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Ernst Bienzle 14 - Bienzle und die lange Wut

Ernst Bienzle 14 - Bienzle und die lange Wut

Titel: Ernst Bienzle 14 - Bienzle und die lange Wut
Autoren: Felix Huby
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Gächter betraten niedergeschlagen die Wohnung. Im gleichen Augenblick meldete sich das Telefon. Gächter hob ab.
    Ohne sich zu melden, stieß Mascha hervor: »Ich hab das Kind!« Ihre Stimme klang unnatürlich überdreht.
    Gächter zwang sich zur Ruhe. »Jetzt mal langsam. Wer sind Sie?«
    Mascha sagte: »Ihr Kind überlebt nur, wenn Joe freikommt!«
    »Es ist nicht mein Kind«, sagte der Kommissar, aber da hatte Mascha schon aufgelegt.
    Gächter versuchte sofort, Bienzle zu erreichen, aber am anderen Ende der Leitung erzählte nur dessen Stimme in gemütlichem Ton, daß er einige Tage lang nicht erreichbar sei. Das Handy hatte er abgeschaltet.
    Gächter sprach ihm eine Nachricht auf die Mailbox. Danach rief er den Polizeipräsidenten an.
     
    Der Schwäbische Wald zwischen Murrhardt, Mainhardt und Welzheim war noch immer ein Geheimtip. Die meisten Städter fuhren zur Erholung auf die Schwäbische Alb, in den Schwarzwald oder zum Bodensee. Der Schwäbische Wald lag näher und hatte sowohl Elemente der Alb als auch des Schwarzwaldes, aber im Bewußtsein der Leute spielte er als Wander- und Ausflugsgebiet kaum eine Rolle. Stundenlang konnte man hier gehen, ohne jemandem zu begegnen, vor allem, wenn man die ausgetretenen Wanderpfade mied, die Bienzle »Ameisenstraßen« nannte. Die Steinach wand sich mäandernd durch das kaum hundert Meter breite Tal. Links und rechts stiegen die Waldhänge steil empor. Die Sonne schien nur während der Mittagszeit bis auf die Talsohle herein. Nadelwälder wechselten sich mit Laubwäldern ab. Das füllige Blattwerk malte bunte Flecken ins satte Grün der dichten Tannen.
    Im Abstand von sechs, sieben Kilometern tauchten immer wieder alte Mühlen auf. Die alten Holzmühlräder waren erhalten, drehten sich aber nicht mehr. In den stattlichen Gebäuden wohnten heute Asylanten. Nur die Horrenrieder Mühle existierte noch – als Sägewerk. Einige der Maschinen waren noch über Keilriemen mit der Achse des Mühlrades verbunden. Im übrigen hatte der Besitzer, Albert Horrenried, aber längst einen Starkstromanschluß. Sein Werk war mit den teuersten Maschinen ausgestattet.
    Als sie an dem Sägewerk vorbeikamen, blieb Bienzle stehen und betrachtete die mächtigen Maschinen, die im Hof standen und mit denen die riesigen Baumstämme bugsiert wurden. Solche gewaltigen Brummer hatten ihn schon immer interessiert. Hätte er freilich geahnt, was er mit dem Sägewerk und seinem Besitzer in den nächsten Tagen erleben sollte, er hätte auf der Stelle kehrtgemacht, wäre in sein Auto gestiegen und wo ganz anders hingefahren. So aber wanderten er und Hannelore weiter das Tal hinab und nahmen nach etwa zwei Kilometern einen schmalen Trampelpfad, der in Spitzkehren die Waldböschung hinaufführte und auf der Anhöhe dem Limes folgte, der hier in Teilen rekonstruiert worden war. Sie kamen an einem ehemaligen Römerkastell vorbei, dessen Grundmauern man im weichen Waldboden noch erkennen konnte.
     
    Im Sägewerk deckte der Arbeiter Peter Mahlbrandt, ein Mann um die vierzig, seine Maschine ab und ging zu seinem Spund, um die Schuhe zu wechseln. Feierabend. Plötzlich stand Albert Horrenried, der Besitzer des Sägewerks, vor ihm. »Scheints geht’s ja wieder«, sagte er.
    Mahlbrandt band seine Schnürsenkel zu, ohne aufzusehen. »Es muß halt, Chef.«
    »Was war’s noch mal?«, fragte Horrenried. »Grippe? Bandscheibe? Irgendeine Allergie?«
    »Bandscheibenvorfall.«
    Horrenried sah seinen Arbeiter mit zusammengekniffenen Augen an. »Und damit kann man seine Kinder in die Schule fahren, beim Landratsamt einen Baunachantrag stellen und seine eigene Garagenauffahrt pflastern?«
    Mahlbrandt starrte seinen Chef an, kam aber nicht dazu, etwas zu sagen, denn der fuhr fort, indem er immer lauter wurde: »Du warst nicht krank, Mahlbrandt, du warst krankgeschrieben! Und das war jetzt das fünfte Mal in drei Monaten! Und versuch bloß nicht, dich rauszulügen!«
    »Okay, gut, einmal hab ich mich krankgemeldet, weil ich unbedingt aufs Landratsamt hab müsse. Aber die andere Mal bin ich wirklich echt krank g’wese. Und zweimal bin i sogar wieder ins Gschäft, obwohl mich der Doktor noch nicht wieder g’sund geschrieben hat!«
    »Einmal langt«, sagte Horrenried kalt.
    Mahlbrandt wurde kleinlaut. »Ich werd das nacharbeiten, Chef.«
    »Nix da!«
    »Von mir aus auch doppelt und dreifach. Sie wissen, mir ist nix zu viel, Chef. Echt, ich häng mich rein wie noch nie!«
    Albert Horrenried schüttelte den Kopf. »In zehn
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