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Ermorden Sie ihn unauffällig

Ermorden Sie ihn unauffällig

Titel: Ermorden Sie ihn unauffällig
Autoren: Carter Brown
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erklärte Max sanft. »Um
diese Zeit dürften sich keine Kunden mehr im Gebäude befinden.«
    »Aber die Angestellten sind
doch drin«, wisperte Duke. »Ein Polizist, ein Wachmann — an denen liegt mir ja
nicht viel, weil’s ja ihr Beruf ist, dessen Risiko sie kennen müssen. Sie haben
Revolver, und sie schießen zurück. Aber die Angestellten der Bank — bestimmt
arbeiten dort auch junge Mädchen, zwischen 17 und 21, vielleicht. Es ist kein
angenehmer Tod, Max, wenn’s einem den Körper in klitzekleine Stücke zerreißt.«
    »Wir sollten auf dem Boden der
Tatsachen bleiben, Duke«, sagte Max scharf. »Sie wissen genausowenig wie wir,
was die Explosion bewirken wird, das haben Sie selbst gesagt. Vielleicht wird
keinem Menschen auch nur ein Haar dabei gekrümmt. Ein gewisses Risiko müssen
Sie eben eingehen.«
    »Und wenn ich nicht mag?«
flüsterte Duke.
    »Es ist zu spät, jetzt noch
jemand anderes herbeizuholen«, sagte Max. »Also passiert gar nichts, wir knacken
die Bank nicht, jeder fährt wieder hübsch brav nach Hause. Wollen Sie wissen,
was mich das kostet — nur die Unkosten der Vorbereitung? Fast siebzig Mille,
Duke. Für mich ist das Ganze keine Spielerei mehr, sondern investiertes
Kapital. Wenn am Mittwochnachmittag in Allfield nichts passiert, schreiben Sie
mir dann einen Scheck?«
    »He, Duke!« Ein Gedanke ließ
Sam neuen Schaum versprühen. »Wenn du die Mauer nicht hochgehen lassen willst,
dann laß mich’s doch machen. Ganz einfach. Wenn die Wand gefallen ist, machst
du dich ans Stahlgewölbe, und ich fahr’ in die Stadt, um allerlei Unfug zu
stiften.«
    »Ich muß das Nitro selbst in
die Mauer schaffen«, entgegnete Duke rauh. »Was danach kommt, ist egal — ich
bin jedenfalls verantwortlich. Immerhin besten Dank, Sam.«
    »Ich glaube, Sie müssen die
Entscheidung jetzt und hier treffen, Duke.« Max’ Stimme hatte einen
metallischen Klang angenommen. »Von Ihnen hängt jetzt ab, was herausspringt:
eine halbe Million — oder nichts.«
    »Und wenn’s vielleicht nichts
sein soll, mein Lieber«, sagte Sam und schäumte, »dann darfst du uns wegen
deiner Zukunft befragen, und wir sagen dir, wie sie aussehn wird — in zwei
Worten oder auch noch kürzer.«
    Dukes gebräuntes Gesicht war
aschfahl geworden, und er sah plötzlich zwanzig Jahre älter aus. Man merkte ihm
an, er war auf dem besten Wege, sich das Herz zu fassen und ihnen zu sagen, daß
er lieber sterben wolle.
    »Duke«, sagte ich rasch, »mit
dir gehen nur die Nerven durch, weil du schon zu lange in diesem Kuhdorf bist,
in dem dich nichts von pausenlosen Grübeleien abgelenkt hat. Was wir alle
brauchen, sind zwei Wochen mit genügend Schnaps und Tanten, und sonst gar
nichts...«
    Ich starrte ihn verzweifelt an,
während ich drauflos schwatzte und nicht zu reden aufhörte, bis er schließlich
den Kopf hob und mich ansah. Ich zwinkerte ihm zu und bemerkte, wie er
überrascht erstarrte.
    »So ist das also, Duke.« Mein
Geschwätz ging mir schon selbst auf die Nerven, und deshalb machte ich ziemlich
plötzlich Schluß. »Du brauchst nur eine Weile mit dem Grübeln aufzuhören, dann
hast du’s schon geschafft, Freund.«
    »Ich fürchte, die Zeit wird
knapp.« Max blickte beziehungsvoll auf seine Uhr. »Wir möchten Ihre Antwort
sofort hören, Duke.«
    Duke netzte seine Lippen, dann
zuckte er ärgerlich die Schultern. »Johnny hat recht«, sagte er tonlos. »Ich
hab’ zuviel nachgedacht. Hol’s der Teufel! Greifen wir uns den Haufen Flöhe —
und dann machen wir uns auf die Suche nach dem Schnaps und den Tanten!«
    Seine grauen Augen beobachteten
mich unablässig und übermittelten mir eine Nachricht. Vor ein paar Minuten, so
konnte ich deutlich in ihnen lesen, hatte er fast Mut genug besessen, ihnen ins
Gesicht zu sagen, sie sollten ihn umbringen. Dann hatte ich ihm versprochen, er
könne am Leben bleiben, auch ohne die verdammte Mauer zu sprengen. Folglich war
ich jetzt verantwortlich, ich ganz allein. Wenn ich ihn nun im Stich ließ, dann
würde er ohne zu zögern hingehen und die Wand in die Luft jagen, denn sämtliche
Opfer der Explosion kamen dann auf mein Konto. Jetzt ging es um mein Gewissen,
nicht um seins.
    Ich tat, als vertiefe ich mich
ins Modell der Stadt, bis alle hinausgegangen waren — damit ich mal für ein
paar Sekunden allein blieb. Mein ungutes Gefühl hatte sich während der letzten
Stunde spürbar verstärkt, und ich wollte nachprüfen, was ich befürchtete. Ich
nahm die Magnum heraus — und mein Gefühl hatte
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