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Erst ich ein Stück, dann du! 3 Schulgeschichten: Themenband 3 (German Edition)

Erst ich ein Stück, dann du! 3 Schulgeschichten: Themenband 3 (German Edition)

Titel: Erst ich ein Stück, dann du! 3 Schulgeschichten: Themenband 3 (German Edition)
Autoren: Patricia Schröder
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Merle zu Herrn Ringels ins Lehrerzimmer und erzählte ihm, dass ihr zu Hause schon schlecht gewesen sei. Der Klassenlehrer schickte Frau Bender sofort eine SMS aufs Handy und eine Viertelstunde später war Merles Mutter da.
    „Alles in Ordnung?“, fragte sie besorgt.
    Merle schüttelte den Kopf. Sie überlegte, ob sie ihr das mit dem Pups erzählen sollte, ließ es jedoch bleiben. Bestimmt fand Mama das gar nicht so schlimm. Und als sie kurz darauf daheim in ihrem Zimmer war, ging es ihr auch schon viel besser.
    Trotzdem musste Merle an diesem Tag in der Wohnung bleiben. Sie durfte auf dem Sofa liegen und ihre Lieblingssendung gucken und in Mamas Modezeitschriften blättern.
    Abends vor dem Einschlafen stellte Merle sich vor, wie sie Jakob zehn Streifen Tesafilm kreuz und quer über den Mund klebte. Alle Kinder lachten und applaudierten und Jakob wurde so klein wie ein Floh.
    Merle grinste in sich hinein.
    Dieser freche Jakob konnte ihr gar nichts!
    Doch am nächsten Morgen sah die Welt leider wieder anders aus. Merle brauchte nur an Jakob zu denken, schon fing ihr Bauch aufs Neue an zu kneifen.

    „Heute müssen wir ein bisschen früher los“, sagte Frau Bender.
    „Hast du etwa schon wieder ein Gespräch mit deinem Chef?“, brummte Merle.
    „Nein, ich soll noch einen Blumenstrauß für Frau Himmelgeist kaufen“, erwiderte ihre Mutter. „Sie hat heute Geburtstag.“
    Frau Himmelgeist war Mamas Kollegin. Und da der Blumenladen genau zwischen Merles Schule und Mamas Büro lag, hatte Frau Bender angeboten, den Strauß zu besorgen.
    „Vielleicht ist ja schon ein anderes Kind aus deiner Klasse da“, sagte sie zum Abschied.
    Hoffentlich nicht, dachte Merle und kletterte aus dem Auto. Sie umfasste die Schulterriemen ihres Ranzens mit festem Griff und stapfte mit ebenso festen Schritten auf das Schulgebäude zu.

    Tatsächlich tollten schon ein paar Kinder auf dem Hof und in der Pausenhalle herum, doch keines davon ging in ihre Klasse. Und so lief Merle einfach weiter in den Gang hinein, in dem sich ihr Klassenraum befand. Ob die Tür wohl abgeschlossen war?
    Merle drückte die Klinke herunter.
    Die Tür sprang auf.
    Hastig schlüpfte Merle in den Klassenraum.
    Sie sah die gelben Vorhänge, die große Pflanze neben dem Lehrertisch, die bunten Bilder an den Wänden und die vielen Bücher in der Leseecke, und auf einmal hatte sie schreckliche Lust, ganz viele neue Dinge zu lernen.

    Manches wusste sie ja schon. Zum Beispiel wie die Blumen hießen, die Mama in den Garten gepflanzt hatte. Papas Werkzeuge konnte Merle auch benennen. Und sie kannte den Unterschied zwischen einem Geparden und einem Leoparden. Sie konnte ihn sogar aufmalen. Überhaupt: Neben Mathe war Malen Merles absolute Lieblingsbeschäftigung.
    Langsam ging sie auf ihren Platz zu. Merle wollte gerade ihren Ranzen herunternehmen, da fiel ihr Blick auf eine Kiste, die am Ende der dritten Sitzreihe stand. Sie sah aus wie ein großer Würfel und hatte einen gepolsterten Deckel.
    Ein Notsitz, dachte Merle.
    Vorsichtig nahm sie den Deckel herunter.
    Die Kiste war leer.
    Und sie sah innen drin ziemlich groß aus. Ohne lange zu überlegen, stellte Merle ihren Ranzen hinein und schlüpfte hinterher. Sie musste sich ein bisschen zusammenquetschen, aber dann passte sie wunderbar daneben.
    Plötzlich ertönte draußen auf dem Gang lautes Lachen und Fußgetrappel. Hastig sprang Merle auf, ergriff den Deckel und verschloss die Kiste über ihrem Kopf.
Es war stockduster, nur durch einen schmalen Riss im Holz fiel ein hauchfeiner Lichtstrahl herein.
    Im nächsten Moment war der Klassenraum bereits voller Lärm. Stühle wurden hin und her gerückt, Ranzenverschlüsse aufgeklackt, Stimmen brabbelten durcheinander, ein Mädchen kreischte und jemand rempelte gegen die Kiste.
    Merle hielt den Atem an.
    Ihr Herz klopfte wie verrückt.
    „Guten Morgen, Kinder!“, rief Herr Ringels.
    „Ich freue mich, dass ihr alle da seid!“
    „Sind wir doch gar nicht!“, rief Clara.
    „Nanu?“, wunderte sich Herr Ringels. „Wer fehlt denn?“
    „Merle“, sagte Annabel. „Bestimmt ist sie krank.“
    „Ihre Mutter hat aber nicht im Sekretariat angerufen“, meinte Herr Ringels. „Na ja“, fügte er hinzu. „Vielleicht kommt sie ja noch“, meinte er.
    „Hoffentlich nicht“, sagte Jakob.
    Seine Stimme ertönte direkt über Merle. Oje! Hatte er sich heute etwa einen anderen Platz gesucht? Womöglich hockte er sogar mitten auf der Kiste!
    Merles Herz klopfte noch wilder. Sie
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