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Eternal - In den Armen des Vampirs

Eternal - In den Armen des Vampirs

Titel: Eternal - In den Armen des Vampirs
Autoren: V. K. Forrest
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stehen. Sobald Regan Romano an eine abgelegene Stelle zwischen den Ruinen gelockt hatte, sollte die Liquidierung stattfinden, so wie der Hohe Rat es angeordnet hatte. Arlan und Regan würden es gemeinsam tun. Zwei Dolche. Nach dem alten Gesetz des Clans waren zwei erforderlich.
    Aber Regan war nicht da, und die Zeit wurde knapp. Wenn ihnen Romano entwischte, wusste niemand, wann die Planeten und Monde erneut so günstig stehen würden, wann sich wieder die Gelegenheit bieten würde, Romano zu schnappen, oder wie viele Kinder in der Zwischenzeit noch ihre Unschuld würden verlieren müssen.
    Das derbe Lachen der Frau kam näher, wurde lauter. Arlan hörte die Stimme einer zweiten Frau. Sie sprachen Griechisch. Beide waren betrunken oder high oder beides. Er erhaschte einen Blick auf einen kurzen Rock und lange nackte Beine. Prostituierte. Nach Einbruch der Dunkelheit, wenn die Museen schlossen und die Touristen in die sicheren Straßen der Plaka zurückgekarrt wurden, erwachte hier die Unterwelt von Athen zum Leben. Vom Areopag im Schatten der beleuchteten Akropolis aus konnte man die ganze Stadt sehen – und Drogen und Sex kaufen. Und Kinder.
    Arlan fasste einen Entschluss. Es blieb keine Zeit, den Rat anzurufen. Keine Zeit, weitere Instruktionen abzuwarten. Der Clan hatte diesen Bastard achtzehn Monate beobachtet. Sie konnten es sich nicht leisten, ihn gehenzulassen. Die Verpflichtung des Clans gegenüber Gott ließ das nicht zu.
    Eben noch war Arlan ein Mittdreißiger in Jeans und schwarzer Lederjacke gewesen, doch jetzt verwandelte er sich in ein fünfzig Kilo schweres Hundewesen mit räudigem Fell und gelben Augen. Das Morphen, wie er es nannte, fiel ihm leicht, so leicht wie das Überstreifen eines Lederhandschuhs.
    Sobald die äußere Verwandlung beendet war, fühlte Arlan auch die in seinem Innern. Sein Urteilsvermögen wurde verschwommener. In diesem Tierkörper lebte er für den Moment. Inmitten des Geruchs zahlreicher Gefahren musste er seinen Verstand zwingen, die Kontrolle über die Kreatur zu behalten.
    Arlan sprang hinter einen Felsen. Dann überquerte er hinter den Frauen den Fußpfad; sein Schwanz streifte sogar einen Rock. Eine der Prostituierten fluchte, erst auf Griechisch, dann auf Italienisch, aber sie blieben nicht stehen. Hunderte wilder Hunderudel strichen durch die Straßen von Athen. Die Einwohner der Stadt beachteten sie kaum. Arlan wusste, dass er für die Frauen nur einer von vielen war.
    Romano würde erst in ein paar Minuten auftauchen, und so hatte Arlan genug Zeit, sich umzusehen und zu planen, wie er allein die Hinrichtung vollstrecken sollte. Er überlegte, ob es sicherer war, in menschlicher Gestalt aufzutreten oder so wie jetzt, als vierbeiniger Räuber, während er eine felsige Anhöhe erklomm, die am Rande des silbrigen Lichtscheins der Akropolis lag und mit dem Schatten eines Olivenhains verschmolz.
    Es war nun vollkommen dunkel. Nachts spukte es an solchen alten Orten oft. Man konnte zwar so tun, als ob man die Geister nicht bemerkte, aber leugnen konnte man ihre Anwesenheit nicht. Das rauhe gelbe Haar entlang seiner Wirbelsäule sträubte sich, während ihm der Geruch eines Wesens in die Nase stieg, das nicht lebte, aber auch nicht ganz tot war. Aus seinem tränenden Augenwinkel sah er eine nebelhafte menschliche Gestalt über dem Fußpfad schweben.
    Manche Leute sagten, dass Geister keine eigene Erscheinungsform besaßen, sondern nur Erinnerungen waren, die die Vergangenheit hinterlassen hatte. Arlan wusste nicht, was sie waren; er wusste nur, dass er dieses Gefühl, beobachtet zu werden, nicht mochte. In den letzten Monaten hatte er bereits ähnliche Begegnungen erlebt – im Colosseum in Rom, im englischen Stonehenge und auf dem blutgetränkten Schlachtfeld von Culloden in den schottischen Highlands.
    Arlan trottete mit gesenktem Kopf und heraushängender Zunge an der Erscheinung vorbei. Seine gelben Augen nahmen die Umgebung in sich auf. Dank seiner langgezogenen Schnauze und seines geschärften Geruchssinns nahm er Dinge wahr, die nur Gottes vierbeinigen Geschöpfen vorbehalten waren.
    Kieselsteine stachen ihm in die Ballen seiner Pfoten, während er dem Weg folgte, über den sich tagsüber Touristenströme wälzten. Die Agora war früher der Marktplatz gewesen, ein öffentlicher Bereich und wichtiger Treffpunkt des griechischen Stadtstaates. Hier war nicht nur Handel getrieben worden, dieser Platz hatte den Bürgern auch als Versammlungsort gedient. Man hatte sich
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