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Etenya Saga - Band 1: Soyala - Zeit der Wintersonnenwende (German Edition)

Etenya Saga - Band 1: Soyala - Zeit der Wintersonnenwende (German Edition)

Titel: Etenya Saga - Band 1: Soyala - Zeit der Wintersonnenwende (German Edition)
Autoren: Unknown
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Olivia morgens zum Bus schlenderte, und verlieh der Wohngegend einen noch tristeren Anstrich. Es war, als wolle ihre Umgebung das Spiegelbild ihres Inneren sein, denn genauso fühlte sich ihr Leben plötzlich an. Trostlos.
    In den letzten zwei Tagen hatte sie ihren unbekannten Fremden, der ständig in ihren Gedanken herumgeisterte, nicht getroffen.
    Nur einmal war es ihr gelungen, ihn an der Bushaltestelle zu entdecken, doch bei seinem Anblick hatte sie sofort der Mut verlassen. Statt sich zu beeilen, um mit ihm zusammen einsteigen zu können, hatte sie lieber mit Absicht herumgetrödelt und den Bus einfach wegfahren lassen.
    Im Nachhinein betrachtet war es nahezu idiotisch gewesen, so eine Chance willentlich verpasst zu haben. Dieses Eingeständnis trübte Olivias Laune nur umso mehr und gab ihr zu allem Überfluss das Gefühl, feige zu sein.
    Es war der letzte Tag vor den Herbstferien, und die Aussicht auf ein Wiedersehen in den nächsten zwei Wochen wurde immer unwahrscheinlicher. Diese Vorstellung stimmte Olivia traurig.
    Mit Tatjana hatte sie sich zum Glück vertragen und ihr erklärt, dass es eigentlich nichts über sie und den Fremden zu erzählen gab. Am Donnerstag hatte sie ihre erste Deutschklausur geschrieben und abends wurde für den großen Auftritt geprobt. Colin war ihr gegenüber zunächst etwas distanziert gewesen, aber auch das legte sich wieder. Später hatte er sie nach Hause gebracht, wobei er keinen weiteren Versuch unternommen hatte, ihr zu nahezukommen, sondern war ganz der Alte gewesen.
    Aber egal, was sie tat oder mit wem sie zusammen war, Olivia ertappte sich ständig dabei, wie sie an den Fremden dachte und hoffte, ihn bald wiederzusehen.
    Auf dem Weg zum Bus suchte sie in ihrer Jackentasche nach ihrem iPod. Paul hatte bei der letzten Probe auf seinem Keyboard den Vorschlag für einen neuen Song vorgespielt, den er ihr sofort als Instrumentalversion aufgenommen hatte. Während der Fahrt wollte Olivia schon einmal ein Gefühl für die Melodie bekommen, und vielleicht fiel ihr gleich ein passender Text dazu ein.
    Müde, und bereits in die Musik aus ihren Kopfhörern eingetaucht, durchzuckte es sie wie ein Blitz und ließ sie sofort hellwach werden. Nachdem sie um die letzte Ecke ihres Weges gebogen war, erblickte sie ihren Unbekannten. Er lehnte allein an der Aussenseite der Haltestelle und hatte ein Buch in der Hand, in das er vertieft zu sein schien.
    Vor Schreck wäre sie fast stehen geblieben, konnte sich aber gerade noch zusammenreißen und ging langsam weiter. Irritiert fragte sie sich, was sie als Nächstes tun sollte.
    Ihr Herz begann zu rasen, ihre Hände wurden feucht und ihr Körper versteifte sich vor Aufregung. In diesem Zustand konnte sie unmöglich an ihm vorbeistelzen. Aber soweit abseits wollte sie auch nicht stehen bleiben.
    Also nahm sie all ihren Mut zusammen, ging geradewegs weiter und versuchte seine Anwesenheit auszublenden, bis sie sicher auf der anderen Seite der Bushaltestelle ankam.
    Dies gelang ihr ausgesprochen gut und sie hätte fast schon begonnen, innerlich fröhlich zu pfeifen, da passierte es.
    Als sie genau auf seiner Höhe angelangt war, spürte sie förmlich, wie sich sein Blick auf sie richtete und jede ihrer Bewegungen verfolgte. Ein prickelndes, warmes Gefühl breitete sich rasend schnell auf ihrem Gesicht aus. Sie konnte kaum glauben, dass er sie tatsächlich wahrnahm. Deshalb dachte sie zuerst auch, dass sie sich verhört hätte, als seine samtene Stimme plötzlich leise zu ihr sagte: „Oh, hi!“
    Sprach er mit ihr?
    Sie schaute ihn verdutzt an und sah, wie er sie anlächelte.
    Was tat man denn in solchen Momenten?
    Das war wirklich ein umwerfendes Lächeln …
    Vielleicht sollte ich antworten, schoss es ihr hektisch durch den Kopf. So gelassen wie möglich hauchte sie also ebenfalls einen kurzen Gruß in seine Richtung, um dann langsam und äußerst konzentriert weiterzugehen. Bedächtig achtete sie auf jeden Schritt, damit sie bloß nicht über ihre bleischweren Beine stolperte oder sogar gegen die Haltestellenwand krachte.
    Trotz der Aufregung eroberte ein heimliches Lächeln unaufhaltsam ihr Gesicht.
    Sie standen nur einige Schritte voneinander entfernt, und Olivia wurde plötzlich bewusst, dass sie weitere zehn Minuten Wartezeit vor sich hatten. Wie sollte sie sich nur verhalten?
    Was würde wohl als Nächstes passieren? Oder blieb diese Begrüßung alles, was sie je miteinander zu tun haben würden?
    Einen Moment lang schaute sie auf ihre
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