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Eve & Caleb - 03 - Kein Garten Eden

Eve & Caleb - 03 - Kein Garten Eden

Titel: Eve & Caleb - 03 - Kein Garten Eden
Autoren: Anna Carey
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entkommen und hatte die Männer im Stich gelassen. Als ich mir ausgemalt hatte, wie das Leben in der Stadt ohne meinen Vater und mit Rebellen als Palastwache sein würde, war mir nicht bewusst gewesen, dass ich immer noch in Gefahr sein würde. Auch jetzt noch, obwohl Arden und ich uns einige Blocks entfernt im Turm des Cosmopolitan aufhielten, wurde ich von Soldaten eskortiert, wo immer ich auch hinging. Nachts standen sie vor unseren Türen Wache, um einem möglichen Mordanschlag zuvorzukommen.
    »Die Wahlen können nicht früh genug stattfinden«, sagte ich. »Sobald die Regierung formal übergetreten ist und es endlich einen Anführer gibt –«
    »Präsidenten«, berichtigte Arden und lächelte beinahe. »Den ersten Präsidenten seit fast siebzehn Jahren.«
    »Vielleicht wirst du es«, antwortete ich. Arden stand auf, ohne auf meine Bemerkung einzugehen. Einige Anführer aus dem Osten waren übereingekommen, dass es das Beste sei, die Ressourcen der Städte zu verbinden und sie als drei getrennte Siedlungen unter vereinter Regierung zu etablieren. Es hieß, dass das Paar, das die nördlichste Kolonie angeführt hatte, zur Wahl stehen würde, aber es gab auch Gerüchte, dass Arden ebenfalls als Kandidatin in Betracht gezogen würde. Sie war eine von drei Rebellen aus dem Westen, die die Kolonien angeregt hatte, trotz der gescheiterten Belagerung einen Angriff zu wagen. Wenn ich mir vorstellte, wie Arden die Jungs verlassen und stattdessen nach Osten geritten war, war ich mir sicher, dass sie einen festen Platz im Palast verdiente (auch wenn der Begriff »Palast« in letzter Zeit immer seltener verwendet wurde).
    »Du wirst ebenfalls einen Platz bekommen«, antwortete Arden. »Und Charles auch. Er ist von unschätzbarem Wert, wenn es um den Zugang zu den Akten deines Vaters geht. Die Rebellen sagten, dass von den anderen keiner beim Machtwechsel helfen will.«
    In den Tagen, nachdem die Rebellen die Macht übernommen hatten, war ich unter Eid vernommen worden und hatte ausführlich von den Ereignissen berichtet, die zum Tod meines Vaters geführt hatten. Ich hatte Moss’ Tod detailliert geschildert, auch wenn sein Leichnam bis dato noch nicht gefunden worden war. Die Rebellen gingen davon aus, dass er in einem der Massengräber am Südende der Mauer verscharrt worden war. Eine genaue Zahl war nie bestätigt worden, aber sie vermuteten, dass während der ursprünglichen Belagerung und in den Gewaltexzessen, die darauf gefolgt waren, mehrere Tausend Menschen ums Leben gekommen waren.
    Als Arden auf die Tür zuging, stand ich auf. Eine plötzliche Bewegung ließ mich wie angewurzelt stehen bleiben. Ich legte die Hand auf meinen Bauch, der mittlerweile so weit gewachsen war, dass ich die Rundung nicht mehr unter meinem T-Shirt verstecken konnte.
    »Was ist?«, fragte Arden und kam mit schnellen Schritten auf mich zugelaufen.
    Ich drückte meine Handfläche auf die Stelle, an der ich es gespürt hatte, und wartete darauf, die flüchtige Bewegung noch einmal zu fühlen. Zuvor hatte ich ein seltsames Flattern in meinem Bauch bemerkt, das jedoch schnell wieder aufgehört hatte.
    »Ich glaube, ich habe sie gespürt.« Es war ein winziges Zucken, fast wie ein Muskelkrampf, so kurz, dass ich mich fragte, ob ich es mir nur eingebildet hatte.
    Arden stand wie erstarrt neben mir. Sie hatte die Hände nach meinen ausgestreckt, ergriff sie jedoch nicht. Als sie mich musterte, wirkte sie unsicher. Ich ließ die Finger auf der Stelle gleich unter meinem Bauchnabel liegen und konnte das Zucken erneut fühlen. Das fremdartige Gefühl verblüffte mich so, dass ich anfing zu lachen.
    »Eve«, sagte Arden und nahm nun doch meine Hand. Ich konnte es an ihrem Blick sehen und spürte es an der Art, wie sie meine Finger drückte. Seit ich ihr erzählt hatte, was mit Pip geschehen war, war sie zunehmend besorgt. In den Wochen nach ihrer Ankunft hatte sie mich aufmerksam beobachtet. »Alles in Ordnung?«
    Ich blickte mich im Zimmer um, als sähe ich es zum ersten Mal. Das Bett, in dem ich schlief, mit Calebs T-Shirt unter dem Kopfkissen. Die Tür, an der sich keine elektronische Sicherheitsverriegelung befand, an der es keinen Code gab, um mich darin einzuschließen. Selbst die Stadt sah auf einmal ganz anders aus. Der Himmel vor dem Fenster strahlte in einem klaren, ungetrübten Blau.
    »Mir geht es gut«, antwortete ich, während ich die Hand von meinem Bauch gleiten ließ. Zum ersten Mal hatte ich das Gefühl, dass es voll und ganz
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