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Erste Male

Erste Male

Titel: Erste Male
Autoren: Megan McCafferty
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Ahnungslosen«. Und jetzt sind sie noch da, Hope aber nicht. Hab ich ein Glück.
    Als also alle drei Mitglieder der Ahnungslosen versammelt waren, begann ihr tägliches Mittagsritual, nämlich nichts zu essen und die Models aus einem Teenie-Magazin abwechselnd zu vergöttern und zu verhöhnen.
    »Wie können sie die aufs Cover nehmen? Die hat doch echt einen Riesenhintern«, rief Bridget.
    Bridget ist total auf die (Über-)Größe von Modelhintern fixiert, weil sie selbst ein aufstrebendes Nachwuchsmodel ist und ihren Hintern für zu groß hält. Das ist offenbar die schwere Last der Schönheit. In Psycho habe ich gelernt, je schärfer man aussieht, desto paranoider wird man wegen seines Aussehens. Das kommt, weil geborene Schönheiten von klein auf so oft zu ihrem Aussehen beglückwünscht werden, dass selbiges entscheidend für ihr ach so fragiles Selbstwertgefühl wird.
    Gleich heul ich.
    Bridget jedenfalls modelt seit ungefähr einem Jahr und hat es noch nicht auf die Seiten irgendeines größeren Teenie-Blatts geschafft. Sie ist bloß eins von diesen namenlosen Katalogmodels. Aber für die PHS ist das schon verdammt glamourös.
    »Ohmeingott! Mein Vater hat einen Freund, der ist Fotograf, und der sagt, sie hat Cellulitis«, sagte Sara.
    »Iiiiih!«, antworteten Manda und Bridget im Chor.
    »Ja, er meint, hinter ihrem Rücken nennen sie alle Zitat Orangenhintern Zitat Ende .«
    Sara benutzt allzu oft die beiden Ausdrücke »Ohmeingott!« und »Zitat – Zitat Ende«. Immerhin hat sie aufgehört, dabei mit vier Fingern diese albernen Anführungsstriche in die Luft zu machen. Sie ist in den Klang ihrer eigenen Stimme verliebt, in die gedämpften Konsonanten und nasalen Vokale, die sich anhören, als seien sämtliche Hohlräume ihres Schädels mit tausend Pfund Rotz gefüllt, oder Litern, oder welche Maßeinheit auch immer man dafür gebraucht. Ihrem Vater Wally D’Abruzzi gehören Winning Wally’s Arcade , Wally D’s Sweet Treat Shoppe und noch ein paar Goldgruben an der Strandpromenade, daher hat sie das dickste Portemonnaie an der Pineville High. Dazu gehört allerdings in unserer Arbeiter-und-Angestellten-Gegend nicht sehr viel. Sie könnte auch auf eine teure Privatschule gehen, aber sie hat ihre Eltern angefleht, sie auf der öffentlichen Schule zu lassen. Hier ist ihr finanzielles Polster auch soziales Kapital. An einer superschicken Schule voller Milliardärskinder wäre sie bloß Ausschuss.
    Ich warf einen Blick auf die betreffende Titeltussi. Sie war nicht mager, aber ganz bestimmt auch nicht dick. Sie sah kurvenreich, sexy, stark aus. Sabrina fiel mir ein, ohne Wimpern, im Rollkragen. Ich beschloss, das Model in Schutz zu nehmen.
    »Ich wette, man hat sie aufs Cover genommen, damit wir uns wohler in unserer Haut fühlen. Um zu zeigen, dass man nicht perfekt sein muss, um hübsch zu sein …«
    »Oh bitte, Jess«, sagte Manda und schob ihre Brille auf die Nasenspitze, damit sie über den Rahmen hinweg auf mich herabsehen konnte. »Spiel dich hier nicht auf wie Naomi Wolf.«
    Manda meint, wenn sie feministische Manifeste liest, darf sie sich auf sexuellem Gebiet wie die letzte Schlampe aufführen. Ich bin ziemlich sicher, deshalb trägt sie aucheine Hornbrille und keine Kontaktlinsen, damit sie weniger erotisch, sondern eher intellektuell rüberkommt. Aber das nimmt ihr sowieso keiner ab. Hope und ich haben sie immer die Kussmaschine genannt, weil sie bis zum fünfzehnten Geburtstag schon mit einunddreißig verschiedenen Typen rumgeknutscht hatte. Dann fand sie, sie sei alt genug, auf manuelle Stimulation umzusteigen, also nannten wir sie fortan Handarbeit-Manda. Und als sie dann sechzehn wurde … ich will nur so viel sagen: Sie verdiente sich den Titel Rachen-Manda.
    Manda nennt sich selbst »Extremjungfrau« und will das auch bleiben, bis sie jemanden findet, der all ihren Suchkriterien entspricht: eins fünfundachtzig; Jeepfahrer; schlank und athletisch, aber nicht stiernackig; blond; surft im Sommer, fährt im Winter Ski; benutzt jeden Tag Zahnseide. Sie weiß, das sind ziemlich hohe Ansprüche – vor allem in Pineville –, also macht sie lieber mit einem Ausschlusskandidaten nach dem anderen rum, bis endlich der Richtige kommt.
    Die Ahnungslosen blätterten weiter in der Zeitschrift, nippten an ihren Cola lights und gaben knappe Urteile über die Bilder jeder Seite ab.
    »Schlimm.«
    »Übel.«
    »Abartig.«
    Plötzlich schlug Bridget mit der flachen Hand auf eine Seite.
    »Also, die hat
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