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Essenz: Band 1 [Das Blut der Götter] (German Edition)

Essenz: Band 1 [Das Blut der Götter] (German Edition)

Titel: Essenz: Band 1 [Das Blut der Götter] (German Edition)
Autoren: Youya Lo
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Überleben.
    „Keine schlechte Idee, Alter. Warum ziehen wir los und
genehmigen uns ein bisschen französisches Blut. Es springt uns sowieso gleich
von allen Seiten an.“ Mendez sah sich um und prostete einer verheirateten
dreiunddreißigjährigen Lehrerin zu, die überrascht ihr Glas hob. Ihr Puls stieg
an. Ihre Wangen verfärbten sich. Ihre chemischen Botenstoffe gelangten
glücklicherweise nicht durch den überfüllten Raum bis zu ihnen.
    Seiner eher durchschnittlichen Auffassungsgabe zum
Trotz war Mendez durchaus als attraktiv zu bezeichnen. Aber, - Blut saugen ?
    Selbst wenn Daniels Metabolismus tatsächlich auf das
menschliche Enzym angewiesen wäre, würde er es ganz sicher nicht in seiner
ursprünglichen, unverarbeiteten Form einnehmen. Mendez beugte sich vor und
senkte die Stimme.
    „Alter, hast du schon mal ´nen Hund probiert? Oder ein
Schaf? Bringt gar nichts, sag ich dir.“
    Nein, etwas in der Art hatte Daniel ganz sicher nicht
probiert. Abgesehen davon verursachte schon allein die Vorstellung ihm Pocken.
Er öffnete den Mund, obwohl er nicht wirklich etwas zu dem Thema beizutragen
hatte.
    Mendez lachte und schlug mit der Hand gegen seine
Schulter.
    „Miller, Mann, wieso wirst du Vampir, wenn dich das
Blutsaugen ankotzt?“
    Vampir.
    Selbst wenn die Physiologie dieses Höhlenmenschen
tendenziell einigen der signifikanten Merkmale der zur Veranschaulichung
herangezogenen fiktiven Spezies entsprach, hinkte das Gleichnis. Sogar unter
Berücksichtigung einer evolutionären oder auch nur unbegründeten Entwicklung
moderner Vampircharaktere in der Literatur. Zweifelsohne war Mendez imstande,
im Licht zu wandeln, allerdings würde es ihm niemals gelingen, darin zu
leuchten. Und obwohl er mit Vorliebe im Dunkeln operierte, war ihm die Wandlung
in ein Fledertier keinesfalls möglich, dahingegen stand eine ausreichende Menge
herkömmlicher Projektile in ihrer Effizienz einem Holzpflock nicht nach. Bestanden
sie nun aus Silber, Stahl oder Blei.
    Mendez´ Smartphone vibrierte. Dienstbeflissen nahm er
das Gespräch an und erstarrte schon in der nächsten Sekunde. Seine Herzfrequenz
begann rapide anzusteigen, was seinen Stoffwechsel nur noch weiter
destabilisierte.
    Die Anweisungen des Anrufers waren präzise; Daniel
konnte sie klar und deutlich durch das Telefon hören, außerdem hallten sie wie
ein Echo durch Mendez´ Gedanken. Also wappnete er sich, als Mendez in den
Angriffsmodus schaltete, das Smartphone fallen ließ und zum Schlag ausholte.
Daniel fing die heranrauschende Faust des Mischblüters ab und wuchtete sie auf
den Tisch, der zwischen ihnen stand. Das Kiefernholz gab nach; es gestattete
der aufprallenden Kraft, einen Krater hineinzuschlagen. Bier schwappte über
Mendez´ Ärmel. Er fluchte.
    Nicht hier!, befahl
Daniel stumm und stand auf. Er wandte sich zum Gehen, spürte aber fast
augenblicklich, dass die nun schon vertrauten Finger seines blödsinnigen
Kompagnons sich zum zweiten Mal an diesem Abend in seinen Oberarm schraubten.
    „Du gehst nirgendwo hin, Mann.“
    Das wurde langsam lästig. Daniel riss sich los.
    „Draußen!“, zischte er und zerrte Mendez an den Zeugen
der Auseinandersetzung vorbei in die Nacht, bevor er ihnen die Erinnerung an
das Schauspiel mit einem unsanften Ruck entzog und Mendez einen Schubs gab, der
ihn in die Gosse beförderte. Mendez kam schnell wieder auf die Beine und
verwendete seine Restenergie darauf, Daniel mit kollabierender Gehirnleistung
anzubrüllen.
    „Du hast ja wohl Nerven, Alter! Du hast uns total
verarscht!“
    Wohl wahr. Allerdings hatte Daniel nicht damit
gerechnet, so schnell in seinem Betrugsversuch zu straucheln. Mendez stampfte
auf ihn zu. Eine Welle des Hungers und der Frustration fluteten sein Gehirn.
„Du hast mit Absicht die Falsche gekillt, verdammt noch mal!“
    Daniel senkte den Blick.
    Er sah verschiedene Möglichkeiten zur Konfliktlösung,
wobei die naheliegendsten nur bedingt hilfreich waren. Eine Schlägerei
beispielsweise, würde seiner eigenen, durch die Ereignisse ebenfalls ins
Ungleichgewicht gefallenen Biochemie helfen, die sprunghaft angestiegene Katecholamin-Ausschüttung
zu mäßigen, trotzdem war sie indiskutabel; Daniels Bedarf an Blutbädern war
dauerhaft gesättigt. Eine mentale Manipulation konnte Mendez aber nur temporär
beruhigen, und ein Rückzug per Teleportation half auch nicht, da vermutlich der
erste Normalsterbliche, der Mendez´ Weg kreuzte, den Preis für Daniels Verrat
bezahlen würde. Also blieb nur
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