich nicht einmal mehr zu ihr um. Meine Augen waren auf die zunehmende Menge von Rebellen in den Straßen gerichtet, die sich unter der Einschienenbahn hindurch auf uns zubewegte. Wann immer ich gehört hatte, wie mein Vater über die Kolonien sprach, war es darum gegangen, den Leuten zu erklären, wie gut es uns hier in der Stadt doch ginge und in welchem Luxus wir lebten, verglichen mit jenen, die sich im Osten niedergelassen hatten. Er hatte die beiden größten Kolonien in Texas und Pennsylvania als primitiv beschrieben. Dort gebe es weder Strom noch fließend Wasser. Er hatte behauptet, dass dort immer noch Menschen im Kampf um die wenigen vorhandenen Ressourcen ermordet wurden. Er hatte davon gesprochen, sie erobern zu wollen, und davon, die Gemeinschaften in den kommenden Jahren durch weitere Mauern fernzuhalten. Ich hätte nie gedacht, dass diese anderen, die so weit weg lebten, uns zahlenmäßig übertreffen könnten, dass sie in Wahrheit viel stärker und besser ausgestattet waren als wir.
    Als sie näher kamen, suchte ich ihre Gesichter nach den Jungs aus der Höhle ab, denn ich glaubte immer noch, dass sie vielleicht in der Stadt waren. Doch ich kannte kein
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