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Esper unter uns

Esper unter uns

Titel: Esper unter uns
Autoren: Dan Morgan
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Jamaika – von der Wohlfahrt in diesem gastfreundlichen Land großgezogen und mit Vitaminen versorgt, damit er groß und kräftig und frei von Mangelkrankheiten wurde, Whango, ein brauner, lächelnder Sonnyboy, mit einer Männlichkeit, die einem Zuchthengst Konkurrenz machte, und einem Appetit nach jungfräulichem weißem Fleisch.
    Er lächelte nicht mehr so viel, nachdem die Santucci Boys mit ihm fertig waren, und ganz sicher vergewaltigte er danach auch niemandes Schwester mehr. Ich sah ihn noch auf dem Platz beim U-Bahnhof in seinem Rollstuhl sitzen. Einmal kaufte ich ihm sogar eine Schachtel Streichhölzer ab, nur um sein heiser gewispertes Danke zu hören – die Santucci Boys hatten sich auch gleich seiner Stimmbänder angenommen, als sie schon dabei waren. Es brachte natürlich Mary nicht zurück, aber es half den Schmerz ein wenig betäuben – und es wies mir den Weg, den ich gehen mußte.
    Durch die Gewerkschaft steckte ich schon damals ein wenig in der Politik, doch von da an stürzte ich mich Hals über Kopf hinein. Und schließlich wurde ich Premierminister und war endlich in der Lage, etwas gegen diese Ratten zu tun, die all diese Jahre seit Marys Tod an meinem Magen zu nagen schienen. Und ich wußte auch, daß die Zeit reif war und die Majorität hinter mir stehen würde.
    Wohlgemerkt, ich ging keine Risiken ein. Mein wöchentliches 3-V Programm half sehr. Natürlich war es harte Arbeit, zusätzlich zu allem, was ich ohnehin tun mußte, aber es gab mir eine Chance zu erklären, was ich tat, und zwar so, daß das Volk es auch verstand. Das Nationale Wehrpflicht-Gesetz war die erste große Hürde, die ich nahm. Einberufungen in Friedenszeiten waren in Großbritannien nie beliebt, aber der Pakistankrieg, aus dem wir mit hohen Ehren hervorgingen, half sehr. Jeder beglückwünschte uns zu unserer Voraussicht. Die Abschaffung des Rassendiskriminierungsgesetzes neun Monate später war ziemlich riskant. Nicht, weil die Allgemeinheit dagegen war – ganz im Gegenteil. Die Schwierigkeiten entstanden durch allzu enthusiastische Anhänger und die Art der Umtriebe danach. Die Todesziffer unter der Immigrantenbevölkerung war gering – etwa zwei Dutzend Häuser wurden in Wolverhampton in Brand gesteckt, in Shepherd’s Bush kam es zu Lynchmorden, und in Bristol und Slough wurden Pakistani verprügelt. Aber eines unserer Parteiprogramme war die Rückkehr zu Gesetz und Ordnung, da konnten wir also schlecht ein Auge zudrücken.
    Danach stand die Tür für mich offen, und ich konnte einige der alten Ideen Powells zusätzlich zu meinen eigenen durchführen. Die wenigsten haben eine Ahnung, wieviel Einnahmen eines Landes durch sieben Millionen Immigranten verlorengehen, von denen die Hälfte regelmäßig Geld nach Übersee zu Verwandten schickt. Wenn sie so an ihren Familien hängen, hätten sie sie überhaupt nicht erst verlassen sollen. Deshalb ist auch die Repatriierungshilfe eine so menschenfreundliche Maßnahme. Sie kostet uns hundertfünfzig Pfund für jeden Erwachsenen und eine Fahrkarte zu seinem Bestimmungsort, oder fünfhundert Pfund für eine ganze Familie. Diese Maßnahme ist jeden Penny wert. Wir zogen auch die Zügel bei der Geldausfuhr straffer. Immigranten, die dabei erwischt werden, Geld aus dem Land zu schicken, werden automatisch deportiert – und sie erhalten natürlich keine Repatriierungshilfe.
    Wir schränkten ihre Möglichkeiten auch in anderer Hinsicht ein, im Schulwesen, beispielsweise. Es ist unsinnig, Immigranten eine Hochschulreife zu gewähren, wenn wir endlose Schlangen von Absolventen vor den Arbeitsämtern haben, die auf eine Stellung warten.
    Die Hauptstütze meiner Methode waren und sind die Medien, vor allem das 3-V, denn damit können wir die Allgemeinheit so gut über alles, was wir tun, informieren, daß jeder, dem es nicht gefällt, sich nur zum Narren macht, wenn er seine Meinung äußert. In dieser Hinsicht zog ich es immer vor, an die Vernunft zu appellieren, statt Propagandareden zu schwingen. Ich halte den Slogan, Sorgen wir zuerst für unsere eigenen Landsleute für viel vernünftiger als Töten wir alle Wogs! Das ist natürlich nicht so dramatisch, aber in den Ohren des Durchschnittswählers klingt das besser. Auch in dieser Hinsicht lernte ich von Powell. Er war ein weiser Mann, der Gewalt ablehnte. Er erkannte genau, daß der richtige Weg, Großbritannien von der Immigrantenlast zu befreien, nicht der war, sie umzubringen, oder sie zu vertreiben, sondern ganz einfach,
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