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Es soll Liebe sein: Roman (German Edition)

Es soll Liebe sein: Roman (German Edition)

Titel: Es soll Liebe sein: Roman (German Edition)
Autoren: Kate Saunders
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Drink zu sich herüber (und wie gespenstisch sie inmitten des flitterhaften Chaos wirkten). Eines Tages legte die Beziehung jedoch einen anderen Gang ein.
    Es war ein trostloser Nachmittag im Februar, unmittelbar vor meinem siebenten Geburtstag. Ich kam nach Hause, und niemand war da. Ich war von der Mutter einer Klassenkameradin nach Hause gefahren worden, die sofort davonbrauste, als ich ausgestiegen war. Es dämmerte mir allmählich, dass niemand herauskommen würde, um mich in Empfang zu nehmen. Nicht Gudrun, nicht meine Mutter, nicht mein Vater. Das Haus war dunkel, die Fensterläden waren geschlossen – es wirkte kalt wie eine Gruft. Ich erinnere mich, dass ich endlos klingelte und das einsame Echo durch die leeren Räume hallen hörte.
    Ich empfand keine wirkliche Angst. Ich hatte hauptsächlich Sorge, ob ich nun das Richtige tun würde, was immer es wäre. Ich war nicht überrascht. Eine Art Dunst legte sich um mich, während ich akzeptierte, was die Vollendung eines langen Prozesses zu sein schien. Sie hatten mich letztendlich verschwinden lassen. Ich konnte nichts anderes tun, als mich auf die Türschwelle zu setzen und darauf zu warten, dass etwas geschähe, und genau das tat ich.
    Phoebe fand mich, als sie ungefähr zwanzig Minuten später mit den Jungen nach Hause kam. Ich fröstelte schicksalsergeben und machte gerade meine Französisch-Hausaufgaben. Ich war überrascht über ihre Sorge und bestürzt über ihre Empörung. Sie lächelte, um mir zu zeigen, dass sie nicht auf mich böse war.
    »O Liebes«, sagte sie. »Da ist wohl etwas durcheinander geraten. Komm und trink einen Tee mit uns, dann werden wir es entwirren.«
    Ich war augenblicklich wieder glücklich. Ich trank gerne Tee mit den Darlings, was ich am Abend eines Schultages normalerweise nicht durfte. Ich durfte am Abend eines Schultages auch nicht fernsehen – was für meinen knospenden Intellekt vielleicht gut war, mich aber auf dem Schulhof zu einer Ausgestoßenen machte. Mein Vater hatte alle diese Regeln aufgestellt. Er war eine echt hochnäsige, humorlose Mittelklasse-Spaßbremse. Bei den Darlings durfte ich auf verbo-tene Speisen wie Fischstäbchen und Penguin-Kekse, auf verbotene Bücher über Tiere, die redeten und bekleidet waren, und auf unglaublich verbotene amerikanische Cartoons zählen. Ich trottete hinter Ben her in die Wärme mit dem Gefühl, dass die Lage sich besserte.
    Die Jungen und ich saßen im Kellergeschoss um den Küchentisch und waren alle schrecklich übererregt über die neue Situation. Ich sehe uns jetzt noch vor mir – Frederick und Benedict in ihrer grauen Vorschulkleidung, ich in meiner blauen Kinderschürze, wie wir alle drei so laut sangen, dass das Geschirr klapperte. Der unnachahmliche Frederick hatte ein neues Lied gelernt. Die Worte waren einfach »willy-bum« in verschiedenen Variationen, zur Melodie der Wilhelm-Tell-Ouvertüre gesungen (probieren Sie es zu Hause einmal – willy-bum, willy-bum, willy-bum-bum-BUM!). Benedict, ein musikalisches Kind, fand bald heraus, dass die Worte auch noch zu vielen anderen Melodien passten. Wie wenig vonnöten ist, um Kinder glücklich zu machen. Wir hatten großen Spaß daran, und das unendlich lange. Seltsam, dass ich dieses Gefühl zeitlosen Glücksempfindens mit dem Tag verbinden sollte, an dem ich von meinen Eltern verlassen wurde.
    Denn das war es im Grunde, was sie getan hatten. Die Einzelheiten wurden erst bekannt, als Gudrun am nächsten Tag zurückkehrte, von einer unerlaubten Spritztour nach Wales mit ihrem Freund. Anscheinend hatten meine Eltern ihr – ohne sich Gedanken darüber zu machen, wo Gudrun war – eine Nachricht des Inhalts auf dem Dielentisch hinterlassen, dass sie zu einer Konferenz nach Wien gefahren wären.
    Am ersten Abend hätten sie, gemäß dem allgemeinen Wissensstand über ihren Aufenthaltsort, ebenso gut nach Samarkand geflohen sein können. Das Haus blieb dunkel und leer, und Phoebe machte sich zunehmend Sorgen. »Du wirst heute Nacht hier bleiben müssen«, sagte sie, beinahe zu sich selbst. »Und Jimmy kann dich morgen früh zur Schule bringen.«
    Die Jungen und ich fanden, dass das phantastisch klang. Wir futterten Ingwerkekse und schauten Star Trek, und ich hatte das Gefühl, dies sei das richtige Leben.
    Jimmy kam nach Hause, als es dunkel war. Die Jungen warfen sich auf ihn, berichteten ihm das Neueste und sangen das Willy-bum-Lied.
    »Hallo«, sagte Jimmy, unter jedem Arm einen kleinen Jungen, »da ist ja Cassie – was
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