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Esther Friesner

Titel: Esther Friesner
Autoren: Die Katze läßt das Zaubern nicht
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hat, daß er tapfer genug war, sie zu küssen und den Zauber des Apfels zu brechen, während alle Welt glaubte, sie sei tot.«

    »Ich weiß«, stimmte Mysti mir zu. Während des letzten Abendessens in Gladderadatsch hatte dieser langweilige Mann sie stundenlang in die Mangel genommen. »Wenn du mich fragst, war das keine Tapferkeit, sondern die pure Verzweiflung. Kein lebendes Mädchen hätte lange genug stillgehalten, damit der sie küßt. Wie jemand nur auf den Gedanken kommen konnte, ausgerechnet den auf den Namen Charmeur zu taufen …!«
    »Seine Eltern hatten seinen älteren Bruder bereits Prinz Widerling getauft. Also, laß uns nicht hingehen.«
    »Wir müssen aber.«
    »Laß uns sagen, wir wären krank.«
    »Willst du wirklich, daß König Steffan schon wieder mit einem Genesungsgeschenk hier aufkreuzt?«
    »Nein.« Darüber brauchte ich gar nicht erst nachzudenken.
    »Pfaunudelsuppe und die gesammelten Werke von Raptura Eglantine.
    Und ich mußte die ganze Suppe aufessen, während er zusah. >Wir können schließlich nicht zulassen, daß unserem Hofzauberer irgendein Leid zustößt<, hat er gesagt. Der sollte mal diese Suppe probieren!«
    »Was soll ich mit den Äpfeln machen?«
    »Schmeiß sie in den Graben.«
    Mysti zog eine Schnute. »Das habe ich schon versucht.
    Die Schleimwürmer haben sie zurückgeworfen. Außerdem haben sie einen Mietschreiber angeheuert, um uns die Mitteilung zu übersenden, daß sie, sollten wir das noch einmal versuchen, Beschwerde beim Aufsichtsamt einlegen werden. Danach haben sie den Mietschreiber aufgefressen. Der Graben ist selbst für sie schon zu scheußlich geworden. Sie fordern einige Veränderungen.«
    Ich streckte mich wieder aus und zerrte mir das Kissen über das Gesicht. »Tun wir das nicht alle.«
    Mysti riß das Kissen fort. »Was?«
    »Ich sagte, vielleicht gehören wir gar nicht hierher. Vielleicht sollten wir lieber umziehen.«
    Die Welfie blickte mich streng an. »Bist du verrückt geworden? Der König persönlich hat dir Meister Thengors früheren Palast umsonst überlassen, und da willst du fort?«
    »Er ist viel zu groß, zu zugig, zu schwer zu beheizen, es ist unmöglich, genügend Dienstboten zu bekommen, um den Palast richtig zu verwalten, weil ich auch nicht genügend Bargeld habe, und außerdem ist da immer noch ein Riesenloch im Dach des Hauptschlafzimmers.«
    »Sicher, der Palast braucht ein paar kleinere Schönheitsreparaturen«, meinte Mysti achselzuckend. »Das Heizungsproblem ist gelöst, sobald du die Lektion über das Zitieren von Feuerirrwischen abgeschlossen hast. Aber lern zuerst einmal die mit den Wasserleuchtern: Das Leitungssystem ist in einem furchtbaren Zustand, und wenn wir den Graben noch einmal benutzen, werden die Schleimwürmer sogar vor dir ausziehen.«
    Ich stemmte die Ellenbogen auf die Knie. »Gefällt es dir hier etwa?«
    »Nein«, gestand sie. »Aber wo soll ich schon hin? Wenigstens ist es groß genug, daß du mich nicht zu sehen brauchst, wenn du nicht willst.« Sie wandte den Blick ab.
    Ein Dutzend verschiedener Worte kam mir auf die Lippen und verschied ungesagt. Ich wußte, was Mysti dachte: Du hängst mit mir fest, weil der Rat das so beschlossen hat. Seitdem der König Scandal als Schoßtier mitgenommen hat, bin ich die einzige Besitzerin Persönlicher Magik, die du noch kennst. Du kannst deine Magik nicht ohne mich benutzen, aber der König will, daß du sie benutzt, und deshalb muß ich bei dir bleiben, ob du mich haben willst oder nicht.
    Deshalb leben wir unter einem Dach und gehen gemeinsam zu sämtlichen albernen Abendessen von König Steffan, genau wie die richtigen verheirateten Paare. Aber ich weiß, daß wir das nicht sind.
    Ich weiß, daß du mich überhaupt nicht haben willst.
    Was sie nicht wußte, war, daß sie sich irrte.
    Was ich nicht wußte, war, wie ich es ihr sagen sollte.
    »Vielleicht wäre es ja besser, du würdest dich auf die Suche nach den Resten von Meister Thengors Magik machen, wie du es ja ohnehin andauernd ankündigst«, fuhr Mysti fort. »Du könntest während der Reise weiterstudieren, und wir würden alle möglichen interessanten Orte sehen, neue Leute kennenlernen, und die frische Luft würde uns beiden guttun.« Ich erwiderte nichts. »Na, denk mal drüber nach. Ich werde jetzt hinaus zum Sumpf gehen und versuchen, diese Äpfel an die Voondrabs zu verfüttern.«
    Sie schloß meine Schlafzimmertür hinter sich. Ihre eigene befand sich am anderen Ende des Palasts. Das Zimmer, das ich
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