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Erst der Sex, dann das Vergnügen: Roman (Piper Taschenbuch) (German Edition)

Erst der Sex, dann das Vergnügen: Roman (Piper Taschenbuch) (German Edition)

Titel: Erst der Sex, dann das Vergnügen: Roman (Piper Taschenbuch) (German Edition)
Autoren: Heidi Hohner
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jetzt lieber nichts darauf. Das Föhnrauschen im Hintergrund hatte zwar längst aufgehört, aber Krimi fuhr in unveränderter Lautstärke fort: »Hast du deine Ladenfenster denn mal ausgemessen, damit ich dir etwas von dem himmelblauen Damast schicken kann?«
    »Äh, nein, das habe ich leider schon wieder vergessen«, log ich. Das hatte mir gerade noch gefehlt, dass Krimi meinem Laden ihren schwellend-opulenten Geschmack aufpfropfte. In der Münchner Residenzstraße mochte es okay sein, die Erinnerung an Ludwig II . und Rudolph Moshammer aufrechtzuerhalten, indem man Barockspiegel, Glastische auf Gazellenhornständern und Kristalllüster verkaufte, aber in Berlin-Prenzlauer Berg?
    »Ach«, sagte Krimi enttäuscht, »und Kitzbühel, habt ihr über Ostern in Kitzbühel nachgedacht? Mein Sohn ist mal wieder nicht imstande, mich zurückzurufen, obwohl ich genau weiß, dass er gerade in der Stadt ist.«
    Oje, Felix hatte sich nicht bei ihr gemeldet? Da sah ich lieber zu, nicht zwischen die Fronten zu geraten.
    »Nun, ich bin jetzt erst einmal beruflich im Ausland, und Felix ist auch gerade sehr busy, gell, und Ostern ist ja noch eine Weile hin – wir geben dir nächste Woche Bescheid.«
    Ich hörte, wie Krimi scharf einatmete, und rief eilig: »Da vorne kommt gleich ein Tunnel! Ich bin jetzt weg! Tschüssi! Viel Spaß heute Abend!« Und legte auf. Das mit dem Tunnel stimmte sogar, »gleich« war nur ein wenig übertrieben.
    Aufatmend legte ich das Handy auf den freien Sitz neben mich und sah endlich in Ruhe aus dem Fenster. Ich liebte es, allein zu reisen, ich fühlte mich dann immer leicht und frei. Ich freute mich auf die zwei Tage in den Dolomiten und war gespannt, was mir Cesare so Dringendes zu sagen hatte. Vielleicht hatte er eine neue seiner sagenhaften Färbungen geschaffen, ein Garn, das so leuchtend war, dass er es am Telefon nicht beschreiben konnte? Aber ich konnte nicht lange darüber nachdenken, mein Handy meldete mir eine SMS von einer unbekannten Nummer.
    Möchte strickkurs für mütter buchen. sind noch plätze frei?
    Ich lächelte, ja, simste ich zurück. Prima, der Kurs konnte gut noch eine Teilnehmerin brauchen, vier Leute waren optimal.
    Danke ich komme dann, ich bin der rainer, kam zurück, und noch während mein Handy daran kaute, ihm nach einem kurzen Funkloch meine Ladenadresse zu schicken, piepste es wieder, diesmal Uschi: Wir haben keine kordeln für kapuzen, kaufen?
    Nein, simste ich zurück, selber machen, und wählte dann doch Uschis Nummer, um ihr zu erklären, dass im Kurzwarenladen gekaufte Baumwollkordeln in handgestrickten Kaschmirpullis nicht gingen und wie sie aus den restlichen Strängen des 61 er-Anthrazits Kordeln drehen sollte. Ja, Dunkelgrau war gut für diesen Zweck und mütterfreundlich, der Farbe sah man Dreck nicht so schnell an. Kordelenden hingen einfach gern mal in Brei und Sand, und dann war der ganze hübsche Gesamteindruck perdu.
    »Wie, du weißt nicht, wie das geht? Und Nastja auch nicht?«, Beim dritten Anruf war ich dann allerdings genervt. »Auf gar keinen Fall geben wir die Kordeln außer Haus, wir machen das hübsch selbst! Macht doch erst einmal die Musterteile! Und die Kordeln nicht einziehen, bevor ich das nicht gesehen habe!«
    Der Zug glitt nicht mehr, er ratterte gerade wie eine richtige Eisenbahn und rüttelte mich in eine Art Trance, ich klemmte das Handy in die Ritze zum Nebensitz, damit es nicht heruntergeschüttelt wurde.
    Rattarattarattarattrattratt. Während der kurzen Dunkelheit in den Tunneln auf dem Weg in die Berge sah ich mich in der spiegelnden Zugscheibe, die Haare kurz und weißblond, mit einem langen, locker gestrickten Mohairschal trotz des frühlingshaften Wetters, damit man den pflaumenfarbenen Striemen nicht sah, den der Abschied von Felix auf meinem Hals hinterlassen hatte. Felix redete zwar nicht besonders gerne, aber er konnte knutschen wie ein Pennäler. Nicht dass er nach der Gastrokatastrophe besonders viel Lust gehabt hatte – aber ich hatte das schon hingekriegt.
    »Wie gut du riechst«, hatte ich geflüstert und meine Nase an seinem Hals vergraben wie ein kleines Mädchen. Meine Hände hatten währenddessen nicht ganz so unschuldig seinen Gürtel gelockert, gut, dass Felix’ Jeans sowieso immer ein kleines bisschen zu tief saßen, und ich hatte die Daumen auf die harten Muskelstränge seiner Hüften gelegt, nur ein paar Millimeter über seinen drahtigen Schamhaaren. »Und was ist das?«, hatte ich geflüstert. »Wie machst du
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