Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Erwarte mich in Paris (German Edition)

Erwarte mich in Paris (German Edition)

Titel: Erwarte mich in Paris (German Edition)
Autoren: S.A. Urban
Vom Netzwerk:
mit den Fingern durch ihr blondes Haar.  
    „Wie machst du es sonst, wenn du sie nicht kaufen willst, aber trotzdem unbedingt haben möchtest?“ Neugierig sah sie mich an und ich las so etwas wie eine stumme Herausforderung in ihrem Blick.  
    Später verfluchte ich mich für das, was ich dann tat. Niemals ging ich ein Risiko bei meiner Arbeit ein. Doch hier, unter den Augen dieses Mädchens, das nur darauf zu warten schien, mich auszulachen oder zu bewundern, ließ ich mich auf das Dümmste ein, was ich nur tun konnte. Ich lächelte sie geheimnisvoll an und ließ die Sonnenbrille in meiner Jackentasche verschwinden.  
    „Ah, das ist also deine Masche.“ Sie grinste mir verschmitzt zu. Plötzlich weiteten sich ihre Augen. Ihre Lippen, die sich gerade noch zu einem Lächeln verzogen hatten, öffneten sich, als wollte sie mir eine Warnung zurufen. Gerade als ich mich umdrehen wollte, um zu sehen, was sie so erschreckt hatte, krallten sich Finger, wie Stahlklammern, in meinen Oberarm.  
    „Du willst doch nicht etwa verschwinden? Ich denke, du hast sicher nur vergessen zu bezahlen.“  
    Ich sah mich einem kräftig gebauten Mann gegenüber, der mich wütend anfunkelte.  
    „Komm mal mit nach hinten. Ich denke, wir haben was zu bereden.“  
    Er zerrte mich hinter sich her. Im ersten Moment leistete ich keinen Widerstand. Ich entspannte meine Muskeln und bot keinerlei Gegenwehr. Dies war für den Überraschungsmoment, den ich vorbereitete, unerlässlich. Wie eine übergroße Marionette bugsierte er mich zwischen den Ständern hindurch.  
    „Moment ich … ich …“, begann ich zu stottern, dann spannte ich meinen Körper an, riss mich mit einem kraftvollen Ruck los und sprang zwischen den Auslagen des Ladens hindurch. Dabei stieß ich einen Ständer mit Keramiktassen um, der scheppernd zu Boden fiel und einen Regen von spitzen Splittern über das Pflaster fegte. Der Ladendetektiv rannte hinter mir her. Kurz spürte ich, wie er meine Jacke zu fassen bekam, doch dann verfing sich sein Fuß in dem umgestürzten Tassenständer. Unter lautem Fluchen fiel er auf Hände und Knie, in die sich erbarmungslos die scharfen Splitter der zertrümmerten Tassen bohrten. Mit dem Geräusch reißenden Stoffes in den Ohren, kam ich frei und rannte, ohne mich noch einmal umzusehen, davon.  
    Ich nahm die nächste Seitenstraße und hastete weiter.  
    Erst nach mehreren hundert Schritten blieb ich keuchend in einer Toreinfahrt stehen. Prüfend sah ich mich um. Die Gasse war, bis auf wenige Spaziergänger, leer.  
    Zügig lief ich in den Hinterhof. Vorsichtig sah ich mich noch einige Male um, bevor ich mich auf eine schmutzige Treppe setzte. Ich holte die drei Brieftaschen aus meiner Jacke hervor. Routiniert zog ich die Geldscheine raus und verstaute sie in meiner Hosentasche. Zählen konnte ich das Geld später. Doch auf den ersten Blick sah es so aus, als hätte sich mein erster Beutezug schon gelohnt. Das war auch mehr als notwendig, wie ich mit einem Blick auf meine zerrissene Jacke feststellte. Paco würde nicht einverstanden sein, wenn ich ihm mitteilte, dass ich das Geld für neue Bekleidung ausgeben wollte. Wahrscheinlich würde ich nachher noch in einem Kaufhaus vorbeischauen müssen. Es fiel selten auf, wenn man mit einer alten Jacke hineinging und mit einer Neuen wieder herauskam. Und wie man die Sicherheitsetiketten geschickt entfernte, ohne dass das Kleidungsstück Schaden nahm, hatte ich mittlerweile auch schon gelernt.  
    Während ich den Hinterhof verließ, warf ich die Brieftaschen in den nächsten Müllcontainer. Das Schlimmste wäre gewesen, wenn sie mich vorhin mit drei geklauten Brieftaschen beim Ladendiebstahl erwischt hätten. Ich musste vorsichtiger werden. Solche Fehler waren mir früher nie passiert. Was war nur in mich gefahren, dass ich mich auf so ein dummes Spielchen mit einem fremden Mädchen einlassen musste?  
    Voller Unmut riss ich die Sonnenbrille hervor. Doch kurz bevor sie den gleichen Weg wie die Brieftaschen, in einen Müllcontainer nehmen konnte, besann ich mich eines Besseren. Wenn ich für dieses unnütze Ding schon solch ein Risiko eingegangen war, würde ich sie auch behalten.  
     

Geheimnisse
     
    Wie immer brannte am Abend ein Feuer in der Mitte unseres kleinen Dorfes und warf seine flackernden Schatten auf die bunten Wohnwagen. Ich saß auf einem Baumstamm und starrte stumm in die Glut. Neben mir saß Sara. Ihre weiche Schulter berührte meinen Oberarm. Ich hatte den Eindruck,
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher