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Esther Friesner

Titel: Esther Friesner
Autoren: Die Katze läßt das Zaubern nicht
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noch das Herz gefrieren lassen können.
    »Danke.« Zoltan hob eine Augenbraue. »Und … ?
    »Was soll das heißen, >und …?, du schamloses, rotziges, unverschämtes, anmaßendes, arrogantes, respektloses …«
    »Miststück«, sagte Scandal. Er sprang auf Gryms Brust und verkündete: »Was Houdini versucht zu sagen, ist, daß er nirgendwo hingehen wird, solange du ihm nicht gegeben hast, was er haben will.
    Dreimal darfst du raten, was das ist.
    Die ersten beiden Male zählen nicht, und das dritte fängt mit Kendar an.«
    »Gut geraten, Kater«, sagte Zoltan, ungerührt von der spitzen Zunge des Tiers. »Möchtest du es vielleicht noch einmal versuchen?«
    »Klar. Soll ich mal raten, wie lange du wohl noch lächeln würdest, wenn einer der Männer des Königs dir einen Pfeil durch den Körper schiebt?«
    »Damit mein kleiner Freund ganz allein zurückbleibt, ohne jemanden, dem er gehorchen muß?« Zoltan schnalzte mit der Zunge.
    »Er würde mich vermissen. Das würde ihn traurig machen. Wenn er traurig ist, beißt er noch kräftiger zu. Hier, du möchtest doch so gern Rätsel lösen: Wenn schon ein Biß meines kleinen Dämons einen Mann bis an den Rand des Todes treiben kann, was werden dann wohl zwei Bisse erst ausrichten?«

    Sein Mund und sein Blick wurden hart, als er hinzufügte: »Kendar, ich bin froh, daß du etwas Kontrolle über deine Magik gewonnen hast.
    Dann wird es leichter für dich sein, sie aus deinen Händen in meine zu geben. Du kannst jetzt mit mir gehen, oder du kannst bleiben und erfahren, wie meines Rätsels Lösung lautet. Ich werde anfangen mit …«
    Lucy kreischte los und sprang auf die Tafel mit den Erfrischungen.
    »Da hat etwas mein Bein berührt!« rief sie.
    »Diese Unverschämtheit!« schnaubte Paps.
    »Ah, gut, eine Freiwillige«, sagte Zoltan freundlich. Zu Lucy rief er hinüber: »Es wird dich nicht retten, dort oben zu stehen, meine Liebe.
    Er kann dir jeder Zeit hinterherklettern, wenn er möchte, es sei denn …« Er blickte mich mit halb geschlossenen Augen an.
    Ich brauchte nicht lange, um mich zu entscheiden. Ich hatte sowieso nie eine echte Wahl gehabt. Mein Heim war eine Ruine, mein Freund Grym lag im Sterben, meine Mutter war hysterisch geworden, das Leben meiner Schwester war in Gefahr, und meine Sauciere war außer Reichweite.
    Ohne diese konnte ich meine Magik nicht schnell genug bündeln.
    Wenn ich auch nur einen Schritt auf die Bankettafel zutat, würde Zoltan dem winzigen Dämon befehlen, Lucy zu beißen; zweimal. Und selbst wenn ich die Sauciere hätte an mich bringen können - ich kannte keinerlei Vernichtungszauber. Feuerwerk, schon; Vernichtung, nein.
    Und außerdem, wie hätte ich etwas bekämpfen sollen, das ich nicht einmal sehen konnte?
    »Ich gebe auf«, sagte ich und neigte meinen Kopf. »Ich komme mit dir.«
    Zoltans Schnurrbart kringelte sich genau wie der von Scandal. »Sehr klug von dir, Rattenklopper.«
    »Ich komme mit«, wiederholte ich. »Aber erst mußt du diesen kleinen Dämon fortschicken und alle anderen in Frieden lassen.«
    »Das ist nur billig.« Zoltan zappelte mit den Fingern und sagte:
    »Verticillium japonica. Erledigt. Zufrieden? Dann wollen wir die uns erwiesene Gastfreundschaft nicht überstrapazieren.« Er hakte sich bei mir ein und führte mich fort, wobei er sagte: »Wo geht es zu den Stallungen? Ich glaube, dein Vater wird nichts dagegen haben, seinem eigenen Sohn zwei seiner besten Pferde zu leihen.«

    Als wir an den Erfrischungstafeln vorbeikamen, rief Lucy mir zu:
    »Tu es nicht, Kendar! Gib nicht so einfach auf!«
    Ich blieb lange genug stehen, um zu sagen: »Begreifst du denn nicht?
    Ich muß einfach.«
    »Aber sobald er hat, was er von dir will, wird er dich umbringen.«
    Ich sah Tränen in ihren Augen.
    »Aber, aber, wie kann man nur so etwas sagen!« Zoltan tat empört.
    Er schlug mir auf den Rücken. »Kendar wird es mir als erster bestätigen, daß ich schon immer sein liebster, engster, vertrauenswürdigster …«
    »Grrrrrrrr!«
    Es war ein Geräusch, wie ich es noch nie gehört hatte.
    Plötzlich fühlten sich meine Knochen regelrecht haarig an.
    Ich mußte mich umdrehen und nachsehen, was wohl ein derart blutgerinnendes Grollen ausgestoßen haben mochte.
    Es mußte ja mal mindestens ein Drache sein.
    »GrrrrrRowrrrrrRowrrrrrtRow!«
    Na schön, also eine ganze Drachenherde.
    »RoWllllerrrrRowfffffzzzzgrrrrrRowRowRow!«
    Entweder das oder eine äußerst zornige Katze.
    Scandal kauerte auf Gryms Brust, fauchte aus
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