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Es wird Dich rufen (German Edition)

Es wird Dich rufen (German Edition)

Titel: Es wird Dich rufen (German Edition)
Autoren: Simon Cross
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das Wort an sich.
    »Was meinst du damit?«
    »Nun«, antwortete der Techniker. »Ich kann mir einfach nicht vorstellen, dass sich jemand von außen in unser System einklinkt – nur wegen eines Artikels.«
    »Du sagtest doch gerade noch, dass es möglich ist!«
    »Theoretisch schon«, sagte Wagner. »Aber es wäre mit einem enormen Aufwand verbunden. Ganz zu schweigen von den Kosten …«
    Mike wollte nicht lockerlassen. So schnell würde er nicht aufgeben. Wer sich wirklich rächen wollte, das lehrte die Erfahrung, für den kam es aufs Geld nicht an.
    »Gut, dann nehmen wir einmal an: Jemand, mit dem entsprechenden Geld im Hintergrund, hätte gestern unser System sabotiert. Ist es möglich, das festzustellen?«
    Der Techniker stutzte und wartete einen Augenblick, ehe er antwortete. Ihm war nicht klar, worauf der Redakteur mit seinen merkwürdigen Fragen hinauswollte.
    »Sag mal, Mike, warum willst du das überhaupt wissen?«
    »Frag nicht! Sag mir einfach: ja oder nein?«
    Ein leises Seufzen drang durch die Leitung an Mikes Ohr.
    »Weiß ich nicht, ob wir das können. Da fragst du besser Peter, ob ihm etwas Ungewöhnliches aufgefallen ist. Er war gestern Schichtführer. Vielleicht kann er dir ja weiterhelfen.«
    »Okay.«
    Mike konnte sich des Eindrucks nicht erwehren, dass Wagner das aus seiner Sicht zweifellos seltsame Frage-Antwort-Spiel lediglich abgeben wollte – genervt vor allem durch Mikes ungewohnte Penetranz. So ganz unrecht war Mike dies aber nicht – angesichts der Tatsache, dass er nun direkt mit dem Mann sprechen konnte, der zum fraglichen Zeitpunkt die Verantwortung in der Druckerei innehatte. Auch wenn ihm ein »Peter« in dem Zusammenhang noch nie begegnet war.
    Als eine knappe Minute später Mikes Telefon klingelte und sich »Peter Seitz« am Telefon meldete, bestätigte sich sein Eindruck. Er hörte nicht nur die Stimme, sondern auch den Namen zum ersten Mal.
    »Mike Dornbach, Redaktion«, grüßte Mike. »Guten Morgen!« »Moin Herr Dornbach! Worum geht’s denn?«
    »Folgendes Problem, Herr Seitz ...«
    Der Redakteur setzte gerade an, seine Geschichte erneut zu erzählen, als er von seinem Gegenüber unterbrochen wurde.
    »Sie haben doch hoffentlich nichts am Druck auszusetzen? Ich weiß, es gab gestern noch ein paar kleine Schwierigkeiten mit der Farbe, aber – Mensch – der war doch gar nicht so schlecht. Ist wirklich gut raus gekommen, der Artikel. Genau so, wie Sie das haben wollten. Da können Sie stolz auf uns sein, mein Junge. Wir haben uns hier wirklich mächtig Mühe gegeben!«
    Mike war irritiert. Verhört hatte er sich sicher nicht, dennoch verstand er nicht, was der Mann ihm damit sagen wollte.
    Was sollte er gestern Abend noch von der Setzerei gewollt haben und womit hatten sie sich Mühe gegeben?
    »Gewagter Artikel, den Sie da geschrieben haben, Dornbach«, fuhr Seitz unbeirrt fort. »Aber klasse! Meine Frau hat mir vorhin schon gesagt: ›Der Junge traut sich aber was!‹ So was gibt’s bei uns im Norden nicht. Da kann man den ›Komet‹ ja nur beglückwünschen, dass er so einen Teufelskerl, wie Sie es sind, in seinen Reihen hat. Ein Mann, der den Mut hat, zu sagen, was Sache ist. Einer, der sich durch nichts einschüchtern lässt und Skandale aufdeckt! Das verdient meinen höchsten Respekt! Hätte ich gewusst, worum es geht, hätte ich Ihnen gestern Abend schon gratuliert. Sie hätten ja aber auch was sagen können!«
    »Aber ich habe das doch gar nicht geschrieben!«, fluchte Mike, der sich wie in einem schlechten Traum fühlte, aus dem es so schnell kein Erwachen gab.
    Was wurde hier nur gespielt?
    »Mensch, natürlich haben Sie das!«, erwiderte Seitz belustigt. »Jetzt seien Sie doch nicht so bescheiden!«
    »Nein!«, rief Mike aufgeregt.
    »Ohne Zweifel. Ich muss das doch wissen!«, entgegnete Seitz mit Nachdruck. Offenbar verstand er nicht, weshalb sich der Redakteur plötzlich so dagegen wehrte.
    Mike sprang erregt auf und schrie: »Ich war das nicht!«
    Er hatte sich eindeutig in der Lautstärke vergriffen. Seine Sekretärin riss erschrocken die Tür auf, um nachzusehen, ob alles in Ordnung war. Einen solch Ausbruch kannte sie von ihrem normalerweise eher ruhigen Chef nicht.
    Nachdem er ihr aber per Handzeichen signalisierte, dass er die Lage im Griff hatte, zog sie sich wieder ins Vorzimmer zurück.
    Mike setzte sich und wischte sich über die Stirn.
    »Verzeihung!«, entschuldigte er sich bei Seitz.
    »Schon gut«, sagte der Setzer nachsichtig. »Beruhigen Sie
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