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Eroberer der Unendlichkeit

Eroberer der Unendlichkeit

Titel: Eroberer der Unendlichkeit
Autoren: Ray Cummings
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Fenstervierecken.
    Dr. Gryce hatte seine Instrumente, Karten und Berechnungen vor sich liegen. Hin und wieder wollte er von mir die Position des Transporters wissen. Und ich stoppte die Zeit und nannte ihm die Richtungspunkte.
    Seine Unruhe ließ allmählich nach. Einmal sagte er befriedigt:
    »Brett versteht etwas von der Sache – der Junge ist noch kein Haar von meinen Anweisungen abgewichen.«
    »Wie lange wird es dauern, bis sie dort sind?« fragte ich. »Und wann kommen sie zurück? Sie sagten, daß es sich nur um ein paar Tage handeln könnte.«
    Dr. Gryce sah mit einem leichten Lächeln von seiner Arbeit auf.
    »Darauf gibt es keine Antwort, Frank. Ohne die Zeitveränderung könnte es Tausende oder eine Million von Jahren dauern, bis sie die große Welt erreicht haben. Wir kennen die Höchstgeschwindigkeit des Transporters nicht – die müssen sie erst herausfinden.«
    »Eine Million Jahre! Und eine weitere, bis sie zurückkommen!«
    Sein Lächeln vertiefte sich. »Nach unserem Zeitmaß, ja. Aber sie verändern den Zeitmaßstab. Es kann sein, daß ihnen die Reise sehr kurz erscheint.«
    »Aber zwei Millionen Jahre unserer Zeit!« beharrte ich. »Und wir können unsere Zeit nicht verändern.«
    »Nein Frank. Aber denken Sie doch nach! Brett kann zu jedem Punkt unserer Zeit zurückkehren, den er sich auswählt. Nicht ganz genau, aber wir hoffen, daß die Toleranz nur ein paar Tage beträgt. Sie werden zurückkommen – in der abgesprochenen Zeit.«
    Frannies Miene war sehr feierlich, obwohl sie nichts sagte. Dr. Gryce erhob sich.
    »Ich muß den Aura-Strahl einstellen – Brett braucht ihn vielleicht.«
    Er hatte diesen Strahl bereits erklärt. Die unsichtbare Aura der Erde wurde in einem winzigen, sehr intensiven Strahl in den Raum hinausgesandt. Im Transporter befand sich ein Instrument, das die charakteristischen Spektralbänder sichtbar machte. Auf dem Rückweg konnte Brett ihn sehen und als Leitstrahl benutzen.
    Dr. Gryce stellte den Sender ein, und der für das Auge unsichtbare Strahl jagte hinter dem Transporter her. Schweigend kehrte der Wissenschaftler zu seinem Platz zurück.
    »Kannst du sie sehen, Frank?« Frannie warf mir einen ängstlichen Blick zu. »Kannst du sie immer noch sehen?«
    Ich konnte den Transporter noch sehen. Aber schwach, denn er jagte schneller als jedes Postschiff dahin. Mars – er kam jetzt der Erde ganz nahe und würde eine Flut von Post aussenden –, der rote Planet hatte gegen Mitternacht über uns gestanden. Der Transporter hatte diese Richtung eingeschlagen – und nun waren sie beide am westlichen Himmel zu erkennen.
    Die Sterne verblaßten vor der Morgendämmerung. Dann zeigte sich im Osten ein roter Streifen, und ich konnte den weißen Punkt plötzlich nicht mehr sehen.
     

 
5.
     
    In der nächsten Nacht sahen wir den Transporter nicht. Er hatte offensichtlich die Grenze meines Instruments überschritten. Wir hofften ihn mit dem Myrdoskop einzufangen, aber es gelang uns nicht. Die folgende Nacht bedeckten Wolken den Himmel.
    Eine Woche, und sie waren immer noch nicht zurückgekommen. Ich weiß nicht, was Dr. Gryce zu meinem Chef sagte. Aber er erklärte mir, daß ich bis zur Beendigung der Angelegenheit Urlaub hätte. Wir vergewisserten uns, daß der Aura-Strahl Tag und Nacht wie ein Signalfeuer ausgesendet wurde. Aber konnte Brett ihn sehen?
    Wieder eine Woche. Immer noch keine Spur von ihnen. Zweifel, Ängste, böse Ahnungen plagten uns. Beobachteten wir den Himmel umsonst? Warteten wir auf etwas, das nicht mehr eintreten würde? Hatten Brett und Martt jenes Reich des Makrokosmos angesteuert? Waren sie angekommen? Und was hatte ihre Rückkehr verzögert? Vielleicht waren sie da draußen, bewegungslos wie das fremde Mädchen und ihre Angreifer, die sie beobachtet hatten. Vielleicht machten sie eine nur einzige Handbewegung, nur einen Atemzug, während unsere winzige Lebensspanne auslief.
    Es war gegen Mitternacht, und ich saß allein mit Frannie im Beobachtungsraum. Dr. Gryce war im Nebenzimmer eingeschlafen, erschöpft durch seine pausenlose Wache. Wir unterhielten uns flüsternd. Und plötzlich sprach Frannie die Angst aus, die uns alle befallen hatte.
    »Mein Gott, Frank, kannst du sie nicht sehen? Bitte, du mußt ganz einfach! Ich habe solche Angst, daß sie nie wieder zurückkommen. Nie wieder!«
    Ich legte ihr den Arm um die Schultern, und plötzlich klammerte sie sich wie ein Kind an mich und begann zu schluchzen.
    »Leise, Frannie! Nicht weinen – bitte,
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