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Ethan von Athos

Ethan von Athos

Titel: Ethan von Athos
Autoren: Lois McMaster Bujold
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dieser traumatischen Genese sind. Das ist nicht ihre Schuld.«
    Der Vorsitzende klopfte wieder auf den Tisch. »Wir werden dies später fortsetzen. Wir stimmen dann also darin überein, unsere erste Entscheidung weiterzuverfolgen, von einem anderen Planeten Nachschub an Gewebekulturen zu bekommen …«
    Ethan, immer noch aufgebracht, machte sich Luft. »Meine Herren! Sie denken doch nicht daran, wieder zu diesen Spekulanten zu gehen …« Desroches zog ihn nachdrücklich wieder auf seinen Stuhl.
    »Aus einer respektableren Quelle«, schloss der Vorsitzende und warf Ethan einen eigenartigen Blick zu. Keine Missbilligung, eine Art von lächelnder, glatter Selbstzufriedenheit. »Meine Herren Delegierten?«
    Am Tisch ertönte zustimmendes Gemurmel.
    »Ich sehe allgemeine Zustimmung, somit ist der Vorschlag angenommen. Ich denke, wir sind auch einer Meinung, dass wir nicht den gleichen Fehler zweimal begehen, kein Kauf mehr, ohne die Ware gesehen zu haben. Daraus folgt, dass wir jetzt einen Beauftragten wählen müssen. Dr. Desroches?«
    Desroches stand auf. »Danke, Herr Vorsitzender. Ich habe mir über dieses Problem einige Gedanken gemacht. Natürlich muss der ideale Beauftragte vor allem über das technische Wissen verfügen, um die Kulturen beurteilen, auswählen, verpacken und transportieren zu können. Das engt die mögliche Auswahl beträchtlich ein. Er muss auch ein Mann von erwiesener Integrität sein, nicht nur, weil er für fast die gesamten ausländischen Devisen verantwortlich sein wird, die Athos in diesem Jahr aufbieten kann …«
    »Die gesamten«, korrigierte der Vorsitzende leise. »Der Allgemeine Rat hat heute Vormittag zugestimmt.«
    Desroches nickte. »Und nicht nur, weil die ganze Zukunft von Athos von seinem richtigen Urteil abhängt, sondern auch, weil er die moralische Festigkeit haben muss, alldem zu widerstehen … hm … das ihm dort draußen … äh … begegnen mag.«
    Frauen, natürlich, und was immer sie den Männern antaten. Meldete sich Roachie freiwillig? überlegte Ethan. Er kannte sich sicherlich in den technischen Dingen aus. Ethan bewunderte seinen Mut, selbst, wenn seine Selbstbeschreibung schon leicht aufgeblasen klang. Ethan nahm es ihm nicht übel. Für Desroches bedeutete es schon etwas, seine beiden Söhne, die er sehr liebte, ein ganzes Jahr allein zu lassen.
    »Er sollte auch ein Mann ohne Verantwortung für eine Familie sein, damit seine Abwesenheit seinem designierten Stellvertreter keine allzu große Last aufbürdet«, fuhr Desroches fort.
    Jedes bärtige Gesicht am Tisch nickte verständnisvoll.
    »… und schließlich sollte er ein Mann mit Energie und Überzeugung sein, der durchhält, ungeachtet der Hindernisse, die das Schicksal oder … hm … was auch immer ihm in den Weg stellen mag.« Desroches’ Hand packte Ethans Schulter fest, der Ausdruck selbstzufriedener Zustimmung auf dem Gesicht des Vorsitzenden wurde zu einem breiten Lächeln.
    Ethan blieben seine halbformulierten Worte des Glückwunsches und des Bedauerns im Hals stecken. Durch sein vorher so wütendes Hirn lief nur ein hilfloser Satz, der sich immer wiederholte: Das werde ich Ihnen heimzahlen, Roachie …
    »Meine Herren, ich schlage Ihnen Dr. Urquhart vor.« Desroches setzte sich und grinste Ethan fröhlich zu. »Stehen Sie jetzt auf und reden Sie«, drängte er ihn.
     
    Auf der Rückfahrt nach Sevarin herrschte in Desroches’ Bodenwagen lange ein verdrossenes Schweigen, das Desroches endlich etwas nervös brach. »Sind Sie schon bereit zuzugeben, dass Sie das schaffen?«
    »Sie haben mich da reingelegt«, knurrte Ethan schließlich. »Sie und der Vorsitzende hatten alles zuvor abgekartet.«
    »Wir mussten. Ich rechnete damit, dass Sie zu bescheiden wären, um sich freiwillig zu melden.«
    »Bescheiden, verdammt. Sie haben bloß gerechnet, dass ich leichter festzunageln wäre, wenn ich kein bewegliches Ziel darstellte.«
    »Ich dachte, Sie seien der beste Mann für die Aufgabe. Wenn man den Rat seinen eigenen Überlegungen hätte folgen lassen, dann weiß Gott der Vater, wen man ausgewählt hätte. Vielleicht diesen Idioten Franklin von Barca. Würden Sie die Zukunft von Athos in seine Hände legen wollen?«
    »Nein«, stimmte Ethan widerstrebend zu, dann wurde er hart. »Ja doch! Lassen Sie ihn dort draußen verlorengehen.«
    Desroches grinste, seine Zähne glitzerten von den Lichtern auf dem Armaturenbrett. »Aber die Sozialdienstpunkte, die Sie bekommen – denken Sie daran! Drei Söhne, soviel,
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