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Erste Male

Erste Male

Titel: Erste Male
Autoren: Megan McCafferty
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passieren wird, dann bessern sich irgendwie die Chancen, dass der Traum doch wahr wird.
    Ich bin ein hoffnungsloser Fall.
    Aber ich merke auch ohne diese durchgedrehten Tagträume, dass meine Paul-Parlipiano-Manie außer Kontrolle geraten ist. Beim Lauftraining heute konnte ich den Blick nicht von ihm wenden. Er trainierte Hürdenlauf. Reine Eleganz und Geschmeidigkeit. Bei ihm sah es so leicht aus – das Markenzeichen des Genies. EinszweidreiSPRUNG … EinszweidreiSPRUNG … Seine Bewegungskunst lenkte mich so ab, dass ich überhaupt nicht auf meine Staffelkollegin Carrie P. gefasst war, die im Spurt auf mich zugerast kam, um mir den Stab zu übergeben. Sie lief auf mich auf und ich ließ den Staffelstab fallen. Trainer Kiley war schwer genervt. ZumGlück glaubt er, Mädchen darf man nicht anschreien, sonst hätte Paul Parlipiano seinen peinlichen Vortrag zum Thema Hört auf, den Jungs hinterherzustarren! gehört.
    In der Umkleide holte mich Carrie P. in ihrer unnachahmlich geradlinigen Art auf den Boden zurück.
    »Jess, wenn du dich weiter so sinnlos quälst, dann trete ich dir richtig in den Arsch.«
    Das sollte sie vielleicht wirklich tun. Mir in den Arsch treten, meine ich. Ich bin hoffnungslos in einen Typen verliebt, den ich kaum kenne. Wenn ich dafür keinen Arschtritt verdient habe, dann weiß ich es auch nicht. Als Senior hat Carrie P. solches Benehmen schon eine Milliarde Mal erlebt. Ich nehme an, sie hat sich meine Gefühle für ihn irgendwie zusammengereimt, obwohl ich außer zu Hope zu niemandem ein Sterbenswörtchen gesagt habe. Das alphabetische Schicksal hat Carrie P. und Paul Parlipiano seit der siebten Klasse in so gut wie jedem Unterricht nebeneinandersitzen lassen, deshalb darf ich ihren Verdacht auf keinen Fall bestätigen.
    »Ich habe keine Ahnung, wovon du redest«, sagte ich.
    ACHTZEHNTER
    Heute habe ich in der Schule Ärger gekriegt (streng genommen gestern  – aber solange ich nicht eingeschlafen bin, ist für mich der Tag nicht zu Ende). Das ist was Besonderes. Ich kann mich an jeden einzelnen Lehrertadel meiner Schulzeit erinnern.
    1. Erste Klasse. Ich laufe von meiner Fortgeschrittenen Lesegruppe zu Miss Moores Unterricht zurück. Ich bin sehr in Eile, weil Thanksgiving ist und wir aus Äpfeln, Zahnstochern, Marshmallows und Weingummi Mini-Truthähne basteln wollen. Ich bin schon halb da, als Mr Buxton mit dem hängenden Halunkenschnauzer mich anhält, der fieseste Lehrer der Schule. Er weist mich darauf hin, dass Rennen nicht erlaubt ist, und fragt nach meinem Namen. Ich bekomme ihn kaum heraus, weil die kichernden Sechstklässler so groß und beängstigend sind. Er notiert meinen Namen in seinem Kalender und erklärt mir, wenn er mich, bevor die Seite voll ist, noch einmal anhält, muss ich mit dem späten Bus nach Hause fahren. (Der späte Bus ist eine echte Drohung, in dem sitzen nämlich die bösen Kinder .)
    Ich heule den ganzen Weg bis zum Klassenzimmer, wo meine Mitschüler Mini-Truthähne basteln und Lieder über Pilgerväter und Indianer singen. Miss Moore fragt, was denn los sei, und ich antworte, dass ich keine Bücher mehr mag. Danach tue ich eine Zeit lang so, als könnte ich nicht mehr lesen, damit ich nicht zu Mr Steinbecks Drittklässlern laufen muss und den ganzen Spaß verpasse, den meine Erstklässlerfreunde mit Miss Moore haben.
    2. Fünfte Klasse. Irgendwer hat mit Bleistift JESS D. IST EINE ZICKE an die mittlere Kabinentür im Mädchenklo geschrieben. Das macht mich richtig fertig. Bridget – damals noch meine beste Freundin und eine verlässliche Quelle – verrät mir, dass es Lisa Caputo war. Lisa ist sauer auf mich, seit ich gesagt habe, dass ich nicht mehr bei ihr übernachten will, weil ihr Vater nichts unterm Bademantel trägt und immer breitbeinig am Frühstückstisch sitzt.
    Wir haben also große Pause, und ich hänge wie immer mit meinen Freundinnen am Ballzaun rum, wo wir wie immer ein albernes Wahrsagespiel spielen. Ich habe gerade erfahren, dass ich später Screech aus der Serie Saved By TheBell heiraten, sechs Kinder haben, einen olivgrünenen Golf-Kart fahren und in einer Hütte leben werde, als Bridget plötzlich Lisas Arme festhält und sagt, Jetzt kannst du es ihr heimzahlen! Tritt sie! Ich trete sie. Lisa schreit auf und fängt dann an zu heulen, was die Aufmerksamkeit unserer Lehrerin Mrs Cahill erregt, die Lisa fragt, wer sie getreten hat. Lisa sagt es. Dann erkläre ich, dass ich es nur getan habe, weil Lisa mich auf der Klotür als
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