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Esther Friesner

Titel: Esther Friesner
Autoren: Die Katze läßt das Zaubern nicht
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geworden.
    Mysti kniete sofort neben ihm nieder, legte den Kopf auf seine Brust, um seinen Herzschlag abzuhorchen. Plötzlich riß sie die Augen weit auf und stieß einen markerschütternden Schrei aus Ich rechnete schon damit, daß sie gleich mit blauen Lippen umkippen würde. Doch statt dessen zeigte sie mit heftiger Geste ins dichte Gras und rief: »Da ist er! Da flieht er! Bäh! Ich habe in meinem ganzen Leben noch nie etwas so Häßliches gesehen. Ach, gebiete ihm doch Einhalt, Kendar, gebiete ihm doch Einhalt!«
    »Wem Einhalt gebieten?« Ich konnte nichts wahrnehmen, außer einem leisen Wogen im Gras.»Wo denn?«
    »Dort!« Beharrlich zeigte sie mit dem Finger. »Er hält auf die Tafeln mit den Erfrischungen zu.«
    »Er hält immer dort drauf zu, wo ich ihn hinschicke«, erläuterte Zoltan. »Nur eine Welfie hat Augen, die scharf genug sind, um einen so kleinen Dämon aufzuspüren.« Er hob seine gefesselten Hände und zappelte mit den Fingern.
    »Große Zauber zur Zitation großer Dämonen verlangen große Gesten, aber manchmal sind es eben doch die kleinen Dinge, die zählen.«
    Ein Dämon, so klein, daß er ungesehen durchs Gras rasen konnte.
    Warum nicht? Ein Vogel am Himmel kann von oben auf den dichtesten Wald hinuntersehen und doch niemals bemerken, daß gerade ein Mensch zwischen den Bäumen unter ihm dahinläuft. Ein winziger Dämon, zitiert durch einen winzigen Zauber, aber ein Dämon immerhin, dessen Biß giftig war.
    »Kendar, du mußt ihm Einhalt gebieten.« Mutter Krötenhauch wiederholte Mystis Worte. »Diese Männer liegen im Sterben. Ich habe zwar in meiner Hütte ein paar Seifen, die als Gegenmittel wirken könnten, aber wenn wir uns nicht sehr beeilen und sie hierherschaffen, bevor …«
    »Tu auch nur einen Schritt in Richtung deiner Hütte, Hexe, und du bist die nächste, die den Biß meines kleinen Freundes zu spüren bekommt«, bellte Zoltan. Im nächsten Augenblick lächelte er schon wieder. »Überlassen wir es doch dem Rat. Setzt mich frei, seht von der Anklage gegen mich ab, gebt mir, was ich will, und ich lasse die Hexe ziehen, um ihr Gegenmittel zu holen. Weigert ihr euch …« Er ließ seine Stimme verklingen. Er brauchte nicht erst auszuführen, was geschehen würde, sollten die Zauberer nicht nachgeben.
    »Das ist eine leere Drohung«, erwiderte Meister Giftnatter. »Wir können deinen Dämon vernichten.«
    »Wie denn? konterte Zoltan. »Mit Feuerblitzen vielleicht?
    Ihr könnt nichts treffen, was ihr nicht seht. Oder wollt ihr vielleicht dieses ganze Anwesen und alle Versammelten vernichten, nur um danach festzustellen, daß mein kleines Helferlein sich unter dem Saum eurer eigenen Kutten verborgen hat?«
    Meister Giftnatter erwiderte nichts. An seinem wütenden Gesichtsausdruck erkannte ich, daß Zoltan die Wahrheit sprach.
    »He!« wandte mein Vater ein. »Zauberer oder nicht, versucht bloß nichts mit Feuerblitzen auf meinem Landsitz.
    Wenn ein Mann in gutem Glauben die Gastfreundschaft seines Hauses anbietet, hat er es nicht verdient, daß die Gäste ihm den Laden unter dem Hintern abfackeln! Um Wedwels willen, gebt dem frechen Affen, was er haben will, und schickt ihn dorthin, wo der Pfeffer wächst. Dann könnt ihr ihn nach einer Woche immer noch hetzen und stellen und ihm verabreichen, was er verdient hat.«
    »Ich glaube nicht, daß das funktionieren wird«, widersprach ich.
    »Warum nicht?« Paps plusterte seinen Schnurrbart auf.
    »Hat bei mir jedenfalls immer funktioniert, wenn ein Fuchs sich über meine Tauben hergemacht hat.«

    »Um der Barmherzigkeit willen, tut doch etwas!« rief Mutter Krötenhauch und legte Meister Walpole dabei die Hand auf die Brust.
    »Der Mann ist schon fast tot.«
    Meister Giftnatter schleuderte ein Dutzend Flüche gegen Zoltan, doch das waren nur zornige Worte. »Ich darf die Unschuldigen nicht sterben lassen. Also gut: Du bist frei.«
    Er spie den Zauber förmlich hervor, der die eisernen Handschellen von Zoltans Gelenken wegschmelzen ließ. »Und nun verzieh dich und nimm deine Ausgeburt der Hölle mit.
    Wir müssen hier Leben retten.«
    Zoltan rieb sich die Handgelenke. »Nicht so schnell«, widersprach er.
    »Da ist immer noch die Sache mit meiner Verurteilung durch euch.«
    »Heben wir auf. So. Du hast mein Wort darauf, daß in den Akten keine Anklage gegen dich auftauchen wird. Aber was die Zukunft angeht, um die mußt du dich schon selbst kümmern.« Der blauäugige finstere Blick des alten Zauberers hätte selbst einem Drachen
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