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Essenz: Band 1 [Das Blut der Götter] (German Edition)

Essenz: Band 1 [Das Blut der Götter] (German Edition)

Titel: Essenz: Band 1 [Das Blut der Götter] (German Edition)
Autoren: Youya Lo
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Taxifahrer
würde niemals darauf kommen, wer von ihnen beiden die Stärkere war. Geschweige
denn, die Ältere.
    Wenn er nur einen etwas weniger rasanten Fahrstil an
den Tag gelegt hätte. Nika hatte keine Transportbox für Kitty gefunden, deshalb
hielt sie die Katze auf ihrem Schoß. Sie spürte deutlich, wie sich Kittys
Krallen bei jedem Fahrspurwechseln durch ihre Jeans bohrten.
    „Hoffentlich dürfen wir Miss Kitty wirklich mit an
Bord nehmen… Ich habe keinen Impfpass für sie. Und was, wenn sie in Quarantäne
muss?“
    „Ich kümmer´ mich drum.“
    Der Fahrer hupte. Schon wieder. Kitty antwortete mit
einem Jaulen darauf, wie schon jedes Mal vorher.
    „Wenn ich wenigstens eine Beruhigungstablette für sie
hätte.“
    „Brauchen wir nicht.“ Teresa streckte die Hand aus.
Ihre nur scheinbar zarten Finger strichen über den Kopf der Siamesin. „Stimmt´s,
Kitty-Cat? Teresa hat die gleiche Wirkung.“
    Fand die Katze offensichtlich auch. Sie schloss die
Augen und begann zu schnurren. Nika fühlte sich ebenfalls besser und sogar der
Fahrer lehnte sich in seinem Sitz zurück, was Nika dazu bewog, ihren Blick
endlich von seiner Hand loszureißen, die alle paar Sekunden an der
Gangschaltung rupfte.
    Durch das Fenster sah sie in den wolkenverhangenen
Nachmittag hinaus, der die bunten Glieder endloser Blechschlangen wie ein
grauer Film überzog, während sie nebeneinander über alle Fahrstreifen
ruckelten.
    Teresa zog ein Haargummi von ihrem Handgelenk und
schlang die silberblonden, langen Haare zu einer Art Knoten im Nacken. Dann
kramte sie einen PEZ-Spender in Form eines Mickey-Mouse-Kopfes aus der Tasche
ihres Hoodies und hielt ihn Nika hin.
    „Kirsch.“
    „Nein, danke, Tess. Und Julian liegt falsch. Ich bin
nicht das Ziel.“
    „Kann sein. Wir sind lieber vorsichtig.“ Teresa zog
mit den Zähnen ein PEZ aus Mickeys Rachen. „Und sonst? Wie geht´s dir, Nikki?“
    „Du meinst, wenn man von… von Sophie absieht?“ Nika
seufzte. „Und du? Wie geht es dir? Wo warst du an Silvester?“
    Teresa blinzelte kurz.
    „Echt jetzt? Zweitausendzwölf ist schon vorbei?“
    Nika verzog das Gesicht.
    „Es muss phantastisch sein, sich keine Gedanken um die
Zeit machen zu müssen.“ Sie bemühte sich ernsthaft, nicht allzu sarkastisch zu
klingen.
    Teresa zerkaute ihr PEZ Kirsch.
    „Nach hundert Jahren bekomme ich immer noch kein Bier
im Pub, Schatz.“
    „Soweit ich weiß, ist dir Wodka sowieso lieber.“ Nika
fing an, an Kittys Ohr herumzunesteln. „Wie geht es… den anderen?“ Kittys Ohr
antwortete mit einem Zucken, so als wollte es eine Fliege verscheuchen.
    „Du meinst, wie geht es Daniel?“ Teresas Elfengrinsen
erhellte ihr makelloses Gesicht. In diesem Augenblick hätte jedes Wesen in
diesem Universum ihr abgenommen, dass sie nichts weiter als ein harmloser Teenager
war. „Weiß nicht. Hab´ ihn lange nicht gesehen.“
    „Hm. Das gleiche sagt eure Mom auch.“
    Nika seufzte. Teresa auch. Sie bog Mickeys Kopf
zurück, aber er spuckte keine Bonbons mehr aus.
    „Na toll.“ Teresa packte ihn weg. „Übrigens könntest
du Dornröschen wachküssen, anstatt wegzulaufen.“
    Nika stöhnte auf.
    „Tess, hast du je daran gedacht, dass es vielleicht
einen Grund gibt, weshalb er mich kaum beachtet? Was soll er denn mit mir? Ich
bin jetzt einundzwanzig und an meiner körperlichen Entwicklung hat sich seit
Jahren nichts mehr getan. Ich bin und bleibe normal und zu allem Überfluss…“
    Jahrelange Gespräche dieser Art hatten Nika trainiert.
Sie stoppte ihre Stimme und fuhr in Gedanken fort. … sind eure Essenzen bei
mir wirkungslos.
    Natürlich beherrschte Nika die Kunst der Telepathie
nicht. Teresa allerdings schon, schließlich war sie eine Engelsblüterin. Sie
konnte Nikas Gedanken empfangen, wenn sie ihr gesendet wurden. Sie konnte sogar
Antworten direkt in Nikas Kopf platzieren, wenn sie wollte. Aber Teresa senkte
nur ihre Stimme, anstatt zu verstummen.
    „Nikki. Wir werden dich…“ Ihr Blick richtete sich auf
den Hinterkopf des Taxifahrers, der prompt die Musik lauter drehte. „Wir werden
dich anpassen. Hab´ Geduld.“
    Klar. Nika beschloss, dass Thema lieber ruhen zu
lassen. Ihre Finger glitten über Miss Kittys brummelnden Kopf. Den ganzen Flug
über würde das arme Tier mit Teresas Geisteskraft ruhig gehalten werden müssen.
Andererseits gab es auch bequemere Fortbewegungsmöglichkeiten als Taxifahrten
und Flüge.
    Tess, weshalb beamst du uns nicht einfach nach Hause?
    Teresa
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