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Erste Male

Erste Male

Titel: Erste Male
Autoren: Megan McCafferty
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MUND?
    Am anderen Ende des Spektrums steht Scotty. Vor der ersten Stunde hat er mir eine Rose geschenkt. Das war zwar eine nette Geste, aber ich hatte trotzdem nicht das Bedürfnis, sie den ganzen Tag mit mir rumzuschleppen. Ich konnte sie aber auch nicht einfach in meinen Spind stopfen, also musste ich mich den ganzen Tag lang der blöden Fragen vom Club der Ahnungslosen erwehren. Wer hat dir denn die Blume geschenkt? Wieso sollte er dir eine Blume schenken, wenn er nicht mit dir gehen will? Geht ihr schon miteinander? Warum geht ihr nicht miteinander?
    Vielleicht würde mir die Rose mehr Kopfzerbrechen bereiten, wenn Scotty sich nicht gerade den Künstlernamen »Mike Ockenballz« zugelegt hätte. Er und seine Freunde haben sich statt gegenseitigem Nippelquetschen ein brandneues Hobby zugelegt: Sie rufen sich jetzt bei albernen zweideutigen Spitznamen.
    Burke Roy heißt jetzt »Hugh G. Reckshun«.
    Rob Driscoll heißt jetzt »Haywood Jablomie«.
    P. J. Carvello heißt jetzt »Adolf Oliver Bush«.
    Ich bin das einzige Mädchen, das dergleichen nicht wahnsinnig süß findet.
    Der Rest meines Geburtstags plätscherte so dahin, Paul Parlipiano kam nicht in meine Nähe und steckte erst recht nicht mit mir in einemschweißtreibenden Drei-Quadratmeter-Geräteraum fest. Auch die Brustfee ließ sich nicht blicken. Vielleicht wartet sie noch bis nächstes Jahr, und dann macht mich die tödliche Kombi aus beeindruckender Oberweite und druckfrischem Führerschein zur männermordenden Superfrau. Natürlich nur bildlich gesprochen.
    Party gab es auch nicht, und das war kaum deprimierender, als wenn es eine gegeben hätte. Mom hat einen Möhrenkuchen in einer Bäckerei bestellt, die den unverzeihlichen Fehler begangen hat, statt Buttercreme einen einfachen Vanillezuckerguss draufzutun. Ich wollte mich schon aufregen, wie schön es doch wäre, wenn wenigstens irgendeine Kleinigkeit mal nach meinem Wunsch liefe. Buttercreme, das wäre schon mal was. Ist doch nicht zu viel verlangt, oder?
    Aber dann habe ich den Blick meiner Mutter gesehen: Ich tat ihr leid. Ich war ihre lahmarschige Losertochter, deren Sechzehnter natürlich niemals so toll sein konnte wie ihr eigener oder Bethanys – die hatten nämlich beide eine Riesenparty mit Catering-Service und ein paar Dutzend ihrer engsten Freunde. Kann es was Armseligeres geben?
    Also habe ich mir jede spitze Bemerkung verkniffen. Mom und Dad haben »Happy Birthday« gesungen und ich habe die Kerzen ausgeblasen. Ich habe meine Geschenke ausgepackt (ein paar CDs, ein totales Mädchenkleid, das ich natürlich umtauschen werde, und ein Paar neue Laufschuhe von Dad). Ich habe ein großes Stück Kuchen gegessen und so getan, als ob er mir schmeckt. Dann bin ich auf mein Zimmer und habe ganz leise geheult.
    Ach, der Club der Ahnungslosen hat mir übrigens ein silbernes Armband geschenkt, an dem eine »16« baumelt. Ich soll mich wohl jedes Mal, wenn ich auf mein Handgelenk schaue, an die tollste Zeit meines Lebens erinnern oder so. Es sei denn, Brandi hatte doch Recht, und ich schlitze es mir lieber auf.
    Ich mach nur Witze.
    Deine baumelnde J.

 
    FEBRUAR

 
    FÜNFTER
    Wäre Bethany mit mir zur Highschool gegangen, hätte ich sie gehasst, und für sie wäre ich die uncoole Schwester gewesen, die sie auf dem Gang nicht mal grüßt. Daher ist unser Altersunterschied von elf Jahren geradezu ein Segen.
    Den ganzen Tag habe ich damit verbracht, im Klamottenladen so ein Satinmonstrum für ihre Hochzeit anzuprobieren. Bräute sind bösartig. Sie sind so finster entschlossen, besser auszusehen als alle anderen Anwesenden, dass sie für die Brautjungfern Kleider aussuchen, die niemandem stehen. Meins ist gelb ( »Mais!«, wie meine Schwester und meine Mutter mich schon eine Milliarde Mal verbessert haben), schulterfrei und bodenlang. Ich sehe darin aus wie eine Banane. Der Brautjungfernbonus: Wenn das Kleid für mich geändert worden ist, habe ich von der Brustpartie genug Stoff übrig, um mir nicht bloß eine passende Handtasche, sondern ein ganzes Gepäckset machen zu lassen!
    Ich stehe also in meiner ganzen Chiquita-Pracht im Laden, als Bethany mir erklärt, dass ich mir bis zur Hochzeit nicht mehr die Haare schneiden lassen soll, damit sie lang genug für eine komplizierte Hochsteckfrisur werden.
    »Aber ich trage meine Haare nie hochgesteckt«, protestierte ich.
    »Bei der Hochzeit schon«, entgegnete Bethany.
    »Aber hochgesteckte Haare sehen bei mir nicht gut aus.«
    »Tja, Pech: Alle
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