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Eve & Caleb - 03 - Kein Garten Eden

Eve & Caleb - 03 - Kein Garten Eden

Titel: Eve & Caleb - 03 - Kein Garten Eden
Autoren: Anna Carey
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hervorwanden. Sie hielt ein Himmel-und-Hölle-Spiel aus Papier in der Hand, wie wir sie früher in der Schule gebastelt hatten. Als sie mich hörten, schraken sie auf und huschten unter ihre Decken.
    Ich eilte durch einen weiteren Flur, wobei ich in jedes Zimmer auf beiden Seiten des Korridors einen schnellen Blick warf. Hin und wieder schlief eine Lehrerin in einem der muffigen Krankenhausbetten oder auf einem Stuhl in der Ecke. Keine einzige Schülerin war schwanger. Ich wusste, dass sie die Mädchen von der Gebärinitiative getrennt vom Rest untergebracht haben mussten, aber es schien unmöglich herauszufinden, wo.
    Ich rannte eine Seitentreppe hinauf. Es war beinahe vollständig dunkel und nur die Scheinwerfer der Jeeps draußen warfen einen schwachen Lichtschein auf die Wände. Ich nahm den ersten Absatz und schob mich durch die Türen – der Flur sah genauso aus wie im ersten Flügel. Ich bahnte mir einen Weg bis zum nächsten Korridor, dann durch diesen hindurch, und hielt nicht an, bevor ich nicht alle Zimmer überprüft hatte. Die Mädchen waren genauso jung wie die anderen, keines ihrer Gesichter kam mir vertraut vor.
    Als ich den Absatz im sechsten Stockwerk erreichte, traf ich auf eine Soldatin, die vor der Tür Wache stand. Ich hatte kaum bemerkt, dass ich gerannt war. Meine Augen waren auf den Boden gerichtet, meine Haare klebten an meiner feuchten Haut. »Kann ich Ihnen helfen?«, fragte sie. Eine Narbe durchzog ihre Oberlippe, die Haut darauf war weiß.
    »Ich muss unbedingt die Mädchen aus einer der Schulen finden«, sagte ich. »Ich bin auf der Suche nach einem Mädchen namens Pip – rote Haare, helle Haut. Sie müsste ungefähr im fünften Monat schwanger sein.«
    Die Soldatin trat an das Treppengeländer und blickte den Hohlraum zwischen den Treppenaufgängen hinab. »Was haben Sie gesagt?«, fragte sie, als sie sich wieder zu mir umdrehte. Sie hielt den Kolben ihres Gewehrs ausgestreckt, nur wenige Zentimeter von meiner Brust entfernt, um mich daran zu hindern weiterzugehen. »Wer sind Sie?«
    Ich hob die Hände. »Ich bin Genevieve – die Tochter des Königs. Ich war selbst auf der Schule.«
    Die Frau musterte mich. »Die mit den roten Haaren? Aus der Schule im Norden Nevadas?«
    Ich nickte und erinnerte mich an die Stadt, die ich auf den Landkarten gesehen hatte. So viele Jahre hatte ich die Schule nur mit ihren Koordinaten bezeichnet, als sei sie das Einzige gewesen, was an diesem Ort existierte. Mir fiel es schwer, mir dort eine wirkliche Stadt vorzustellen, in der vor der Epidemie Menschen gelebt hatten, eine Stadt, die Menschen Zuhause genannt hatten. »Sie kennen sie?«
    Ohne ein weiteres Wort schloss sie die Tür auf und ging hindurch, wobei sie genügend Platz ließ, dass ich an ihr vorbeigehen konnte.
    Nur ein einziges Licht brannte in dem langen Flur. Zwei Soldatinnen waren entlang des Korridors positioniert. Eine von ihnen blickte von einem abgegriffenen Buch mit einem Dinosaurier auf dem Cover auf – Jurassic Park stand darauf. »Kann sein, dass ich weiß, von wem Ihr sprecht«, sagte die Soldatin mit der Narbe. »Sie war in dem Jeep, mit dem ich hierhergekommen bin. Wir hatten rund zehn Mädchen bei uns.«
    Das nervöse, flaue Gefühl in meinem Magen kehrte zurück, als ich einen Blick in die Zimmer warf, in denen die Mädchen schliefen. Sie waren alle ungefähr in meinem Alter, einige etwas älter, und ihre Bäuche wölbten sich sichtbar unter den Decken. Sie konnten nicht weiter als im sechsten Monat sein – die Mädchen, die weiter waren, waren vermutlich als zu empfindlich für den Transport befunden worden.
    Nun, da ich ihnen so nahe war, kostete es mich alle Mühe, meine Fantasie im Zaum zu halten. Wie oft war ich durch die Stadt gegangen und hatte mir vorgestellt, dass Arden an meiner Seite wäre; wie oft hatte ich während der Teestunde am Nachmittag auf einen der leeren Stühle mir gegenüber gestarrt und mich gefragt, wie es wohl wäre, wenn Pip dort säße. Ich legte noch immer gewohnheitsmäßig ein Stück von meinem Schokoladenkuchen beiseite, weil ich wusste, dass Ruby ihn so mochte. Ich verstand, wie es gewesen sein musste, nach der Epidemie hierherzukommen, einer der Menschen zu sein, die alle Freunde, jedes Mitglied ihrer Familie verloren hatten. Die Geister meiner Freundinnen begleiteten mich zu jeder Zeit, wobei sie auftauchten und verschwanden, wenn ich am wenigsten damit rechnete.
    »Sie ist dort hinten«, sagte die Soldatin und deutete auf ein Feldbett am
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