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Eternal - Die Vampire von Clare Point

Eternal - Die Vampire von Clare Point

Titel: Eternal - Die Vampire von Clare Point
Autoren: V. K. Forrest
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die blauhaarigen Damen, bewunderten nun mal den authentischen Baustil der Jahrhundertwende. Das kuschelige Flair, das diesen Häusern zu verdanken war, brachte der Stadt innerhalb von drei kurzen Monaten 95 Prozent der jährlichen Einkünfte ein.
    Vor dem Postamt von Clare Point gab es keine Parkuhren – dies war schließlich eine freundliche Stadt, die ihre Besucher mit offenen Armen empfing … nun ja, zumindest vom Memorial Day bis zum Labor Day. Das Postamt war das einzige Gebäude aus Stein in der ganzen Straße. Es war ursprünglich eine Bank gewesen und in den dreißiger Jahren aus grauen Sandsteinblöcken erbaut worden, die man von Norden, aus Pennsylvania, herangekarrt hatte. Das Gebäude sah verheißungsvoll aus, trutzig, respekteinflößend, sicher. Mit seiner Plakette, die es als Sehenswürdigkeit auswies, und der allgegenwärtigen amerikanischen Flagge, die hoch droben im Wind flatterte, hatte es auf Fia immer wie eine uneinnehmbare Festung gewirkt. Als alte Frau hatte sie darin sogar eine Nacht zugebracht, während draußen Hurrikan Hazel tobte.
    Wo war dieser Schutz letzte Nacht gewesen, als Bobby ihn gebraucht hätte?
    Onkel Seans blauer Streifenwagen war das einzige Fahrzeug vor dem Gebäude. Sie zog die Handbremse an, griff nach Handy und Digitalkamera, steckte sie in die Taschen ihres Blazers und stieg aus dem Wagen. Das gelbe Absperrungsband, das den Zugang zum Postamt verwehrte, tanzte im Wind. Sie fragte sich, woher das Band kam. Seitdem es erfunden worden war, hatten sie es noch nicht in Clare Point gebraucht.
    In einigem Abstand sah Fia auf dem Gehweg Anna Ross und ihre Schwester Peigi stehen; sie waren beide Mitte sechzig und sprachen leise miteinander. Schnell drehte sie sich um, damit sie sie nicht erkannten. Trotzdem entdeckten sie Fia, liefen auf sie zu und riefen ihren Namen, doch sie schlüpfte unter dem Absperrungsband durch und eilte die Treppe hinauf, noch bevor sie die beiden erreicht hatten. Oben im Postamt versperrte sie sofort die Tür hinter sich. Auch den altmodischen Rollladen ließ sie herunter.
    »Wie lange hast du hergebraucht?« Sean Kahill hatte selbst nach all den Jahrhunderten noch immer einen leichten irischen Akzent.
    Fia drehte sich um. Die Frage überraschte sie. Sie erschien ihr … nun ja, seltsam unter diesen Umständen. Aber Onkel Sean war schon immer so gewesen. Es war ihm noch nie leichtgefallen, sich auf das Wesentliche zu konzentrieren.
    »Es tut mir leid, dass es so lange gedauert hat.« Keine fünf Minuten in der Stadt, und schon entschuldigte sie sich. »Ich musste erst noch nach Hause fahren. Ein paar Sachen packen und jemanden organisieren, der meine Katze füttert.« Sie nahm die Sonnenbrille ab und steckte sie in die Brusttasche ihres Blazers. Als sie auf ihren Onkel zuging, klackten die Absätze ihrer Stiefel auf dem polierten Steinboden; das Echo brach sich an den Wänden der Lobby.
    Sie roch das Blut im Gebäude.
Schmeckte es.
    Rauch war auch dabei, mit einer ekelhaften, unverwechselbaren Note. Sie schluckte hart. Natürlich hatte sie es gewusst. Und doch … sie war nicht darauf vorbereitet. Wie bereitete man sich überhaupt auf den Gestank verbrannten Fleisches vor?
    Sie fing den Blick ihres Onkels auf. Sean Kahill war ein großer Mann, wie alle Kahills, wahrscheinlich knapp 1 Meter 90 in seinen besten Zeiten, jetzt mit einem kleinen Bauch. Er war Anfang sechzig, und sein graumeliertes Haar war militärisch kurz geschnitten. Seine dunkelblaue, kurzärmelige Uniform mit dem glänzenden goldenen Abzeichen war leicht zerknittert.
    »Erzähl mir, was zur Hölle hier passiert ist, Onkel Sean.« Fia hatte bereits genug vom Smalltalk. »Und lass uns professionell vorgehen. Streng nach den Ermittlungsrichtlinien.«
    In der Lobby gab es keine Anzeichen für ein Feuer. Keine Anzeichen für irgendwelche Absonderlichkeiten. Jeder einzelne Schalter sah ordentlich und aufgeräumt aus. All die billigen schwarzen Plastikkugelschreiber hingen an ihren Ketten und steckten in den dafür vorgesehenen Haltern; die verschiedensten Formulare lagen fein säuberlich in ihren Fächern. »Wie konnte das nur passieren?«, murmelte sie. »Wie konnte Bobby …«
    Fee, du brauchst dir keine –
    Sie brauchte eine Sekunde, um zu begreifen, dass sie ihn telepathisch gehört hatte, nicht akustisch. Trotzdem sträubten sich beim Klang seiner Stimme die Härchen auf ihren Armen.
    Die festen Schritte eines Mannes näherten sich. Es musste noch jemand im Gebäude sein. Gehörte
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