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Erwarte mich in Paris (German Edition)

Erwarte mich in Paris (German Edition)

Titel: Erwarte mich in Paris (German Edition)
Autoren: S.A. Urban
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sie mich noch immer voller Zorn ansah, war ihr dreister Mut scheinbar verraucht.  
    „Ich werde jetzt gehen, und Piero kommt mit mir. Ich nehme an, ihr seid klug genug, auf meinen Vorschlag einzugehen. Ihr bekommt mehr, als ihr verdient. Seid zufrieden!“  
    „Das musst gerade du sagen.“ Paco trat auf mich zu. Unwillkürlich zuckte ich zurück, als er mir seine Hand entgegenhielt. Ein Lächeln, das an die gefletschten Zähne eines Wolfes erinnerte, teilte sein Gesicht. „Also, eine Abmachung mit der Vereinbarung, dass wir uns nicht mehr kennen, egal unter welchen Umständen wir uns wieder begegnen sollten.“  
    „Genau, was ich will!“ Ich schlug ein. Seine Hand erinnerte mich an das Fleisch eines toten Fisches.  
    „Piero?“ Ich hielt die Beifahrertür auf und wartete bis mein Freund eingestiegen war. Sein Blick spiegelte Unglauben, Angst, Hoffnung und einen Ausdruck, als glaube er zu träumen und befürchtete, dass dies doch nur eine Seifenblase war, die gleich zu platzen drohte.  
    Ich sah ihn an und lächelte. Und er – seine Mundwinkel zuckten, doch der Mut zu einem echten Lachen schien ihm zu fehlen.  
    Ich wendete das Wohnmobil und hielt nur noch einmal kurz, damit Christin zusteigen konnte, die neben dem Jaguar auf uns gewartet hatte.  
    Ein Blick in den Seitenspiegel zeigte mir, wie meine Sippe auf den teuren Sportwagen zurannte, um ihn in Besitz zu nehmen.  
    Ich wendete den Blick ab und trat das Gaspedal bis zum Anschlag durch.  
     

Kap Finisterre
     
    Ich hielt an einer Metrostation, um Christin rauszulassen. Unser Abschied gestaltete sich kurz. Wir hatten uns in den letzten Tagen alles gesagt, uns alle Zweifel und Wünsche gebeichtet und uns gewissermaßen gegenseitige Absolution erteilt. Sie umarmte mich ein letztes Mal.  
    „Schreib mir! Und denk daran: solltest du es dir doch noch anders überlegen, du weißt ja, wo du mich findest. Du hast immerhin noch eine Führung durch den Louvre bei mir gut.“  
    Ich erwiderte ihre Umarmung aus ganzen Herzen und drückte ihr einen Kuss auf die Stirn.  
    „Ich wünsche euch Glück.“ Sie nickte in Pieros Richtung. „Er scheint ja ein ganz netter Kerl zu sein.“ Sie schenkte mir ein letztes, trauriges Lächeln, als ich wieder einstieg und mich zwischen die fahrenden Autos einfädelte.  
    Ich musste mich auf den Straßenverkehr konzentrieren und sprach deshalb kein Wort. Als wir endlich auf die Pariser Ringautobahn fuhren, und es etwas entspannter für mich wurde, hatte Piero die Augen geschlossen und schien zu schlafen.  
    Stumm fuhren wir in die Nacht hinein und ließen Paris hinter uns. Als wir nach Stunden die Landesgrenze passierten, machte ich das erste Mal eine Pause. Die Augen brannten mir von den Scheinwerfern, die mich geblendet hatten, und ich war müde. Ein trüber Morgen brach gerade an, als ich den Wagen auf einen kleinen Rastplatz neben der Straße abstellte.  
    „Ich muss mich eine halbe Stunde ausruhen“, sagte ich. Piero saß verloren auf dem Beifahrersitz und wirkte, als wüsste er nicht, was er hier tat. Ich würde mich bald um ihn kümmern, doch zuerst brauchte ich selber etwas Ruhe. Ich kletterte in die Schlafkoje über dem Fahrerhaus. Kaum dass ich lag und die Augen geschlossen hatte, war ich schon eingeschlafen.  
    Mein Schlaf war tief und traumlos. Als ich aufwachte, fühlte ich mich erfrischt und wunderte mich kurz, wie das nach nur einer halben Stunde Schlaf sein konnte. Ein Blick aus dem Fenster zeigte mir, dass die Sonne im Zenith stand. Piero hatte mich nicht geweckt.  
    Ein Schreck durchfuhr meine Glieder. Wo war er? War er gar nicht mehr da? Machte ihm die Freiheit vielleicht genauso viel Angst, wie mir am Anfang? Er war doch nicht etwa zurück, in sein altes Leben?  
    Ich sprang die anderthalb Meter aus der Koje nach unten und sah mich im Wohnmobil um – leer. Keine Spur von ihm. Er hatte mich verlassen, bevor alles richtig begonnen hatte.  
    Mutlos ließ ich meine Schultern sinken. Traurigkeit überspülte mich wie eine kalte Welle. Alles war umsonst gewesen.  
    Langsam öffnete ich die Tür und trat ins Freie. Die Sonne brannte herunter und drückte mich genauso nieder, wie es meine Mutlosigkeit tat.  
    Was hatte ich mir auch bei diesem ganzen Unterfangen gedacht? Nicht jeder war wie Christin oder Alain. Nicht jeder wollte mit mir zusammen sein oder genoss meine Anwesenheit. Ich hatte mich gnadenlos überschätzt. Ich hatte mich von dem ganzen Trubel um meine Person blenden lassen und
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