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Erst der Sex, dann das Vergnügen: Roman (Piper Taschenbuch) (German Edition)

Erst der Sex, dann das Vergnügen: Roman (Piper Taschenbuch) (German Edition)

Titel: Erst der Sex, dann das Vergnügen: Roman (Piper Taschenbuch) (German Edition)
Autoren: Heidi Hohner
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leider! Die Gewerbeaufsicht hat wirklich Schweinehack und Pressfleisch bei uns gefunden. Schweinehack! In der Kühltruhe, ganz unten. Und zwar nicht Bio, sondern Billo, mit abgelaufenem Haltbarkeitsdatum! Für ein Restaurant mit meinen Ansprüchen ist das so schlimm wie Gammelfleisch!«
    Olga hatte die Oma, deren Kopf auf die Brust gesunken war, sanft schlafen gelegt und sich zu uns gesetzt, das Biedermeierstühlchen ächzte unter ihrem Gewicht, und zuletzt aufmerksam zugehört.
    »Was ist mit Schweinefleisch? Nicht gutt? Zuchause wir haben gutttes Schweinefleisch, meine Familie chat selbst Schwein. Viele Schwein. Quiekquiek, und dann tott. Guuuutt.«
    Einer von Olgas Handtellern hätte ohne Probleme mein Gesicht vollständig bedeckt – wahrscheinlich hatte sie Schweinefleisch schon mit der Muttermilch genossen. Aber Selbstgezogenes, das war sicher besser als Penicillin-Gefüttertes aus der Massentierhaltung. Fand auch Olga.
    »Hier Fleisch nix gutt. Musstu selber machen. Quiekquiek.«
    Ich mochte die resolute Olga sowieso, und in diesem Fall gab ich ihr speziell recht: »Genau. Man muss einfach so viel wie möglich selbst machen. Und offensichtlich hat es in der Alpenküche ein paar Lücken in deinem Qualitätsmanagement gegeben. Da muss Karl als Koch offensichtlich mit den Wildlieferanten gemeinsame Sache gemacht haben! Klar! Der hat von dir die Kohle für das teure Gamsfleisch kassiert und stattdessen Billo-Fleisch gekauft. Und die Lieferanten haben die Belege gefälscht. Das wäre dir doch auf den Lieferscheinen sonst aufgefallen!«
    Felix schwieg und malte mit Olgas Kreuzworträtselbleistift wütende Muster auf die Zeitung. Ich war sowieso noch nicht fertig.
    »Du musst Karl selbstverständlich sofort entlassen. Und die Qualitätskontrollen mache in Zukunft ich, weil Mizzi dafür einfach nicht geeignet ist.«
    War ich nicht selbst mal mit siebzehn glühende Verfechterin des Vegetarismus gewesen, weil mir die armen Tiere so leidtaten und ich außerdem meine Eltern so schön damit ärgern konnte? Nun, das ließ ich jetzt wohl am besten mal unter den Tisch fallen, und ich hatte wenigstens noch Milch, Eier und Käse gefuttert – sonst wäre schließlich der Marillenstrudel meiner Mama auch durchs Raster gefallen, und so weit gingen mein tierschützendes Engagement und mein Revoluzzertum dann doch nicht. Und ich hatte auch nicht in einem Restaurant gearbeitet, in einer leitenden Position! Kein Wunder, dass die zierliche Mizzi so ein Spargel war, wenn sie nicht nur so aussah, sondern auch noch hauptsächlich davon lebte. Aber mir war sowieso nie klar gewesen, was sie denn zur Geschäftsführerin qualifiziert hatte. Außer ihrer Figur, ihren blonden Haaren und ihren riesengroßen blauen Kulleraugen vielleicht. Aber vielleicht schnallte Felix jetzt auch, dass das nicht genügte.
    »Eine Veganerin! So ein Blödsinn!«
    »Dein Vorschlag in Ehren – aber wie willst du in der AKÜ Qualitätskontrollen machen? Du hast genug zu tun!«, kam jetzt Leben in Felix. »Und was, glaubst du, macht Karl, wenn du sein Essen probieren willst? Er kocht es richtig gut. Der ist doch nicht bescheuert!«
    Damit war mein Angebot für ihn wohl erledigt. Wenn Felix anfing, mehr als fünfzig Wörter pro Minute zu sprechen, war er meistens richtig wütend. Auch wenn er nach außen hin noch einigermaßen ruhig wirkte. »Selbst wenn ich von der Gewerbeaufsicht nur abgemahnt werde und die AKÜ das Biolabel nicht verliert: Mein Ruf ist am Arsch. Das ist für mich wie der Dönerskandal!«
    Hm. Der musste wohl nach meiner Zeit als Vegetarierin passiert sein. »Gammelfleisch sagt mir was, aber Dönerskandal?«
    »Ja, weißt du das denn nicht?«, wunderte sich Felix. »In den Neunzigern flog auf, dass in fast allen vorproduzierten Dönerspießen Schweinefleisch steckt! Für die Moslems, die es ohne ihr Wissen verkauft, und die, die es gegessen haben, war das natürlich eine Katastrophe, die hatten sich alle versündigt, ohne es zu merken! Und jetzt ist Ekelfleisch in meinem Gamsburger! Wieso hat Karl das nur gemacht? Um meinen guten Ruf wiederherzustellen, muss ich mir jetzt mindestens einen Spitzenkoch wie Holger holen!«
    Für mich lag alles klar auf der Hand: »Ist doch egal, was Karl für ein Problem hatte! Schmeiß ihn raus! Schmeiß am besten alle raus!«
    Pah. Mir hätte das alles nicht passieren können, und dass Mizzi Veganerin war und Felix sie zur Geschäftsführerin befördert hatte, fand ich ziemlich naiv. Rein vom Unternehmerischen her
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