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Esther Friesner

Titel: Esther Friesner
Autoren: Die Katze läßt das Zaubern nicht
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leider auch. Ich weiß zwar nicht, wer sie hereingelassen hatte, aber plötzlich war sie da und baute sich zwischen mir und Orton Löffelbieger auf, dem zweit schlechtesten Studenten der Akademie.
    »Nicht so schnell, du glitschiger Rattenklopper! Du hast hier überhaupt nichts zu suchen. Unsere Gebieterin hat gesagt, daß sich nur die Kuttenträger der Reihe nach aufstellen sollen. Ich kann aber nicht erkennen, daß du etwas trägst, das einer Kutte auch nur im entferntesten ähnlich wäre. Du etwa?«
    Sie hatte recht. Selbst Orton Löffelbieger war immerhin gut genug, um sich eine farbige Kutte verdient zu haben.
    Während ich mich nach sechs Jahren auf Meister Thengors Akademie für Hochzauberei immer noch im Stadium des Kittels-mit-Hose befand.
    Ich ließ mich von ihr am Kragen packen und im Laufschritt hinausmarschieren. Sie hatte recht: Ich hatte hier wirklich nichts zu suchen. Magik war schließlich nichts, was man an irgendeinen beliebigen Hanswurst weitergab. Soviel wußte ich jetzt immerhin.

    Und um die Wahrheit zu sagen - selbst wenn mir Meister Thengor auf seinem Sterbebett aus schierem Mitleid einen Krümel Magik geschenkt hätte, wäre ich mir nicht allzu sicher gewesen, ihn überhaupt haben zu wollen. Wenn ich mir in sechs Jahren schon keine Magik aus eigener Anstrengung verdient hatte, war es jetzt sowieso zu spät dafür.
    Paps pflegte gern zu sagen: »Ein Gangle gibt nie auf! Ein Gangle läßt nicht den Kopf hängen! Ein Gangle wirft niemals das Handtuch!«
    Andererseits sagte er aber auch: »Wenn du irgend etwas überhaupt nicht kannst, dann laß die Finger davon. Hat keinen Sinn, immer nur herumzustümpern. Halt dich an das, was du am besten kannst.«
    Ich vermute, daß wir alle tun möchten, was wir am besten können, und unter Hexern verdienen wir uns meistens einen Namen, an dem andere Leute unsere jeweilige Spezialität erkennen könnne. Flüche verhängen, Leute in Frösche verwandeln, durch die Luft fliegen, Dämonen zu allem möglichen zwingen - nichts von alledem schien mir beschieden zu sein, ob mit oder ohne Magik. Das bedeutete freilich nicht, daß ich mir keinen Namen verdient hätte, weil es überhaupt nichts gab, worin ich gut war.
    »Hier«, sagte Velma, nachdem sie mich in die Küche hinunterbugsiert hatte. Ich nahm ihr den schweren Stock aus den arbeitsrauhen Händen.
    »Da«, sagte sie und deutete auf einen kleinen, dreibeinigen Schemel in der Ecke. Ich nahm darauf Platz und erblickte sofort das Loch in der Wand. Es war ein großes Loch. Ich hielt meine Waffe mit beiden Händen fest und machte mich bereit.
    Es gab schließlich auch einen Grund dafür, weshalb sie mich Rattenklopper nannten.

KAPITEL 2
    Das Großartigste am Rattenkloppen ist …
    Das Beste am Rattenkloppen ist …
    Weshalb ich das Rattenkloppen liebe, von Kendar Gang- …
    Weshalb ich gern …
    Weshalb ich wirklich nichts gegen …
    Weshalb ich mir wirklich nicht wünsche, tot zu sein, wenn ich meine ganze Zeit damit vergeuden darf, mit einem großen Knüppel in diesen riesigen, stinkigen Küchen vor Rattenlöchern zu hocken, um …
    Also gut, also gut, das Unscheußlichste am Rattenkloppen ist die Tatsache, daß man dabei eine Menge ordentlichen Küchentratsch mitbekommt. Meister Thengor hatte uns immer beigebracht, daß Wissen Macht sei, vor allem dann, wenn man an Wissen herankam, das gar nicht für einen bestimmt war. Der Hexerstudent, der seine Fähigkeiten dazu nutzen konnte, zu lauschen und ein paar saftige Neuigkeiten aus den Frauengemächern mitzubringen, bekam eine dicke, fette l.
    Und dann war da noch der traurige Fall Thelfel Lederflügel, der sich in eine Fledermaus verwandeln konnte. Der pflegte sich mit dem Kopf nach unten unmittelbar vor den Gemächern der Edelfrau Inivria ins Dachgebälk zu hängen, in der Hoffnung, daß er diese l ergattern würde, indem er etwas Fieses über die Frau seines Meisters in Erfahrung brächte. Ich erinnere mich noch, wie er eines Nachts in den Schlafsaal zurückkehrte, um damit zu prahlen, daß er sich fast sicher sei, daß die Edelfrau Inivria einen Liebhaber habe, und daß er ganz kurz davor sei, herauszubekommen, wer es war.
    »Sie hat heute ein Geschenk bekommen«, sagte er. »Einen goldenen Käfig mit einem Rotkehlchen. Jede Wette, daß er ihn ihr geschickt hat. Und ich will mein Leben darauf verwetten, daß er heute nacht aufkreuzt, dann kriege ich auch heraus, wer es ist. Und danach werde ich es Meister Thengor melden.«
    »Das würde ich an deiner Stelle
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