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Erst ich ein Stück, dann du - Timmi und der Tig

Erst ich ein Stück, dann du - Timmi und der Tig

Titel: Erst ich ein Stück, dann du - Timmi und der Tig
Autoren: P Schröder
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„Aber denk dran: Wenn du uns auf den Arm nehmen willst, werden wir deinen Sohn nicht ungeschoren davonkommen lassen.“
    „Nehmt mir die Fesseln ab“, erwiderte Tom harsch.

    Die Männer warfen sich einen Blick zu. Der Kurzhaarige nickte kurz, woraufhin der Breitnasige in die Knie hinunterging und den Strick um Toms Knöchel und Hände löste. Keiner von ihnen achtete mehr auf Timmi.

    Da nutzte er die Gelegenheit
und huschte hinter den Felsen zurück.
Zum Glück bemerkten es
die Männer nicht.

    Der Tiger empfing Timmi mit einem Blinzeln. Es sah aus, als ob er grinste. Timmi strich ihm flüchtig über den Kopf, dann lehnte er sich wieder an den Felsen und blickte angespannt zum Seeufer.

    Papa stand bereits bis zum Bauch im Wasser. Timmi raste eine Gänsehaut über den Körper. Der See war bestimmt eiskalt. Aber sein Vater ging unbeirrt weiter, bis nur noch sein Kopf aus dem Wasser ragte.
    Alle starrten wie gebannt auf den See, doch zunächst passierte gar nichts.
    „Du verdammter Hundesohn!“, brach es aus dem Kurzhaarigen hervor. „Du hast uns angelogen!“
    Plötzlich erschütterte ein tiefes unterirdisches Rumpeln die Grottenwände. Die Wasseroberfläche zitterte.

    Timmi hielt den Atem an.
Der See verdunkelte sich.
Das Wasser geriet mächtig in Wallung.
Und dann hob sich etwas daraus hervor.
Es war so groß wie ein Haus.
Und es hatte ein Dach, vier Türme
und eine große Tür.
Die Tür sah aus wie ein Tiger.

    Alles glänzte in purem Gold, die Dächer waren mit roten Rubinen besetzt und die Augen der Tigerstatue
in der Tür funkelten im tiefen Grün echter Smaragde. Unterhalb der riesigen Tatzen ragte eine Treppe in den See hinein.
    „Der vergessene Tempel!“, rief der Mann mit der breiten Nase. „Dilip hatte recht. Es gibt ihn wirklich. In ihm befindet sich der wertvollste Schatz des ganzen Landes. Der Schatz des Tigertempels!“
    „Los, Jonnsen!“, brüllte der andere. „Raus da! Weg von dem Tempel!“
    „Keine Sorge“, erwiderte Tom. „Ich stibitze euch den Schatz schon nicht vor der Nase weg. Außerdem habt ihr das Amulett. Ihr werdet die Tür des Tigertempels schon selber öffnen müssen.“ Er warf einen Blick zum Felsen hinüber, hinter dem Timmi und der Tiger sich verborgen hielten, und lächelte. Dann bewegte er sich langsam rückwärts durch den See. Kurz bevor er das Ufer erreichte, warf sich der Breitnasige auf ihn und drückte ihn unter Wasser. Sein Kumpan stürzte mit gierigem Blick in den See und steuerte zielstrebig auf den Tempel zu.

    Timmi bemerkte, dass die Tigerstatue auf der Brust eine rautenförmige Aushöhlung hatte. „Das Amulett! “, stieß er hervor. „Ich wette, es passt genau hinein.“ Er wirbelte zum Tiger herum, der hinter ihm auf dem Boden lag und die Ereignisse mit gelassenem Blick verfolgte. „Wir müssen etwas tun!“, rief Timmi. „Hörst du? Wir müssen verhindern, dass die Männer den Tempel öffnen.“

    Der Tiger blinzelte und legte den Kopf
auf seinen Pranken ab.
Timmi verdrehte die Augen.
„Du dusselige Katze“, brummte er
und wandte sich wieder zum See.
Papa war nirgends zu sehen.
O Gott! –
Er war doch hoffentlich nicht ertrunken!

    Die beiden Männer hatten den Tempel inzwischen erreicht. Hastig stiegen sie die Treppe hinauf. Während der Kurzhaarige die Wasseroberfläche argwöhnisch im Auge behielt, kramte der andere das Amulett aus seiner Hosentasche hervor. Jeden Moment würde er es in die Ausbuchtung stecken und die Tempeltür auf diese Weise öffnen.

    Timmi durfte keine Sekunde verlieren.
Er musste seinen Vater retten –
und den Schatz!

Im Schutz des Tigers
    Mit einem Satz sprang Timmi auf den Rücken des Tigers. „Los!“, zischte er. „Bring mich auf die andere Seite. Beeil dich!“
    Die Raubkatze knurrte leise. Sie verließ den Schutz des Felsens, tappte auf das Ufer zu und glitt lautlos ins türkisgrüne Wasser. Timmi machte sich ganz flach und schmiegte sich eng an ihren Körper. Wie gebannt fixierte er die Wasseroberfläche. Doch Papa wollte und wollte nicht auftauchen. Nicht einmal ein Wellenkringel oder ein dunkler Schatten waren zu sehen.

    Bitte, bitte!, flehte Timmi.
Er kämpfte mit den Tränen.
Doch halt!
Was war das?
Stiegen nicht dort
neben der Tempeltreppe
Blubberblasen aus dem Wasser auf?

Timmis Herz machte einen Satz.
„Mach schnell“, raunte er dem Tiger zu.

    Nur einen Augenblick später erreichte die Raubkatze das Ufer. Timmi sprang von ihrem Rücken herunter und der Tiger tauchte sofort ins Wasser zurück.
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