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Erst ich ein Stück, dann du - Timmi und der Tig

Erst ich ein Stück, dann du - Timmi und der Tig

Titel: Erst ich ein Stück, dann du - Timmi und der Tig
Autoren: P Schröder
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gefährlich.
Du fährst mit Alok in die Stadt.“

    Timmi wollte protestieren, aber an Papas entschlossener Miene erkannte er, dass es keinen Sinn hatte. Sein Vater würde ganz bestimmt nicht nachgeben.

    „Ich werde meine Freunde rufen“, sagte Alok. „Sie sollen Mister Jonnsen in den Dschungel folgen.“ Er legte sich Gopals Arm um die Schultern, um ihn zu stützen. „Ich werde mich beeilen.“
    „Gut“, sagte Tom. „Ich verspreche euch, dass ich mich vorsehen werde. Und jetzt lauft!“, zischte er, dann wandte er sich um und tauchte hinter dem Elefantengott in den Dschungel ein.

    Sorgenvoll blickte Timmi ihm nach.
Dann folgte er Alok und Gopal.
Hoffentlich geht alles gut, dachte Timmi.
Plötzlich hatte er
furchtbare Angst um Papa.
Er konnte ihn nicht einfach allein lassen!
Timmi blieb stehen.
Alok und Gopal gingen weiter.
Timmi wartete einen Moment.
Dann drehte er sich um
und huschte zum Elefantengott zurück.

    Vor ihm lag dichter, undurchdringlicher Dschungel. Der Boden war von Wurzeln, Zweigen und Blättern bedeckt. Es gab Pflanzenstauden mit riesigen Blättern, von deren Spitzen Wasser tropfte. Die Bäume wuchsen hoch in den Himmel hinauf und bildeten ein dichtes Kronendach, das kaum noch Sonne hindurchließ. Viele von ihnen trugen neben ihrem eigenen Blattwerk auch fremde Pflanzen, die sich auf ihren Ästen niedergelassen hatten oder sich an ihren Stämmen emporrankten.

    Timmi erinnerte sich, schon mal etwas von einer Würgefeige gehört zu haben, und ein feiner Schauer raste über seinen Rücken. Vorsichtig bog er ein Blatt zur Seite, das beinahe ebenso lang war wie er selbst, und spähte in den Wald hinein.

    Von Papa fehlte jede Spur.
Timmi überlegte.
Ob Alok und Gopal ihn wohl suchten?
Sollte er besser zurückgehen?
Nein! Das wollte er nicht.
Er war doch nicht feige!

    Er war aus dem gleichen Holz geschnitzt wie sein Vater. Auch wenn ihm das Herz gerade bis zum Hals klopfte. Suchend ließ er seinen Blick über die Pflanzen gleiten, die nur knapp über dem Boden wuchsen. War nicht dort ein Zweig abgeknickt – und ungefähr eine Schrittlänge weiter ein Blatt zertreten?
    Entschlossen setzte Timmi einen Fuß in den Wald. Mit jedem Schritt, den er tat, mit jedem Meter, den er den Spuren folgte, die Papa hinterlassen hatte, wurde es dunkler. Timmi zwang sich, das Kreischen der Tierstimmen und das Rascheln im Unterholz nicht zu beachten. Wahrscheinlich hatte alles, was hier kreuchte und fleuchte, ebenso viel Angst vor ihm.
    Aber bestimmt gab es auch Schlangen und Raubkatzen. Panther, Tiger und Leoparden. Timmi wischte den Gedanken an diese gefährlichen Tiere fort. Mutig lief er weiter.
    Je tiefer Timmi in den Dschungelwald vordrang, desto dunkler wurde es. Unter den Blätterdächern flatterten Vögel umher. Die Tierstimmen klangen dumpf und drohend, und der Weg, den Papa genommen hatte, führte jetzt stetig bergauf. Plötzlich sauste unmittelbar neben Timmi ein Ast zu Boden.

    Etwas schrie.
Es zerrte an seinen Haaren,
dann flog es weiter,
hastete den Stamm einer Palme hinauf
und verschwand in ihren Blättern.

    Timmi keuchte vor Schreck und sein Herz schlug wie verrückt. Dann sah er, dass der Ast kein Ast, sondern eine lange Hängewurzel war. Sie pendelte neben ihm hin und her. Er dachte an Tarzan und Jane und all die Affen, die sich an Lianen entlanghangelten. Bestimmt war das, was ihn da eben berührt hatte, auch bloß ein Affe gewesen.

    Langsam drehte Timmi sich um und musterte jeden Ast, jedes Blatt und jede Hängewurzel. Glitzerten dort oben hinter den Zweigen nicht ein paar gelbe Augen? Hatten Affen überhaupt gelbe Augen? Oder würde womöglich jeden Augenblick eine Schlange auf ihn herunterstürzen, sich um seinen Körper winden und ihn langsam zerquetschen?
    Timmi schloss die Augen. Aber davon wurde es auch nicht besser. Die Angst hatte ihn fest im Griff. Es nützte nichts, wenn er hier einfach stehen blieb. Er musste weiterlaufen – und zwar entweder tiefer in den Dschungel hinein oder zurück zur Statue des Elefantengotts.

    Timmi dachte an Papa. Der hatte es leichter als er, denn er trug wenigstens ein Messer bei sich. Außerdem war Tom Jonnsen ein erwachsener Mann. Er war viel stärker als ein neunjähriger Junge. Und er war schon in vielen fernen Ländern gewesen und kannte sich in der Wildnis aus.
    Timmi fluchte leise. Es war dumm von ihm gewesen, seinem Vater so blindlings zu folgen. Und deshalb würde er jetzt zurücklaufen und beten, dass Papa sich allein zurechtfand und den
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