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Ertränkt alle Hunde

Ertränkt alle Hunde

Titel: Ertränkt alle Hunde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Adcock
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Männer des Dorfes saßen um die Tische, rauchten und tranken und aßen fadge und Eintopf zu Abend. Alle im Tweed der Bauern, bis auf einen Priester in Anzug und Kragen. Alle stritten über jedes Thema, über das sich streiten ließ.
    Doch als ich durch die Tür eintrat, wurde es schlagartig still. Als stünde eine Beerdigung bevor.
    »Jesses, Maria und Josef - er ist es!« rief jemand. »Der junge Aidan persönlich ist aus der Vergangenheit zurückgekehrt! Die Heiligen stehen uns bei!«
    »Sieht sogar ein klein bißchen aus wie sein Grampus«, sagte ein anderer Mann. Was Gelächter zur Folge hatte. Dann brüllte ein anderer: »Was sagen Sie dazu, Father?«
    Die Frage war an den älteren Priester an einem Tisch in der Mitte des überfüllten Raums gerichtet, der ein Pint Stout und ein Glas Whiskey vor sich stehen hatte. Der Priester antwortete nicht sofort. Statt dessen musterte er mich von Kopf bis Fuß und winkte mich dann feierlich herüber. »Komm her, mein Sohn -laß dich aus der Nähe ansehen.«
    Die Männer machten mir Platz. Als ich den Tisch des Priesters erreichte, bot ich ihm meine Hand an. »Neil Hockaday, Father.« Der Priester war älter, als er von der Tür her ausgesehen hatte, vielleicht neunzig oder noch älter. Die Jahre hatten deutliche Spuren auf einem einst wohl dunkel-attraktiven Gesicht hinterlassen. Sein Haar war immer noch dicht, streng zurückgekämmt in stahlgrauen Strähnen, und genau dies war hauptsächlich der Grund, warum er aus einiger Entfernung jünger wirkte. Seine Augen waren leuchtend blau, tief eingesunken in einem fleckigen Gesicht. Das Kinn war immer noch jugendlich kantig, zitterte und zuckte aber wie bei einem alten Mann.
    Ein Mann zu meiner Linken sagte: »Du sprichst mit Father McGing.«
    »Father McGing«, sagte ich. Der Priester nahm meine Hand. Sie war groß und überraschend rauh für die Hand eines Geistlichen.
    »Du siehst Aidan sehr ähnlich«, sagte McGing. »Und ich sehe auch eine Spur von deiner Großmutter Finóla. Und, aye, ich gebe zu, du besitzt auch die Züge von deinem Grampus.«
    Jemand drückte mir ein Pint Stout in die Hand. Ein anderer brüllte aus dem hinteren Teil des Raums: »Was ist jetzt mit dem Gebet, Father?« Und diese Bitte schwoll an zu einer hämmernden Forderung, als die Männer mit Pints und Gläsern und Fäusten auf die Tische klopften und im Chor riefen: »Das Gebet, das Gebet, das Gebet...«
    Father McGing stand auf und hob die Hände hoch über den Kopf, brachte den verqualmten Raum zum Schweigen. Und als Stille herrschte, sagte er, was ich bereits in Liams Haus gehört hatte:
    »Lieber Gott, wenn wir heute abend die Fülle Deiner großzügigen, reichen Gaben zu uns nehmen, dann wisse, daß wir essen und trinken werden zum ruhmreichen, frommen und unsterblichen Andenken an Deine Diener, den heiligen Patrick und unseren großen, guten Bruder Brian Boru - jeder von beiden leistete auf seine Art einen Beitrag, unser irisches Volk von den hochnäsigen Engländern und ihresgleichen zu erlösen. Wir bitten demütig um Deinen Segen für den Heiligen Vater in Rom -und scheiß auf den Bischof von Canterbury. Und wer an diesem Tisch darauf nicht anstoßen will, den möge eine finstere Nacht, ein heftiger Sturm und ein leckes Schiff beim Übersetzen über den Styx erwarten. Möge Zerberus ein Festmahl aus seinem Allerwertesten machen und Pluto eine Schnupftabakdose aus seinem Schädel, und möge der Teufel mit einer rotglühenden Egge über ihn kommen und ihm mit jedem Zinken Gedärm herausreißen und ihn dann ausgeweidet zur Hölle jagen. Amen«
    Schallendes Gelächter setzte ein, gefolgt von mehreren Sekunden Stille. Dann nahm Father McGing sein Glas, hob es feierlich und sagte: »Do schláinte, a chailleach!« Worauf die Männer mit erhobenen Gläsern unisono antworteten: »Sláinte na bhfear agus go ndoiridh tú bean roimh oiche!«
    Father McGing hielt mir sein Glas hin. Ich hob meines, und wir stießen an.
    »Was hat das Gälische bedeutet?« fragte ich.
    »Es bedeutet eine Reihe wichtiger Dinge«, sagte Father McGing. »Gesundheit für dich. Willkommen auf dem Boden großer irischer Patrioten...«
    Father McGing schwieg und beugte sich vor, um mir mit einem Finger auf die Brust zu stoßen. Ich spürte seinen heißen Atem auf meinem Gesicht, als er dann sagte: »Und möge dein gutes, frisches Blut das alte ersetzen.«
    Unerwartet und ungehindert rollten Tränen über Father McGings Gesicht. Dann wurde er von seinen Tischgenossen umringt, die

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