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Eve & Caleb - 03 - Kein Garten Eden

Eve & Caleb - 03 - Kein Garten Eden

Titel: Eve & Caleb - 03 - Kein Garten Eden
Autoren: Anna Carey
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anderen Ende des Zimmers, direkt unter dem Fenster. Ich stand da wie angewurzelt und ließ den Blick über die Gesichter der Mädchen schweifen, deren Augenlider im Schlaf flatterten. Violet, ein dunkelhaariges Mädchen, das im Zimmer neben uns gewohnt hatte, lag auf der Seite, ein Kissen zwischen ihren Knien. Ich erkannte Lydia, die mit mir zusammen im Kunstkurs gewesen war. Sie hatte so viele Versionen immer derselben Tuschezeichnung angefertigt – eine Frau im Bett, die ein Handtuch an ihre Nase drückte, um die Blutung zu stillen.
    Es war, als wandle ich durch eine Traumlandschaft; vertraute Gesichter unter veränderten Umständen. Selbst nach allem, was ich wusste, konnte ich es nicht verstehen – selbst jetzt noch nicht. Ich ging auf Pip zu.
    Ihr Haar war gewachsen und fiel ihr in sanften Wellen über den Rücken. Sie lag mit dem Gesicht zur Wand unter dem Fenster zusammengerollt, eine Hand ruhte auf ihrem Bauch. »Pip – wach auf«, sagte ich, während ich mich auf das Feldbett setzte. Ich berührte sie am Ellenbogen und sie fuhr zusammen.
    »Was ist los?« Sie wandte den Kopf und ich konnte in dem schwachen Lichtschein ihr Gesicht sehen. Die hohen Wangenknochen, die dichten dunklen Augenbrauen, die sie immer so ernst erscheinen ließen. Es war Maxine, das Mädchen, das geglaubt hatte, der König würde zu ihrer Abschlussfeier kommen, nachdem sie die Unterhaltung einiger Lehrerinnen belauscht hatte. »Eve?«, fragte sie und setzte sich auf. »Was machst du denn hier?«
    »Ich dachte, du wärst Pip«, antwortete ich, während ich auf dem staubigen Feldbett zurückrutschte. »Ich hab dich nicht gleich erkannt.«
    Maxine starrte mich nur an. Ihre Haut hatte einen seltsam gelblichen Ton angenommen. Ihre Handgelenke waren wundgerieben, wo die Handfesseln gewesen waren. »Sie sind abgehauen«, sagte sie. »Pip, Ruby und Arden. Seit über drei Wochen hat sie niemand mehr gesehen.«
    Ich stand auf und suchte den Raum ein weiteres Mal ab, indem ich mir die Gesichter der Mädchen noch einmal genau anschaute. Als könnte ein zweites Mal hinzusehen ändern, was jetzt offensichtlich war. Warum hatte ich nichts von ihnen gehört? Hatte mein Vater davon gewusst und es vor mir geheim gehalten?
    Mein Blick blieb für einen Moment an Maxine hängen, an der blutbefleckten Watte, die in ihrer Ellenbeuge klebte. Ich brachte es nicht über mich, sie zu fragen, was in dem Gebäude passiert war, oder wie die Reise hierher gewesen war. Ich konnte nicht so tun, als stünden wir uns auf einmal nahe. Sie war für mich das Mädchen gewesen, mit dem ich in der Schule immer nur im Vorbeigehen einige Worte gewechselt hatte, um den neuesten Klatsch zu hören, der sich innerhalb der Schulmauern abspielte.
    Ich wandte mich zum Gehen, aber sie packte meinen Unterarm und hielt mich zurück. »Du wusstest es«, sagte sie. Sie legte den Kopf schief und musterte mich, als sähe sie mich zum ersten Mal. »Deshalb bist du abgehauen. Du hast ihnen geholfen zu entkommen, oder?«
    »Tut mir leid« war alles, was ich herausbekam.
    Die Soldatin betrat den Raum, um besser einschätzen zu können, was gerade passierte. Maxine ließ mich los. Ihre Augen wanderten zu dem Gewehr, das die Hände der Frau umklammerten.
    Ich drehte mich um und bahnte mir einen Weg zwischen den Feldbetten hindurch, wobei ich mir das Haar so ins Gesicht fallen ließ, dass die Mädchen, die beim Klang von Maxines Stimme hochgeschreckt waren und sich nun aufsetzten, mich nicht erkannten. Ich hielt den Atem an, bis ich aus dem Zimmer war.
    »Wie geht es Eurer Freundin?«, fragte die Soldatin.
    Meine Hände zitterten. Der Flur roch nach einer Mischung aus Staub und chemischem Reinigungsmittel. »Vielen Dank für Ihre Hilfe«, erwiderte ich, ohne die Frage zu beantworten.
    Sie öffnete den Mund, um noch etwas zu sagen, aber ich war bereits auf dem Weg die Treppen hinab und hielt nicht mehr an, bis ich hörte, wie die Tür hinter mir ins Schloss fiel.
    Sie waren fort. Das war es, was ich gewollt hatte, aber nun, da sie sich außerhalb der Schulmauern befanden, hatte ich keine Möglichkeit mehr, sie zu erreichen. Ihre beste Chance war Califia, so viel wusste ich, aber sie hätten mehr als drei Wochen gebraucht, um dorthin zu kommen.
    Ich hatte keine Ahnung, ob Pip oder Ruby überhaupt in der Lage waren zu reisen, ob Arden schwanger war, wann oder wie sie gegangen waren.
    Einen Moment lang hatte ich das Bedürfnis, zu Maxine zurückzugehen, um sie auszufragen, doch dann fielen mir ihre
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