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Esther Friesner

Titel: Esther Friesner
Autoren: Die Katze läßt das Zaubern nicht
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dabei ihre Schminke zu verschmieren oder ihr Haar durcheinanderzubringen. Während sie jammerten - was sie nie allzu schrill taten -, zerrissen sie kunstgerecht gerade genug von ihren leuchtenden Schleiern, um ihre besten Seiten zur Geltung zu bringen.
    Auch das konnte ich nur bewundern.
    All dies geschah zum Wohle der Herren ein Stockwerk darüber.
    Diese schwarzgekutteten Ehrenmänner waren die engsten Kollegen des großen Hexers, die herbeizitiert worden waren, um seinen Tod zu bezeugen. (Meister Thengor hatte keine Freunde. Eine Lektion, die er uns immer und immer wieder erteilte, lautete, daß die korrekte Bezeichnung für einen Hexer mit vielen Freunden >Leiche< war.) Die Männer der Magie schritten majestätisch die ihnen zugewiesene Ebene von Meister Thengors Bett ab und murmelten finster vor sich hin. Sie hielten nur gelegentlich inne, um ein grimmiges Kopfnicken auszutauschen oder den bald schon arbeitslos werdenden Damen ein Stockwerk tiefer flirtend ein »Juuhuu!« zuzurufen.

    Und schließlich, auf dem Gipfel der siebenschichtigen Plattform, direkt unter der Buntglaskuppel des höhlenähnlichen Raums, stand das Bett des großen Hexers selbst.
    Diese Ebene war breit genug, um Thengors Bett, seine Frau und sechs ihm aufwartende Ärzte aus den sechs Schulen der Heilkunst aufzunehmen: Krauter-, Wärme-, Kristall-, Mental-, Haut- und chiropraktische Heilkunde. Alle starrten sie entsetzt auf das immer noch qualmende Werk des Hexers unten am Boden hinab.
    »Mein Gebieter, du solltest dich nicht zu sehr erschöpfen.« Die Edelfrau Inivria klang erschöpft genug für zwei.
    Nach all den vielen Jahren mußte sie eigentlich wissen, daß die Akustik des großen Gemachs so gut war, daß auch ihr leisestes, intimstes Flüstern für jedermann im Raum deutlich vernehmbar war.
    Aber vielleicht war es ihr auch egal. »Ein einfacher Tadel hätte genügt. Du wirst dich noch zugrunde richten, bevor du deine Angelegenheiten geregelt hast.«
    »Was? Wie war das, Frau?« Tot oder nicht, Meister Thengor war immer noch zänkisch genug, um es mit einer ganzen Horde bettwunder Stiere aufzunehmen. »Willst du mir etwa vorschreiben, was ich zu tun habe? Erinnerst du dich noch an die letzte Frau, die versucht hat, mir Vorschriften zu machen?«
    Die Edeldame Inivria seufzte. »Die letzte Frau, die dir Vorschriften machen wollte, war die Meisterin Jeska Erntetrug, die beste Ärztin in ganz Orbix. Sie hat dir gesagt, du sollst nicht so viel gedämpfte Lampreten essen.«
    Thengor wurde plötzlich verdrießlich. »Ich mag nun mal gedämpfte Lampreten.«
    »Nur ein Jammer, daß die dich nicht mögen, sonst würdest du jetzt nicht daran sterben, mein Liebster«, fügte sie ohne große Gefühle hinzu, »und die arme Meisterin Erntetrug wäre jetzt auch nicht über alle fünf Königreiche verstreut.«
    Thengor gluckste. »Da war es wohl aus mit dem Trug! Ha!
    Genau wie diese ganzen kleinhirnigen Ärzte: Kaum verstößt man gegen ihre Vorschriften, schon sind sie völlig aufgelöst. Die Frau hatte vielleicht Nerven! Ich habe ihr doch gesagt, daß ich gedämpfte Lampreten mag.«
    Inivria seufzte erneut. »Ja, Liebster. Und du hast auch gesagt, daß du noch einmal alle deine Studenten sehen möchtest, bevor du stirbst. Ich habe sie hergeholt, genau wie du wolltest. Und was soll ich jetzt mit ihnen machen?«
    Die schwarzen Augen des alten Hexers funkelten. »Sie sollen sich in einer Reihe aufstellen«, entschied er. »Und zwar ihren Leistungen nach. Und dann soll jeder von ihnen allein an mir vorbeikommen.«
    Inivrias Augen verengten sich vor Mißtrauen. »Du hast doch wohl nicht vor, sie alle abzumurksen, oder?«
    »Also wirklich, Frau, was für ein Gedanke!« Thengor gab ein unschickliches Schnalzen zum besten. »Wozu die Mühe?
    Wir haben ihre Studiengebühren bereits für ein volles Jahr kassiert, und die Allgemeinen Geschäftsbedingungen der Akademie schließen eine Rückerstattung aus. Nein, sollen sie nur leben, sollen sie nur leben! Ich will bloß den unteren Graden mitteilen, wo sie sich einschreiben können, um ihre Studien fortzusetzen, ein paar aus den oberen Klassen empfehlen, sich als Lehrlinge bei dem alten Meister Gurf, bei Meister Dwimmermet und bei Meister Wasnbart zu verdingen - das ist der da hinten, der gerade Brinda Süßhand zuzwinkert und - he! Ich kann euch sehen! Hört sofort auf, ihr beiden!
    Noch bin ich nicht tot! Brinda, mein Mädchen, falls du glauben solltest, du und dieser alte Ziegenbock, ihr wärt eine heiße
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