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Erste Male

Erste Male

Titel: Erste Male
Autoren: Megan McCafferty
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Fisch an Land. So total spuckefeucht. Und dann noch – abartig! – das Kribbeln seiner vorpubertären Bartfussel an der Oberlippe. Iih! Kribbelig wie Spinnenbeine. Ich kann mir echt nicht vorstellen, ihn jemals wieder zu küssen. Auf gar keinen Fall. Nie.
    Außerdem will ich nicht nur deshalb mit Scotty gehen, damit ich an den Samstagabenden auch ganz bestimmt was vorhabe, jetzt wo Hope nicht mehr da ist. Natürlich denken alle – meine Mutter, meine Schwester, die Ahnungslosen, um bloß ein paar zu nennen –, dass ich verrückt bin, weil ich mir die Chance entgehen lasse, mir den zukünftigen Kapitän der Football-, Basketball- und Baseballmannschaften zu angeln. Er hat es schon jetzt, als Junior, in die Schulteams geschafft. (Na ja, die Baseballsaison hat noch nicht angefangen, aber der Trainer schubst ihn schon immer kumpelhaft gegen die Spinde, wenn sie sich im Korridor begegnen. Ich habe gehört, das ist ein gutes Zeichen.) Es steht jetzt schon fest, dass er als Senior das große Vorbild für die ganze PHS sein wird, was Kraft, Sportsgeist und Fairness angeht. Und wie alle seine Vorgänger wird auch Scotty das leere Versprechen abgeben, die Schuldirektion zur Abschaffung unseres peinlichen »Maskottchens« zu überreden: der Möwe. (Ich bin anscheinend die einzige Schulsportlerin, die sich totlachen könnte, dass unsere Gründerväter eine fliegende Ratte zum Wappentier der Schule erkoren haben.)
    Ich persönlich finde es ja ein bisschen erschreckend, dass Scotty in die Nike-Fußstapfen seines engen Freundes und diesjährigen Oberbosses des Sportidioten-Triumvirats, Rob Driscoll, treten wird. Als jüngste Meisterleistung hat Rob zur Feier eines Auswärtssieges eine Cheerleader-Anfängerin unter seiner Mannschaftsjacke in den Bus geschmuggelt undsich von ihr in der letzten Reihe einen blasen lassen. Go, team, go .
    Aber der wichtigste Grund, wieso ich nicht mit Scotty gehen kann, ist meine totale Besessenheit von einem Senior, der nicht mal weiß, dass es mich gibt.
    Paul Parlipiano und ich haben genau ein Mal miteinander gesprochen. (Wir sind letztes Jahr bei der Jahresfeier der Leichtathleten in der Buffetschlange zusammengerasselt. Er hat sich entschuldigt. Ich habe total hirnlos gekichert und meinen Teller Käsemakkaroni fallen gelassen – viel zu lange nach unserem Zusammenstoß, um diesen als Erklärung gelten zu lassen.) Dennoch weiß ich, er ist der Einzige, der meine Jungfräulichkeit verdient hat. Er ist schon vorzeitig an der Columbia University zugelassen worden, also muss er superschlau sein. Und wenn ich ihn ohne Trikot beim Lauftraining sehe, packt mich der überwältigende Drang, den Schweiß von seinem Waschbrettbauch zu lecken. Mmmmh.
    In letzter Zeit hat mein üblicher Tagtraum – Paul Parlipiano und ich sitzen zusammen auf engem Raum fest, und dieses Trauma verbindet uns auf sexueller und sonstiger Ebene – eine spezielle Süße-sechzehn-Variante entwickelt. Darin sind Paul Parlipiano und ich an meinem Geburtstag im Geräteraum der Sporthalle eingeschlossen. (Wie immer spielt es keine Rolle, wie es dazu gekommen ist.) Zuerst ist er gar nicht erfreut, ausgerechnet mit mir festzustecken. Ich bin zwar insgeheim wahnsinnig aufgeregt, tue aber total genervt, weil doch mein sechzehnter Geburtstag ist, und wer will den schon in einem dunklen Loch voll mit Turngeräten verbringen?
    Irgendwann redet er doch mit mir, weil wir ja stundenlang eingesperrt sind, er lange genug mit dem Fußball jongliert hat und nichts Besseres zu tun findet. Dann führenPaul Parlipiano und ich das amüsanteste, erhellendste, intelligenteste und in jeder Hinsicht großartigste Gespräch unser beider Leben. Und dann sagt er, nach einer kurzen Pause:
    »Ist das immer noch der schlimmste Geburtstag, den du je hattest?«
    Und ich sage: »Nein, jetzt nicht mehr.«
    Und er sagt: »Ich weiß, wie wir ihn noch besser machen können.«
    Und dann kommt er zu mir, nimmt mein (absolut pickelfreies) Gesicht in beide Hände und küsst mich ganz sanft auf den Mund. Einen kurzen Augenblick lösen wir uns voneinander, schauen einander in die Augen und lächeln. Dann küssen wir uns wieder, jetzt leidenschaftlicher. Dann sinken wir auf die Turnmatte, die praktischerweise neben uns liegt, und haben den herrlichsten Sex, den die heiligen Hallen der Pineville High je erlebt haben.
    Noch viel kränker ist allerdings Folgendes: Ich glaube tatsächlich, wenn ich dafür bete und mir dabei völlig im Klaren darüber bin, dass es nie
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