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Erst ich ein Stueck, dann du - Geheimnisvoller Besuch in Klasse 1

Erst ich ein Stueck, dann du - Geheimnisvoller Besuch in Klasse 1

Titel: Erst ich ein Stueck, dann du - Geheimnisvoller Besuch in Klasse 1
Autoren: Manfred Mai
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ratlos aus der Wäsche.
    „Welche Straßen soll ich zeichnen?“, fragte Paul.
    „Die, die zu den Gebäuden führen, die ich an die Tafel geschrieben habe“, antwortete Frau Eisleben.
    Pauls Blick zeigte ihr, dass er noch immer nicht verstanden hatte.
    „Stell dir vor, du stehst vor dem Schulhaus“, versuchte sie es nun anders. „In welche Richtung musst du gehen, wenn du zum Rathaus willst? Nach links oder nach rechts?“
    Paul überlegte, schaute auf seine Hände und antwortete dann unsicher: „Nach links.“
    „Richtig“, bestätigte die Lehrerin. „Und wenn du am Ende der Schulstraße bist, in welche Richtung musst du dann gehen?“

    Pauls Gesicht wurde heller. „Jetzt verstehe ich!“, sagte er.
    „Ich nicht“, murmelte Mia.
    Und sie war nicht die Einzige. Frau Eisleben erklärte so lange, bis alle verstanden hatten, was sie tun sollten. Nur der Junge mit den golden schimmernden Haaren hatte keine Ahnung, wovon die Rede war.
    Die Lehrerin sagte zu ihm: „Kannst du für uns ein Bild malen, auf dem wir sehen, wie es dort aussieht, wo du hergekommen bist?“
    Der Junge zeigte ihr seine leeren Hände. „Womit soll ich malen?“
    Die Lehrerin seufzte. „Luca, gib ihm bitte ein Blatt und leih ihm deine Farbstifte.“
    Luca guckte nicht gerade begeistert.

     
    „Bitte“, wiederholte die Lehrerin.
    Da riss Luca ein Blatt aus seinem
    Zeichenblock und schob die Farbstifte
    wortlos in die Mitte des Tisches.
    „Danke, Luca“, sagte der Junge.
    Luca brummte kaum hörbar: „Bitte.“
     
    Die Lehrerin zog die Augenbrauen hoch, und ein Lächeln huschte über ihr Gesicht. Sie blieb bei dem Jungen stehen und schaute ihm über die Schulter. Auch Luca zeichnete nicht mehr an seinem Stadtplan weiter, sondern schielte zu dem Jungen hinüber. Der malte und malte.

    Inzwischen standen alle Kinder um den Jungen herum und beobachteten gespannt das Entstehen des Bildes. Als es aussah, als sei er fertig, griff er nach der gelben Farbe und malte eine Zick-Zack-Linie an den Himmel.
    „Soll das ein Blitz sein?“, fragte Luca.
    Der Junge nickte. Dann griff er nach dem schwarzen Stift und fuhr damit wild über das Bild.
    „He, jetzt versaut er ja alles!“, empörte sich Jakob.
    Der Junge achtete nicht auf ihn. Er malte zum Schluss noch eine Art Rahmen um das Bild und zog durch die Mitte von oben nach unten einen Strich.
    „Das ist ... das sieht ja aus wie ein Buch“, murmelte Paulina.
    Alexander nickte. „Ja, jetzt sehe ich es auch.“
    „Was soll das?“, fragte die Lehrerin. „Warum malst du ein Buch?“
     
    „Ich habe gemalt,
    wo ich herkomme“,
    antwortete der Junge.
    „Wie, wo du herkommst?“,
    fragte die Lehrerin verwirrt.

     
    „Der spinnt“, flüsterte Jakob seinem Freund Kenan zu. „Er kommt ...“ Paulina zögerte und schaute den Jungen an. „Du bist ... kommst du ... aus einem Buch?“ Der Junge nickte.
    „Ich hab doch gesagt, dass der spinnt“, sagte Jakob nun laut.
    „Na, na, na!“, tadelte ihn die Lehrerin. „Nun sei mal nicht so vorlaut!“ Dann wandte sie sich wieder an den Jungen. „Äh, wie ... ich meine, was soll das heißen ... äh, also, das mit dem Buch?“
    „Wir haben auf der Wiese Fußball gespielt ...“

     
    „Du spielst Fußball?“,
    unterbrach ihn Yasin.
    „Bist du gut?“
    „Das ist doch jetzt nicht wichtig“,
    sagte die Lehrerin.
    „Doch !“, widersprach Yasin.
    „Er soll erst mal weiterreden“,
    sagte Paulina.
     
    Alle Augen richteten sich wieder auf den Jungen. Der begann noch mal von vorn.
    „Wir haben auf der Wiese Fußball gespielt. Auf einmal hat sich der Himmel verdunkelt. Wir wollten noch zu Ende spielen, doch plötzlich hat es geblitzt und so furchtbar laut gedonnert, dass ich vor Schreck über den Ball gestolpert, aus dem Spielfeld und aus dem Buch gefallen bin.“

    „Das gibt’s nicht“, murmelte die Lehrerin, „das ist unmöglich.“
    „Wieso ist das unmöglich?“, fragte der Junge. „Du siehst doch, dass ich da bin.“
    „Ja, das sehe ich“, sagte die Lehrerin und konnte sich gerade noch ein „Leider“ verkneifen.
    „Was machen wir jetzt?“, fragte der Junge.
    „Wir machen Unterricht“, antwortete die Lehrerin.
    „Dazu sind wir hier.“
    „Was ist Unterricht?“
    „Die Kinder lernen Rechnen, Lesen, Schreiben und noch viele andere wichtige Dinge“, antwortete die Lehrerin. „Das nennt man Unterricht.“
     
    „Wozu brauchen sie das?“
    „Damit sie später ...“
    Die Lehrerin stockte.
    „Weißt du was:
    Du
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