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Erst ich ein Stück, dann du - Hexengeschichten

Titel: Erst ich ein Stück, dann du - Hexengeschichten
Autoren: P Schröder
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Spinnenbrot hinunter
    und sprang vom Stuhl auf.

    „Haaalt!“, rief ihre Mutter. Sie hielt Luzie am Handgelenk fest. „Wo willst du denn jetzt wieder hin? Hast du überhaupt schon aufgegessen?“
    „Aber natürlich, Liebes, aber natürlich“, erwiderte Flora. „Dich habe ich nicht gefragt“, brummte Bambura und wandte sich wieder ihrer Tochter zu.
    „Ich bin pappsatt“, beeilte Luzie sich, zu antworten. „Diese Spinnen stopfen immer so.“Sie setzte ein wehleidiges Gesicht auf. „Wenn ich zu viel davon esse, wird mir schlecht und ich muss mich übergeben.“

    „Schon gut, schon gut“, sagte Bambura. „Und was hast du jetzt vor? Doch hoffentlich keinen Unsinn!“
     
    „Aber nein!“, rief Luzie erbost.
    „Ich mache doch keinen Unsinn!
    Ich muss noch für die Schule lernen.“
     
    Zum Glück gab sich Bambura damit zufrieden. Sie ließ ihre Tochter los, und Luzie flitzte so schnell ihre Beine sie tragen konnten die Treppe hinauf in ihr Zimmer, das sich ganz oben im Rundturm des Hauses befand. Sie drückte die Tür zu, legte den Riegel vor und verschnaufte kurz, bevor sie sich auf ihr Regal stürzte.
     
    Luzie besaß viele Bücher.
    Lesebücher, Tierbücher,
    Geschichtenbücher
    und Bücher über Zaubertränke,
    aber nur ein einziges
    über Zaubersprüche.
    „Lass mich raus!“, krähte Rabe Rolfi.
    Er hockte in einem Käfig.

     
    Es war ein großer Käfig und er stand direkt am Fenster, sodass Rolfi einen fantastischen Blick über das ganze Hexental hatte, dennoch ließ er missmutig die Flügel hängen. Der Rabe konnte es nun einmal nicht leiden, wenn er Gitterstäbe vor dem Schnabel hatte.
    „Warum sollte ich das tun?“, fragte Luzie, während sie an ihrem Regal entlangging und den Zeigefinger suchend über die Buchrücken gleiten ließ. „Du machst doch ohnehin nichts als Scherereien.“
    „Mach ich gar nicht!“, protestierte Rolfi. „Ich bin der liebste und netteste Rabe der Welt.“
    „Ja, und der Unnützeste“, brummte Luzie. Sie stoppte, denn endlich hatte sie gefunden, was sie suchte: das Zaubersprüchebuch!

    Sie zog es heraus und schlug es auf.
    Die meisten Sprüche waren
    in normaler Schrift gedruckt.
    Die geheimen Sprüche aber
    waren in Geheimschrift geschrieben.
    „Ich bin sogar sehr nützlich“, krähte Rolfi.
     
    „Hahaha, das wüsste ich aber“, erwiderte Luzie. „Ständig kackst du auf den Boden und überall fliegen deine dussligen schwarzen Federn herum.“
    „Meine Federn sind nicht dusslig, meine Federn sind Zauberfedern“, behauptete Rolfi und reckte stolz die Brust heraus.
    „Hahaha!“, wiederholte Luzie. „Da lach ich mich aber tot.“
    „Außerdem sehe ich alles, was im Tal passiert“, protzte der Rabe weiter. „Ich kenne die geheimsten Geheimnisse … Und die Geheimschrift da in dem Buch, die kenne ich auch“, fügte er beiläufig hinzu.

    „Was?“, rief Luzie.
    „Du kannst die Geheimschrift lesen?“
    „Jawohl!“, sagte Rolfi.
    „Dann musst du mir helfen“,
    erwiderte Luzie.
     
    „Nur, wenn du mich rauslässt“, stellte der Rabe zur Bedingung.
    Grummelnd öffnete Luzie die Käfigtür. „Wehe, wenn du mich angeschwindelt hast“, sagte sie.
    „Dann hättest du jetzt Pech gehabt“, entgegnete der Rabe frech. „Hast du aber nicht“, beeilte er sich zu sagen und ließ sich flatternd auf dem Boden nieder, wo das aufgeschlagene Zaubersprüchebuch lag. „Welchen Spruch suchst du denn?“
    „Den Warzenspruch“, sagte Luzie und blätterte die Seiten hin und her.
    „Den mit den dicken schwarzen Warzen oder den mit den kleinen grünen, die aufplatzen, wenn man sie zu lange anguckt?“, wollte Rolfi wissen.
    „Keine Ahnung.“Luzie rieb sich nachdenklich die Nase. „Ich glaube, der mit den dicken schwarzen Warzen ist besser.“

     
    „Der steht auf Seite 13“, sagte Rolfi.
    Er steckte seinen Schnabel in das Buch
    und blätterte die richtige Seite auf.
    IZRIW IZRAW NIH stand da.
    Luzie runzelte die Stirn.
     
    Der Spruch war ja ein echter Zungenbrecher! Den würde sie nie flüssig über die Lippen bekommen. „Das ist Geheimschrift. Wenn du eine von meinen Federn nimmst, kannst du den Spruch aufsagen“, sagte Rolfi und hielt ihr bereitwillig den Flügel hin.
    „Aber ich kann dir doch nicht einfach eine Feder ausrupfen!“, rief Luzie empört. „Das tut bestimmt schrecklich weh!“
    „Na ja … schon“, druckste der Rabe. „Aber du hast ja leider alle Federn, die hier im Zimmer herumlagen, weggeschmissen.“
    „Ich konnte ja auch
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