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Erwarte mich in Paris (German Edition)

Erwarte mich in Paris (German Edition)

Titel: Erwarte mich in Paris (German Edition)
Autoren: S.A. Urban
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schüttelte leise den Kopf. „Das würde nicht funktionieren. Ich werde gehen. Ohne dich.“  
    „Mit Piero?“  
    „Ja.“  
    „Du warst dir noch gar nicht sicher, oder? Du hast nur mit mir geredet, um herauszufinden, was du tun wirst.“  
    Ich lächelte ihr traurig zu. „Unser Schicksal ist vorbestimmt. Wir können es sowieso nicht beeinflussen.“  
    „Ach, was du wieder redest.“ Ihr niedergedrücktes Lächeln zerschnitt mir das Herz. „Wirst du wiederkommen?“  
    „Sicher. Irgendwann. Weißt du, ich will dieses Leben nicht. Diese Berühmtheit. Der Ruhm ließ sich nur an Alains Seite ertragen. Er war wie ein Schutzschild, welches die größte Wucht von mir abgehalten hat. Ohne ihn bin ich nichts. Ich würde zerquetscht werden. Es tut mir wirklich leid.“  
    Mit Tränen im Gesicht begann sie den Boden des Wohnmobils zu fegen. „Versprich mir, dich zu melden.“  
    „Ich werde dir aus allen Ländern, die ich durchreise, Postkarten schicken. So hat diese ganze Schinderei, lesen und schreiben gelernt zu haben, wenigstens einen Sinn.“  
    Ihr Lächeln, welches ihr Gesicht jetzt erhellte, war so süß, ich schwöre, wenn mein Herz nicht schon jemand anders gehört hätte, ich hätte mich in diesem Augenblick in sie verliebt.  
     

Jeder ist zu kaufen
       
    Ich brauchte mehrere Anläufe, bis der Motor des riesigen Wohnmobils ansprang. Eine weitere Schwierigkeit brachte die enge Toreinfahrt mit sich. Wie nur hatte Alain es geschafft, dieses Monstrum hier herein zu bugsieren?  
    Beim Versuch den Wagen in einen rechten Winkel zum Tor zu bringen, fuhr ich mehr als eine Kübelpflanze um. Mit halber Schrittgeschwindigkeit schlich ich durch die Einfahrt. Ein schrilles Kreischen erklang, als die rechte Seite des Wohnmobils an der Mauer entlang kratzte.  
    „Jetzt kann ich mit dieser Luxuskiste getrost nach Osteuropa fahren. Ein paar Kratzer und Dreck sind nur in meinem Sinne“, grinste ich Christin zu, die vor Entsetzen zwischen ihren gespreizten Fingern hindurch sah.  
    Ich hatte die letzten Tage darauf verwendet, mit einem Notar alle rechtlichen Dinge zu regeln. Das Testament war im letzten Moment überraschenderweise in Alains Atelier, in der Rue Étienne Marcel, zwischen den Entwürfen einer neuen Herrenkollektion aufgetaucht. Er hatte mir wirklich alles überschrieben. Sein Haus, seinen Besitz, das Modelabel, welches unter seinem Namen lief und noch weitere Dinge, von denen ich keine Ahnung hatte. Christin hatte mir versprochen, sich um alles zu kümmern, und ich vertraute ihr.  
    Sollte sie wenigstens in ihrer Arbeit aufgehen können. Vielleicht verschaffte ihr das ein wenig Zufriedenheit und Glück. Anders konnte ich ihr nicht helfen.  
    Sie hatte in der vergangenen Nacht einen erneuten Anlauf gestartet, mich davon zu überzeugen, bei ihr zu bleiben. Sie hatte nur erreicht, dass die Zweifel, ob ich Piero überreden konnte, mit mir zu fahren, um einiges größer wurden, mein Wunsch danach jedoch im gleichen Maß stärker. Die zwiespältigen Gefühle der Hoffnung und Unsicherheit kämpfen in mir sowieso schon derart heftig, dass sie mich allmählich zu verschlingen drohten.  
    Heute würde sich endlich zeigen, ob ich meine Reise allein machen musste. Ich hatte einige Vorkehrungen getroffen, falls man uns aufhalten wollte. Jetzt lag alles nur noch an Pieros Entscheidung.  
    Konzentriert fuhr ich durch die schattige Ausfahrt, hinaus auf die sonnenüberflutete Straße und ordnete mich in den fließenden Straßenverkehr ein. Obwohl ich wegen des großen Wenderadius kurzzeitig zwei Spuren blockierte, hupte keiner der Verkehrsteilnehmer. Das riesige, graue Monstrum von einem Wohnmobil hatte ihnen sicher die Sprache verschlagen. In ihm fühlte ich mich wie in einer fahrenden Burg. Was konnte mir schon passieren?  
    Doch je näher ich den Vororten kam, umso mehr nahm die Furcht wieder Besitz von mir. Meine Hände waren schweißnass, und ich musste das Lenkrad fest umklammern, um bei Kurven nicht abzurutschen. Als ich auf den großen staubigen Platz einbog, an deren Seite die Wohnwagensiedlung meiner ehemaligen Sippe stand, überkam mich jedoch eine seltsame Ruhe.  
    Es war später Nachmittag, und über das trostlose Stadtviertel legte sich bereits eine Dämmerung, die alle Farben zu schlucken schien, so dass nur noch verschiedenen Schattierungen von Grau zurückblieben.  
    Ich fuhr mein silbernes Ungetüm von einem Auto dicht an die Wohnwagen heran, bevor ich den Motor ausschaltete. Die
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