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Eternal - In den Armen des Vampirs

Eternal - In den Armen des Vampirs

Titel: Eternal - In den Armen des Vampirs
Autoren: V. K. Forrest
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Arlan wollte umkehren und sich zurück auf die frisch gestrichene weiße Veranda retten. Dieser Teil wünschte sich, auf der Suche nach einem leckeren Maulwurf oder einer Maus um die Nebengebäude hinter dem Farmhaus herumzuschnuppern. Er hätte sich am liebsten in einen Strauß gemorpht und den Kopf in den Sand gesteckt … Natürlich nur im übertragenen Sinn. Er pflegte sich nicht in Strauße zu morphen.
    Aber Fia brauchte sein Urteil. Fia brauchte
ihn
, und er hätte ihr sowieso nichts abschlagen können. Niemals. Deshalb folgte er seinem getigerten Freund, der mittlerweile langsamer geworden war. Sie gingen um die behandschuhten Männer und Frauen herum, die im Flüsterton miteinander sprachen.
    Fia hatte ihn vorgewarnt: Er sollte sich auf etwas gefasst machen, wenn er die Opfer sah. Die Krankenwägen standen schon bereit, um die Leichen abzutransportieren, aber die Toten waren noch unberührt. Die fotografische Dokumentation und die Beweisaufnahme durch das Ermittlungsteam waren noch in vollem Gange.
    Arlan dachte, dass er vorbereitet war, als er unter den Baum trat, nur einen Schritt hinter seinem Katzenfreund. Er hatte schon so viele Tote gesehen. Und auch selbst ein paar auf dem Gewissen.
    Er war nicht vorbereitet.
    Einen Moment lang stand Arlan nur da und blinzelte. Der Anblick, der sich seinen schrägen Katzenaugen unter dem bildschönen Baum bot, schien aus einem schlechten Horrorfilm zu stammen. Es wirkte surreal. Ihre Gesichter waren wächsern. Ihre offenen Augen gallertartig. Ihre Arme unnatürlich verdreht.
    Der Tiger gab ein ersticktes Miauen von sich, während es Arlan fast den Boden unter den Pfoten weggezogen hätte. Nicht vor Angst. Er fürchtete sich nicht vor den Toten. Viel mehr fürchtete er sich vor den Lebenden. Aber er war so schockiert, so bestürzt. Er dachte, dass er eigentlich schon das Schlimmste gesehen hatte, was Menschen Menschen antun können.
    Offenbar hatte er das nicht.
    Fünf Köpfe.
    Zehn Arme, die sich über den Köpfen dem Himmel entgegenreckten.
    Tote Menschen.
    Alle bis zum Kinn begraben.
    Lebendig begraben, wie Fia ihn gewarnt hatte. Und dann erdrosselt. Einer nach dem anderen.
     
    Mit jedem Schritt, den Macy dem Farmhaus näher kam, fühlte sie sich schlechter. Er war nicht hier, aber er war hier
gewesen
. Sie spürte das letzte Verwehen seiner Präsenz. Sie konnte ihn in der warmen Abendluft fast riechen. Er verhöhnte sie.
    Macy hatte gedacht, dass sie Angst davor haben würde, heute hierherzukommen. Sie hatte immer Angst. Sie ging immer zum Tatort, manchmal nur Stunden, manchmal auch Tage und Wochen später, aber sie ging immer wie von einem unsichtbaren Faden gezogen. Doch heute Abend war etwas anders.
    Je näher sie der unübersichtlichen Menge aus Fernsehteams, Cops, medizinischem Personal und Gaffern kam, desto angespannter wurde sie. Aber etwas an diesem Gefühl war anders als früher. Anders als all die anderen Male, als sie sich seinen grauenvollen Stillleben genähert hatte.
Danach.
Während sie im Weitergehen darüber nachdachte, stellte Macy überrascht fest, dass es nicht Angst war, die sich in ihrer Magengrube zusammenballte und ihr die Luft abzuschneiden drohte. Es war auch nicht Schrecken, der ihren Mund austrocknete und ihre Ohren summen ließ. Es war Zorn, unverfälscht und nackt.
    Zorn auf ihn. Zorn auf sich.
    Als sie zu der Menge stieß und ihre Furcht spürte, kam ihr der Gedanke, dass sie es leid war, Angst zu haben. Sie war es leid davonzulaufen. Leid, sich zu verstecken. Leid, Häuser zu mieten, Handys zu kaufen, und leid, aus dem Kofferraum ihres Wagens zu leben. Sie war zornig auf ihn, dass er ihr das antat, und noch zorniger auf sich, dass sie es zuließ.
    Das Gefühl, das sie überkam, war so überwältigend, dass sie einen Moment lang stehen bleiben musste, um wieder zu Atem zu kommen. Niemand schien sie zu bemerken. Es war, als sei sie unsichtbar.
    Macy starrte auf den Helikopter, der hoch über dem Farmhaus kreiste, und nahm dann nach Norden Reißaus, wie um dem Schrecken zu entfliehen, von dem sie wusste, dass er irgendwo jenseits der gelben Absperrungen auf sie wartete.
    Wie hatte sie zulassen können, dass das aus ihrem Leben wurde? Wie hatte sie zulassen können, dass er ihr das antat? Es wäre besser gewesen, wenn sie ihm schon vor Jahren erlaubt hätte, sie umzubringen.
    War es etwa das, worum es ging? Ließ er sie nur am Leben, um sie zu quälen?
    Macy wollte den Kameras und Mikrofonen aus dem Weg gehen und machte einen Bogen um
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