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Erst der Sex, dann das Vergnügen: Roman (Piper Taschenbuch) (German Edition)

Erst der Sex, dann das Vergnügen: Roman (Piper Taschenbuch) (German Edition)

Titel: Erst der Sex, dann das Vergnügen: Roman (Piper Taschenbuch) (German Edition)
Autoren: Heidi Hohner
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das nur, dass dein Bauch immer muskulöser wird? Das ist sooo − sexy!« Der Gummi der Boxershorts war nicht besonders eng, also runter damit.
    »Und was ist das? «, hatte ich großes Erstaunen gespielt, gepackt, was ich zu fassen bekam, und gemerkt, wie Felix aufstöhnend in den Knien einknickte, gleich würde er sich aufs Bett fallen lassen und mich mit sich ziehen. Schön für mich, denn ich wollte erst geküsst und dann geleckt und gevögelt werden wie, wie, ich weiß nicht, wie … wie Heidi eben.
    »Wir müssen aufpassen«, war mir gerade rechtzeitig noch eingefallen, aber trotzdem – Nachmittagssex war schon was Feines. Und zum Abschied vor einer Reise sowieso, da konnte ich wie jetzt im Zug sitzen und von der Erinnerung zehren …
    Aber meine Gedanken eilten voraus, zur nächsten Woche, wenn ich zurück in Berlin sein würde, und meine Stimmung kippte leicht. Da war die Sache mit dem Strickkurs, und dass ich keine Nanny dafür organisiert hatte. Der Kurs, der am nächsten Montagabend starten würde, war explizit für Mütter mit Kindern, aber würde das gut gehen – ohne Kinderbetreuung? »Du wirst sehen, die werden dir den Laden auseinandernehmen!«, hatte mir Charlotte prophezeit.
    »Quatsch«, hatte ich abgewinkt und mir in Gedanken eine Notiz gemacht, Wolle für Bommel bereitzuhalten, »die werden sich super miteinander beschäftigen, und vielleicht haben sie ja Lust, auch irgendwas mit Wolle zu basteln. Aber wenn du dir Sorgen machst – komm doch einfach und spiel mit den Kleinen!«
    »Ich? Und auf Kinder aufpassen? Ich hasse Kinder!«, hatte Charlotte entsetzt das Thema gewechselt. Aber selbst wenn sie recht hatte und die Kleinen nicht zu bändigen waren − wenn ich jetzt auch noch einen Babysitter für all die vielen Montagabende dazu bestellen musste, dann blieb vom Kursgeld so gut wie gar nichts bei mir hängen …
    Und außerdem hatte ich plötzlich ein fieses Bauchdrücken. Kein Wunder, Geldsorgen verursachten Magengeschwüre, das war psychosomatisches Basiswissen, und diese zuckrig-saure Dosensoße gab mir den Rest. Gut, dass es wenigstens in Bozen etwas Vernünftiges zu essen geben würde, auf Cesares Mama konnte ich mich in dieser Hinsicht verlassen.

4
     
    Cesare hatte in Erlangen studiert, war Doktor der Biologie und sprach perfekt Deutsch. Trotzdem war seine Begrüßung nicht besonders niveauvoll. Denn nach einem Kuss rechts und links fragte er sofort: »Was machen zwei Schwule mit einer Frau im Wald?« Und als ich die Schultern zuckte, fuhr er erwartungsvoll fort, bereit, loszuwiehern, wenn ich das auch tat: »Einer hält sie fest, der andere macht ihr die Haare!«
    Ich lächelte höflich. Ich hatte Cesare im Verdacht, mir nur deswegen derartige Witze zu erzählen, um von der Tatsache abzulenken, dass er selbst heterosexuellen Lebensgemeinschaften außer der von Mutter und Sohn eher abgeneigt war. Warum sonst sollte ein fünfundvierzigjähriger Italiener immer noch bei seiner Mama leben, in einem Zimmer, nicht viel größer als ein Einbauschrank? Dreimal in der Woche zur Pediküre gehen, damit man ihm nicht ansah, dass er mit Ziegen arbeitete? Und die Hose seines ansonsten tadellosen Anzugs immer derart hochziehen, dass sein Po von hinten aussah wie eine knusprige Kaisersemmel?
    Arsch frisst Hose, dachte ich, als ich die Bahnhofsallee hinter ihm herging, aber was soll ich machen? Er ist einfach der Beste seines Fachs, und wer kennt sich schon mit diesen italienischen Männern aus?
    Ich folgte Cesare und meiner Reisetasche ins Café Garni am Waltherplatz, wie immer unser erster Weg, denn beide liebten wir dort die Puddingschnitten: zehn Zentimeter dottergelber Vanillepudding mit einem erstaunlichen Stehvermögen zwischen hauchdünnem knusprigem Blätterteig.
    Im Café Garni war alles wie immer: Die Männer lehnten am Tresen, schaufelten sich aus großen Edelstahlbottichen Zucker in ihre winzigen Espressotassen, die Frauen hielten sich an ihren Handtaschen fest und schnatterten in ihre Handys. Sie alle waren so akkurat gekleidet und frisiert, als kämen sie gerade aus einem wichtigen Meeting. Selbst wenn ich für Berlin-Prenzlberg spießig gekleidet war mit meinen hellgrauen Leggings, einem überlangen Mohaircardigan und dem passenden Schal – gegen diese italienische Akkuratesse nahm ich mich aus wie ein Hippiemädchen. Ich ignorierte mein Spiegelbild in der auf antik gemachten Wandverkleidung, setzte mich auf einen der Messingstühle und bestellte einen Cappuccino, obwohl das
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