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Ethan von Athos

Ethan von Athos

Titel: Ethan von Athos
Autoren: Lois McMaster Bujold
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wie Sie bei normalem Lauf der Ereignisse in einem Jahrzehnt ansammeln, verdienen Sie jetzt in nur einem Jahr. Das ist großzügig, meine ich.«
    Ethan hatte plötzlich eine ergreifende Vision von einem Holokubus auf seinem eigenen Schreibtisch, erfüllt mit Leben und Lachen. Ponys, ja wirklich, und lange Ferien mit Segelfahrten im Sonnenschein, bei denen er die Feinheiten von Wind und Wasser weitergab, wie sein Vater sie ihn gelehrt hatte, und das Durcheinander, den Lärm und das Chaos eines Heims, in dem die Zukunft sich tummelte … Aber er sagte niedergeschlagen: »Falls ich Erfolg habe, und falls ich zurückkomme. Und ich habe sowieso genügend Sozialdienstpunkte für anderthalb Söhne. Es hätte verdammt mehr bedeutet, wenn man genügend Punkte rausgerückt hätte, um meinen designierten Stellvertreter zu qualifizieren.«
    »Wenn Sie mir meine Offenheit verzeihen, Leute wie Ihr Pflegebruder sind gerade der Grund, weshalb Sozialdienstpunkte nicht übertragbar sind«, sagte Desroches. »Er ist ein charmanter junger Mann, Ethan, aber selbst Sie müssen zugeben, dass er völlig unverantwortlich ist.«
    »Er ist jung«, argumentierte Ethan mit Unbehagen. »Er braucht bloß ein bisschen mehr Zeit, um zur Ruhe zu kommen.«
    »Drei Jahre jünger als Sie, habe ich recht? Das ist doch Unfug. Er wird nie zur Ruhe kommen, solange er bei Ihnen schmarotzen kann. Ich glaube, Sie würden sich selber einen viel besseren Dienst erweisen, wenn Sie sich einen qualifizierten D.S. suchten und ihn zu ihrem Partner machten, anstatt zu versuchen, aus Janos einen D.S. zu machen.«
    »Lassen wir mein Privatleben aus dieser Sache draußen, ja?«, versetzte Ethan, der insgeheim getroffen war, dann fügte er etwas inkonsequent an: »Diese Mission wird es sowieso total durcheinanderbringen, nebenbei bemerkt. Tausend Dank.« Er kauerte sich auf dem Beifahrersitz zusammen, während der Wagen durch die Nacht sauste.
    »Es könnte schlimmer sein«, sagte Desroches. »Wir hätten wirklich Ihren Reservistenstatus bei der Armee aktivieren, das Ganze zu einem militärischen Befehl machen und Sie mit dem Sold eines Sanitäters hinausschicken können. Glücklicherweise waren Sie einsichtig.«
    »Ich hatte nicht geglaubt, dass Sie blufften.«
    »Das taten wir auch nicht.« Desroches seufzte und wurde ernster. »Wir haben Sie nicht zufällig ausgewählt, Ethan. Sie werden in Sevarin nicht leicht zu ersetzen sein.«
    Desroches setzte Ethan vor dem Gartenappartement ab, das dieser mit seinem Pflegebruder teilte, und bevor er weiterfuhr, zur Stadt hinaus, erinnerte er ihn daran, dass sie morgen im Reproduktionszentrum früh beginnen wollten. Ethan nahm es seufzend zur Kenntnis. Vier Tage. Nur zwei hatte er zur Verfügung, um seinen Oberassistenten in die neuen Pflichten einzuweisen, die ihm plötzlich zugefallen waren, und um seine persönlichen Angelegenheiten zu regeln – sollte er ein Testament machen? –, ein Tag blieb für die Unterrichtung in der Hauptstadt durch den Bevölkerungsrat, und dann sollte er sich im Raumhafen melden. Ethan erschien es unmöglich, dies alles in dieser kurzen Zeit zu erledigen.
    Im Reproduktionszentrum musste vieles einfach liegengelassen werden. Ihm fiel plötzlich der JJY-Sohn von Bruder Haas ein, mit dem es vor drei Monaten erfolgreich angefangen hatte. Ethan hatte geplant, persönlich bei dessen Geburt seines Amtes zu walten, so, wie er persönlich die Befruchtung durchgeführt hatte, Alpha und Omega, um – wenn auch nur kurz und stellvertretend – die erfreulichen Früchte seiner Bemühungen zu genießen. Nun würde er schon lange vor diesem Datum weg sein.
    Als er sich seiner Tür näherte, stolperte er über Janos’ Elektrobike, das achtlos zwischen den Blumenkübeln hingeworfen lag. So sehr Ethan auch Janos’ schöne idealistische Gleichgültigkeit gegenüber materiellem Besitz bewunderte, wünschte er sich doch, Janos würde sorgfältiger mit seinen Sachen umgehen – aber es war immer so gewesen.
    Janos war der Sohn des D.S. von Ethans eigenem Vater, die beiden hatten alle ihre Söhne zusammen aufgezogen, so, wie sie auch ihr Geschäft miteinander geführt hatten, eine Fischfarm an der Küste der Südprovinz, die zunächst ein Experiment gewesen, dann aber letztlich erfolgreich geworden war. Sie hatten ihrer beider Leben nahtlos miteinander verschmolzen. Zwischen Sohn und Pflegesohn war nie eine Grenze gezogen worden. Ethan, der Älteste, belesen und wissbegierig, war von Geburt an für höhere Bildung und
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