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Eroberer

Eroberer

Titel: Eroberer
Autoren: Stephen Baxter
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Sihtric.«
    Sihtric lachte. »Welch ein Lob.«
    Aber Orm sah ein Schimmern in seinem Auge, eine Spur seines alten berechnenden Wesens. »Du hast einen Plan. Nicht wahr, Priester?«
    Er zwinkerte Orm zu. »Ich denke daran, auf Reisen zu gehen.«
    »Wohin?«
    »Nach al-Andalus. Mein Freund Ibn Sharaf wird mich bei sich aufnehmen, in einem Land der Bibliotheken und der Bildung. Und vielleicht werden wir über Aethelmaers seltsame Entwürfe sprechen.«
    »Du hast immer einen Plan in der Hinterhand, nicht wahr, Sihtric? Nun, vielleicht wirst du dort in Sicherheit sein.«
    Sihtric sah ihn scharf an. »Was soll das heißen? Bin ich in Gefahr?«

    »Sihtric – das Menologium. Auf der Überfahrt von der Normandie ist Odo zu mir gekommen …« Er erzählte dem Priester, wie Odo ihm Anweisung gegeben hatte, die Prophezeiung und Sihtric selbst zu beseitigen. »Er war wohl der Ansicht, sie könnte seine Macht untergraben.«
    Sihtric schnaubte. »Der Mann hat wirklich ein Auge fürs Detail. Nun, er kann sie haben.« Er zog eine Schriftrolle aus seinem Gewand. »Mein einziges Exemplar. Was nützt eine Prophezeiung, deren Zukunft nicht Wirklichkeit geworden ist? Aber da ist noch etwas …« Er zögerte, dann entrollte er die Schriftrolle. »Eine Seltsamkeit, die mir erst kürzlich aufgefallen ist, erst nach der Schlacht. Da ist ein Akrostichon.«
    »Ein was?«
    »Ein Wort oder ein Satz, gebildet aus den ersten Buchstaben jeder Zeile. Wie ein Rätsel. Beda hat mit ähnlichen Tricks gearbeitet. Schau, im Epilog kann man es deutlich erkennen. AMEN.«
    Orm zuckte die Achseln. Buchstabenrätsel interessierten ihn nicht. »Ich sehe hier keine anderen Worte.«
    »Nein, aber schau – sieh dir die Strophen an, ohne den Prolog und die jeweils erste und letzte Zeile über die Großen Jahre zu beachten. Schau dir nur die Zeilen mit Inhalt an. Siehst du es jetzt?«
    Orm pickte die Buchstaben heraus. »E-I-N-S … Sieht deutsch aus.«
    »Ich glaube, das ist ein Name. Vielleicht sind es auch mehrere Namen. Ich weiß nicht, was sie bedeuten. Sie
hätten sowieso nichts geändert. Gib Odo das Ding. Soll er sich den Kopf darüber zerbrechen. Ich bin damit fertig.«
    Eine Bewegung ging durch die Thegns. William stand am Altar. Der alte Krönungsritus der englischen Könige wurde auf Englisch und Fränkisch verlesen. Jetzt wurden die Adligen gefragt, ob sie William als König akzeptierten. Sie akklamierten alle mit lauter Stimme. »Ja! Ja! …«
    Ein Krachen ertönte. Soldaten in langen Kettenpanzern stürmten mit gezogenen Schwertern und lautem Gebrüll zur Kirchentür herein. Sie hatten die Beifallsrufe fälschlicherweise als Bedrohung für William aufgefasst und waren hereingekommen, um die Gefahr zu beseitigen. Die Gefolgsleute der Adligen stellten sich ihnen entgegen und hoben ebenfalls ihre Waffen. Ein Kampf brach aus.
    Und durch die offenen Türen quoll Rauch herein. Wie es ihrer üblichen Vorgehensweise in kritischen Situationen entsprach, steckten die normannischen Truppen die Gebäude von Westmynster in Brand.
    »Welch eine Posse«, sagte Sihtric leise. »Gewalt, bemäntelt von Frömmigkeit und zweifelhafter Legitimität. Welch blutige Posse.«
    Während der Gestank des Brandes die Kirche erfüllte und die Kämpfe inmitten von Zorn- und Angstschreien weitergingen, salbte der Erzbischof die Stirn des Bastards mit geweihtem Öl und setzte ihm die englische Krone auf.

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    STEPHEN BAXTER
NAVIGATOR
     
    Die Zeit-Verschwörung
    Dritter Roman

NACHWORT
    Ich bin Adam Roberts zutiefst dankbar für seine fachkundige Hilfe bei der Übersetzung des Menologiums der Isolde; außerdem hat er mir durch die Lektüre des Buches im Manuskriptstadium einen unschätzbaren Dienst erwiesen.
    Der Halleysche Komet erreichte seine Perihelien – die sonnennächsten Punkte seiner Bahn – an den im Text angegebenen Daten. Die Zeitabstände sind unregelmäßig, unter anderem wegen der Beeinflussung der Umlaufbahn des Kometen durch die Planeten. Von der Erde aus gesehen, waren einige seiner Besuche auffälliger als andere.
    Zu den lesbaren Primärquellen über die Periode vom Ende des römischen Britannien bis 1066 gehören Bedas Ecclesiastical History of the English People (übersetzt von Leo Sherley-Price, Penguin, 1990 [deutsche Ausgabe: Beda der Ehrwürdige, Kirchengeschichte des Englischen Volkes , übersetzt von Günter Spitzbart, Wissenschaftliche Buchgesellschaft Darmstadt, 1982]), und The Anglo-Saxon Chronicles (übersetzt von Anne
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