Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Esper in Aktion

Esper in Aktion

Titel: Esper in Aktion
Autoren: Dan Morgan
Vom Netzwerk:
holte die Rechte aus der Tasche. In seiner Hand sah die Automatik wie ein Spielzeug aus.
    »Becky glaubte, daß Sie sich für immer der Psi-Gemeinschaft anschließen würden, wenn Sie Gelegenheit hätten, Ihre Esperfähigkeiten zu entwickeln«, sagte Havenlake. »Aber der Gedanke gefällt Ihnen nicht, was, Glover?«
    Glovers Blicke sogen sich an der Pistole fest. »Was haben Sie vor?« fragte er mit rauher Stimme.
    »Peter Moray war realistischer«, fuhr Havenlake fort, ohne auf die Frage einzugehen. »Er behauptete, daß ein schlechter Mensch mit Hilfe von Psi-Kräften noch schlechter werden müsse, da er sein Talent für üble Zwecke mißbrauchen würde. Es scheint also, daß wir Becky wieder einmal weh tun müssen.«
    Verzweifelt sammelte Glover seine Psi-Kräfte und versuchte Havenlakes Bewußtsein zu durchdringen. Er stieß auf ein Nichts.
    »Wir überlegten sogar, ob wir Sie töten sollten«, sagte Havenlake. »Aber solche Methoden sind kein guter Grundstock für eine Gemeinschaft, die ihre Talente friedlich nennen will.«
    »Ich habe Becky bereits erklärt, daß ich nicht beabsichtige, die Story über Alsdale zu veröffentlichen«, sagte Glover. »Ihr Geheimnis bleibt gewahrt.«
    »Nicht mein Geheimnis«, erwiderte Havenlake. »Ich bin kein Mitglied der Gemeinschaft mehr. Aber Sie könnten es sein. Weshalb vergessen Sie nicht Ihre egoistischen Träume und bleiben hier?«
    Glovers Spannung ließ mit einem Male nach. Er war jetzt sicher, daß Havenlake nicht die Absicht hatte, die Waffe zu benutzen, daß er insgeheim der gleiche Moralist wie Becky war.
    »Um für das Psi-Paradies auf Erden zu arbeiten?« fragte er grinsend. »Ich? Das soll wohl ein Witz sein! Nicht einmal mit der Waffe in der Hand bringen Sie mich dazu.«
    »Vielleicht bereuen Sie es noch, das Angebot ausgeschlagen zu haben«, sagte Havenlake.
    »Sie können das nicht im Ernst glauben – nicht Sie, ein hochintelligenter Mann«, erklärte Glover. »Draußen im Leben bedeutet mein Talent etwas.«
    »Der Einäugige unter den Blinden?« fragte Havenlake.
    »Nun – warum nicht? Becky und die anderen sind wie Vögel, die sich weigern, in die Lüfte zu steigen, weil ihre Mitgeschöpfe zufällig nicht mit Flügeln ausgestattet wurden. Idealistischer Quatsch!«
    »Eine interessante Ansicht«, meinte Havenlake nachdenklich. Er stand auf. »Hier – das können Sie wieder mitnehmen.«
    Glover griff nach der Pistole. »Sie hatten nie die Absicht, sie zu benützen, oder?«
    »Benützen?« Ein sonderbarer Ausdruck huschte über Havenlakes kantige Züge. »Weshalb in aller Welt sollte ich das? Wenn jemand wie Sie eine Macht mißbraucht, vernichtet er sich am Ende immer selbst.«

 
30
     
    Becky Schofield saß am Schreibtisch ihres Arbeitszimmers und ordnete ihre Aufzeichnungen, als sich plötzlich die Tür öffnete. Sie sah auf.
    »Alec! Du hast mich aber erschreckt.«
    »Meine liebe Becky – ich konnte einfach nicht gehen, ohne mich von dir zu verabschieden!«
    Sie starrte ihn an. Er schien sich in einem Freudentaumel zu befinden. Seine Augen leuchteten wie im Fieber. »Gehen? Ich verstehe nicht …«
    Er lachte verächtlich. »Glaubtest du im Ernst, ich würde für immer hierbleiben und euch helfen, die Welt zu retten? Das ist ohnehin ein vergebliches Unterfangen.«
    »Vergeblich?«
    »Natürlich«, erklärte er hart. »Weshalb verschwendest du dein Leben an ein unerreichbares Ziel, obwohl du Macht über die ganze Welt besitzt? Die Macht ist für die Starken da, für die Entschlossenen.«
    »Das ist nicht wahr – das kann nicht wahr sein«, widersprach Becky. »Unsere Psi-Kräfte stellen ein heiliges Vermächtnis dar.«
    »Unsinn! Sie sind ein glücklicher Zufall. Mit Religion haben sie nicht das geringste zu tun. Warum engst du deine Macht durch altmodische Moralbegriffe ein?«
    »Das habe ich dir bereits erklärt«, erwiderte Becky. »Wenn wir je in Frieden mit den Nicht-Telepathen leben wollen, müssen wir sie von unseren guten Absichten überzeugen. Wir müssen Disziplin wahren, damit sie uns akzeptieren, wenn die Zeit reif ist.«
    »Akzeptieren? Wie großzügig! Wir sind die Überlegenen, die geborenen Herrscher. Fragt der Löwe danach, ob ihn eine Viehherde akzeptiert?«
    Becky spürte, wie sie in einem Morast der Hilflosigkeit versank. Vielleicht hatte Glover tatsächlich recht, und ihr Idealismus war nichts anderes als Blindheit. Aber wenn sie bedachte, daß ein Psi-Ungeheuer wie dieser Mann auf die Menschheit losgelassen wurde, eine Kreatur,
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher