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Es ist niemals vorbei

Es ist niemals vorbei

Titel: Es ist niemals vorbei
Autoren: Kate Pepper
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einer Weile kam Val zu uns und zwängte sich auf einen Stuhl zwischen mir und meiner Mutter. Ich hatte sie einmal bei einem Dinner getroffen, als sie noch mit Mac verheiratet gewesen war, und ich hatte sie eigentlich ganz nett gefunden. Wenn sie lächelte, breitete sich in ihren Augenwinkeln ein Fächer kleiner Fältchen aus. Ihre Haare waren länger als früher und in einem helleren Braunton gefärbt. Der Schnitt betonte ihre hübschen Wangenknochen. Als sie sich zu mir herüberlehnte, stieg mir der süßliche Duft ihres Parfums in die Nase.
    «Jeder hier glaubt, dass du mir Mac weggenommen hast», flüsterte sie, lehnte sich zurück und zwinkerte mir zu.
    «Ist das der Grund, weshalb keiner mit mir spricht?»
    «O nein, ich habe die Sache klargestellt. Sie werden sich schon noch für dich erwärmen. Obwohl …» Ihre Stimme verebbte. Wahrscheinlich war ihr bewusst geworden, dass wir zukünftig kaum noch einen Anlass haben würden, nach Bronxville zu kommen. Doch angesichts unserer Trauer hatte sie das nicht aussprechen wollen. «Kommst du zurecht?», fragte sie stattdessen.
    «Mehr oder weniger.»
    «Und Mac? Tut sich schon das schwarze Loch vor ihm auf?»
    Ich stutzte. «Was soll das heißen?»
    Val studierte mein Gesicht und entschied sich dagegen, das Thema weiter auszuführen. Ich warf einen Blick zu Mac hinüber. Er beobachtete uns mit starrer Miene und verkrampftem Lächeln. In den letzten drei Nächten hatte er kaum geschlafen, und seine Augen waren stark blutunterlaufen. Wenn ich ihn anschaute, fühlte ich mich so hilflos, denn Mac reagierte kaum, wenn ich versuchte, ihn zu trösten. War es das, worauf Val angespielt hatte? Neigte Mac zu Depressionen, und es war mir nur noch nicht aufgefallen?
    Val tätschelte freundlich meine Schulter und stand auf, um nach Paul zu suchen.
    «Das ist also Macs Frau», sagte meine Mutter.
    «Nein, die bin ich.»
    «Du weißt, wie ich das gemeint habe. Sie macht einen netten Eindruck.»
    «Sie ist ja auch nett.»
    «Gut, dass die beiden keine Kinder hatten.»
    Ich nickte und dachte, dass es tatsächlich besser so gewesen war. Aber vielleicht hätten Kinder die beiden auch zusammengehalten und das erreicht, was die vielen Ehejahre nicht geschafft hatten.
    «Apropos Kinder», flüsterte meine Mutter, denn Dannys Stimme drang jetzt durch die Geräuschkulisse. Danny, das ewige Kind, das beachtet werden wollte. Das Herzen brach und immer noch um Geld bettelte.
    «Ich war unterwegs. Mein Akku war leer. Möchte mal wissen, wieso mich keiner finden konnte.»
    Detective Pawtusky beobachtete Danny mit hochgezogenen Brauen. Aber er kannte Danny ja noch nicht. Noch hatte Pawtusky gar nicht das Thema angeschnitten, das Danny bisher hatte vermeiden wollen, denn da ging es um die Frage, weshalb Danny, als der Mord Schlagzeilen machte, zwei Tage lang unauffindbar gewesen war.
    Pawtusky trat auf ihn zu, legte ihm die Hand auf die Schulter und sagte: «Wir gehen besser mal kurz nach draußen.»
    Danny gab dem Barmann einen Wink. Das Handzeichen reichte aus, und er bekam ein Glas Whisky. Er nahm einen tiefen, langen Schluck, ehe er sich Pawtusky zuwandte.
    «Das können Sie vergessen.»
    Pawtusky musterte ihn und überreichte ihm eine Visitenkarte. «Rufen Sie mich an, wenn Sie wieder nüchtern sind.» Dann machte er auf dem Absatz kehrt und bahnte sich seinen Weg durch die Menge zur Tür. Danny zeriss die Karte und warf die Fetzen auf den Boden.
    «Fick dich», rief er Pawtusky nach.
    Wie alle anderen auch musste Pawtusky ihn gehört haben, doch er verzog keine Miene. Der Rest der Gesellschaft schwieg peinlich berührt. Einen Moment später nahmen die Gäste ihre Gespräche wieder auf.
     
    Am späten Nachmittag waren die meisten Trauergäste nach Hause gegangen. Nur eine kleine Gruppe stand noch auf dem Parkplatz herum. Wir waren erschöpft und murmelten ihnen ein paar Abschiedsworte zu. Auch Billy Staples war noch da. Er schloss Mac in die Arme und drückte ihn fest an sich.
    «Ich rufe dich morgen an», sagte er.
    «Ist gut. Wahrscheinlich bin ich im Büro.»
    «Nimm dir noch einen Tag frei, Mac.»
    «Vielleicht.»
    «Und versuch nicht, dauernd Haltung zu bewahren. Das meine ich ernst.» Billy wandte sich an mich. «Sag du es ihm auch.»
    «Ich kümmere mich um ihn.» Ich strich Mac über den Rücken. Seine Muskeln fühlten sich wie Stahlstränge unter dem Jackett an. «Vor nächster Woche geht er mir nicht ins Büro. Bis dahin werde ich zusehen, dass er ein wenig Zeit für sich
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