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Esther Friesner

Titel: Esther Friesner
Autoren: Die Katze läßt das Zaubern nicht
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die idiotische Wiederholung des Worts nicht lassen, bis der Kater sich auf seine Hinterpfoten stellte und meinen Arm tätschelte.
    »Acht sind noch übrig«, sagte er. »Sorgen wir dafür, daß sie es wert sind.«
    Wenn ich jetzt noch weiter darüber nachdachte, würde ich gleich hören, wie irgend etwas in meinem Gehirn ping! machte. Also hörte ich lieber damit auf und fragte statt dessen Mysti:
    »Wo ist Zoltan?«
    »Da drüben.« Mit einem Nicken wies die Welfie zur Plattform des Königs, während sie mir auf die Beine half. Ich erblickte Zoltan inmitten der Ratsmitglieder, wie er gerade außerordentlich schnell auf sie einredete.
    Als wir ihn erreichten, sagte er gerade: « … dein eigenes Ehrenwort, Meister Giftnatter, und das weißt du auch!«
    Seine Hände waren nicht nur in Handschellen gelegt, sondern auch noch mit eisernen Handschuhen bedeckt, damit er nicht mal mehr einen Fingernagel rühren konnte. Trotzdem blickte er triumphierend aus der Wäsche.
    »Das ist wahr.« Meister Giftnatter seufzte. »Ich habe ihm tatsächlich mein Ehrenwort gegeben, daß wir das Urteil aufheben würden.«

    »Siehst du?« Zoltan gönnte allen ein unerträgliches Lächeln.
    »Mußt du denn unbedingt, Meister Giftnatter?« König Steffan schmollte. »Das ist doch einfach ungerecht. Nachdem er so eine wunderschöne Gartenparty ruiniert hat, kriegt er nicht einmal einen auf die Löffel für seine Eskapaden!«
    »Ich habe ihm mein Wort gegeben«, wiederholte der alte Zauberer.
    »Das habe ich als Vorsitzender des Rats der Zauberer getan. Wenn ich es jetzt breche, wird niemand mehr Vertrauen in unser Urteil haben.«
    »Aber so völlig ungeschoren davonkommen …!«
    »Meister Giftnatter?« Scandal stupste den Zauberer am Fuß. Der alte Mann fuhr zusammen, vergaß für einen Augenblick, daß der winzige Dämon ja inzwischen tot war.
    »Meister Giftnatter, auf ein Wort?«
    Der Zauberer blickte zwar zweifelnd drein, nickte aber.
    Ich hob den Kater auf und hielt ihn Meister Giftnatter ans Ohr.
    Während Scandal auf ihn einflüsterte, sah ich, wie sich auf dem Antlitz des Oberzauberers plötzlich ein Lächeln ausbreitete.
    »Gutes Kätzchen!« Dann sagte er: »Pronuba chuppah oikophobia!« und zog mehrere Schlenker in der Luft.
    »Da bist du ja endlich, Zoltan Bösherr!« rief Bini und stampfte mit dem Fuß auf. »Was fällt dir überhaupt ein, einfach so sang- und klanglos abzuhauen, nachdem du mir gesagt hast, du kommst jede Minute zurück? Dir werde ich eine Minute geben, die du nie wieder vergißt!«
    »Ach, Liebes«, schniefte Mama. »Auf Hochzeiten muß ich immer weinen.«

EPILOG

    »Kendar?« Mysti griff über das Bett und schüttelte mich.
    »Bin ja wach, bin ja wach«, sagte ich, schnaufend und grunzend wie ein alter Bär.
    »Ich habe etwas für dich.«
    »Hmmmm.« Ich zog mir die Bettdecke über den Kopf und versuchte wieder zu schlafen. Ich hörte Mysti seufzen.
    »Ich weiß wirklich nicht, was mit dir los ist«, sagte sie. »Du interessierst dich ja für überhaupt nichts mehr. Bist du etwa krank?
    Brauchst du einen Arzt? Vielleicht könnte dich ja ein Chiropraktiker ein wenig einrenken.«
    Ich merkte, daß ich keine Ruhe mehr finden würde, bevor ich Mysti Aufmerksamkeit gezollt hätte. »Also schön, ich stehe auf«, sagte ich knurrig. »Und jetzt zeig mir, was du da hast.«
    Sie tat es. Es war ein Obstkorb.
    »Nicht schon wieder!« Stöhnend sank ich in die Kissen zurück.
    »Selbe Sorte, selbe Quelle.« Mysti ließ den großen Korb am Griff kreiseln. »Man sollte doch eigentlich glauben, daß Zoltan inzwischen gemerkt hätte, daß du nicht so dumm bist, irgendwelches Obst zu essen, das er dir schickt - vor allem nicht vergiftete Äpfel.«
    »Ja, ich weiß. Die sehen immer so perfekt aus.« Ich richtete mich auf und nahm einen davon aus dem Korb, drehte ihn hin und her.
    »Richtige Äpfel sind nicht so rot und so rund und glänzend. Für wen hält er mich eigentlich? Für irgendeine blöde Prinzessin?«
    »Vorsicht.« Mysti setzte sich auf meine Bettkante und hob warnend einen Finger. »Nächste Woche sind wir zum Abendessen im königlichen Palast eingeladen, und da wird diese blöde Prinzessin auch anwesend sein, nur daß sie inzwischen eine blöde Königin geworden ist.«
    »Müssen wir da unbedingt hin?« winselte ich. »Die kann doch über nichts anderes reden als darüber, wie sehr sie das einfache Leben in dieser Waldhütte vermißt. Und ihr Mann kann immer nur darüber reden, wieviel Glück sie doch gehabt
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