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Esquivel, Laura - Bittersuesse Schokolade

Esquivel, Laura - Bittersuesse Schokolade

Titel: Esquivel, Laura - Bittersuesse Schokolade Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Esquivel
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Küchentisch ausharrten.
    Niemals würde sie die unerwartete Berührung ihrer Hände vergessen, als sie und er gleichzeitig unbeholfen nach derselben Platte griffen.
    Dies war der Moment, in dem Pedro ihr seine Liebe gestand.
    »Senorita Tita, ich möchte die Gelegenheit nutzen, nun da wir ungestört sprechen können, um Ihnen zu sagen, daß ich Sie aus vollem Herzen liebe. Ich weiß, daß diese Erklärung kühn, ja überstürzt ist, doch es ist fast unmöglich, sich Ihnen zu nähern, daher habe ich den Entschluß gefaßt, es heute abend zu wagen. Ich bitte Sie nur, mir zu sagen, ob ich auch auf Ihre Liebe hoffen darf.«
    »Ich weiß nicht, was ich Ihnen darauf antworten soll, geben Sie mir etwas Bedenkzeit.«
    »Nein, das könnte ich um keinen Preis, ich will Ihre Antwort jetzt gleich. Über die Liebe denkt man nicht nach. Man spürt sie oder man spürt sie nicht. Ich bin ein Mann weniger, aber verläßlicher Worte. Und ich schwöre Ihnen, daß ich Sie ewig lieben werde. Was erwidern Sie mir? Bringen Sie mir die gleiche Liebe entgegen?«
    »Ja!«
    Ja, ja und abermals ja. Von diesem Abend an hatte sie ihn bedingungslos geliebt! Doch nun mußte sie auf ihn verzichten. Es gehörte sich nicht, den zukünftigen Ehemann der eigenen Schwester zu begehren. Sie mußte versuchen, ihn irgendwie aus ihrem Gedächtnis zu streichen, um endlich Schlaf zu finden. Sie gab sich einen Ruck, um etwas von der Weihnachtstorta zu kosten, die ihr Nacha mitsamt einem Glas Milch auf den Nachttisch gestellt hatte. Bei vielen anderen Gelegenheiten hatte dies prompt gewirkt. Nacha wußte aus Erfahrung sehr genau, daß es für Tita kein Leid gab, das nicht beim Verzehr einer der köstlichen Weihnachtstortas im Nu verflog. Doch diesmal war es anders. Das Loch in ihrem Magen wollte einfach nicht weichen. Im Gegenteil, bald überkam sie eine Art Übelkeit. Da wurde ihr klar, daß die Leere nicht vom Hunger rührte; es handelte sich vielmehr um ein schmerzhaftes Gefühl eisiger Kälte. Sie mußte etwas unternehmen, um dieses elende Frieren loszuwerden. Als erste Maßnahme hüllte sie sich in Wollwäsche und eine schwere Decke. Die Kälte blieb unverändert. Alsdann zog sie sich Bettschuhe über und deckte sich mit zwei weiteren Decken zu. Nichts tat sich. Schließlich holte sie aus ihrem großen Nähkorb eine
    Überdecke, die sie an eben jenem Tag zu häkeln begonnen hatte, als Pedro von Ehe sprach. Eine solche Häkeldecke braucht ungefähr ein Jahr bis zu ihrer Fertigstellung. Genau die Zeit, die Pedro und Tita bis zur Hochzeit hatten verstreichen lassen wollen. Sie beschloß, das Garn nutzbringend zu verwenden, statt es sinnlos liegenzulassen, und begann wütend draufloszuhäkeln und zu weinen; so weinte und häkelte sie, bis in den frühen Morgenstunden die Decke groß genug war und Tita sie sich zusätzlich überlegte. Es half nichts. Weder diese Nacht noch viele weitere ihres Lebens gelang es ihr, dieser eisigen Kälte Herr zu werden.
     
    FORTSETZUNG FOLGT...
     
    Nächstes Rezept:
    Chabela-Hochzeitskuchen

 
KAPITEL ZWEI
     
    FEBRUAR:
    Chabela-Hochzeitskuchen
     
    ZUTATEN:
    275 g feinster Kristallzucker
    300 g feines Mehl, dreifach durchgesiebt
    17 Eier
    abgeriebene Schale einer Zitrone
     
    ZUBEREITUNG:
     
    In eine Schüssel gibt man 5 Eigelb, 4 ganze Eier sowie den Zucker und verschlägt alles. Sobald die Masse f est wird, kommen noch zwei Eier hinzu. Man hört nicht auf zu rühren, bis die Masse von neuem fest wird, und schlägt dann weitere 2 Eier hinein. Der Vorgang wird so oft wiederholt, bis alle Eier verarbeitet sind. Um den Teig für Pedros und Rosauras Hochzeitskuchen zu bereiten, hatten Tita und Nacha allerdings die Mengenangaben des Rezepts um das Zehnfache erhöhen müssen, denn statt eines Kuchens für 18 Personen sollten sie einen für 180 Personen backen. Also brauchten sie 170 Eier! Das bedeutete, sie mußten etliche Vorkehrungen treffen, damit ihnen überhaupt eine derartige Menge Eier und noch dazu der besten Qualität am Backtag zur Verfügung stand.
    Dieses Problem konnten sie nur lösen, indem sie bereits mehrere Wochen im voraus damit begannen, nach und nach die Eier ihrer besten Legehennen zu konservieren. Ein geeignetes Rezept zur Versorgung mit diesem elementaren und gehaltvollen Nahrungsmittel während der Wintermonate wurde auf der Farm schon seit urewigen Zeiten angewandt. Am besten eignen sich die Monate August und September, will man solche Vorräte anlegen. Die Eier müssen für die Konservierung unbedingt

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