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Ermittlerpaar Moretti und Roland 02 - Suendenspiel

Ermittlerpaar Moretti und Roland 02 - Suendenspiel

Titel: Ermittlerpaar Moretti und Roland 02 - Suendenspiel
Autoren: Therese Philipsen
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befürchtete.
    »Können die verdammt noch mal nicht bald was sagen«, brummte er und stampfte ungeduldig auf den Fußboden.
    Livs Handy klingelte. Sie holte es aus der Tasche ihrer Lederjacke und schaute auf das Display. Roland war darauf zu lesen. Sie seufzte und sah zu Doktor Andersen hinüber.
    Dann fasste sie einen Beschluss und drückte Roland weg. Stattdessen suchte sie die Nummer der Polizei in Sarajevo im Telefonbuch ihres Handys und rief an.

38
    I n Safets Augen waren nur Schmerz und Verzweiflung, als Liv und Doktor Andersen in das Einzelzimmer traten. Er saß aufrecht im Bett und sah sie nur kurz an. Neben dem Bett saß Miroslav. Man hatte ihnen erlaubt, ihr Wiedersehen in Ruhe zu begehen. Liv hatte die Zeit genutzt, zu Hause anzurufen und mit den Mädchen zu plaudern. Es ging ihnen gut, hatten sie gesagt. Josephine hatte ihren ersten Wackelzahn. Er hatte sich gelockert, als sie in einen Apfel gebissen hatte.
    Anschließend hatten Liv und Doktor Andersen mit dem Arzt gesprochen, der grünes Licht gegeben hatte, Safet zu entlassen, sobald er selbst es wollte, aber gleichzeitig seine Besorgnis über Safets Gemütszustand geäußert hatte.
    Miroslav hatte rote Augen, als Liv seinen Blick einfing.
    »Schicken sie mich zurück?«, lautete Safets erste Frage.
    Liv stellte sich ans Fenster und versuchte, in seine blauen, vor Müdigkeit matten Augen zu schauen.
    »Nach Bosnien?«, fragte sie.
    Er nickte, ohne sie anzuschauen.
    »Das weiß ich nicht. Das entscheidet der Richter.«
    Sie wusste es wirklich nicht. Er hatte den Großteil seines Lebens in Dänemark verbracht und zu seinem früheren Heimatland keinerlei Zugehörigkeitsgefühl. Nichtsdestotrotz war es nicht unwahrscheinlich. Abschiebungsurteile waren keine Seltenheit, und sein Land befand sich so gesehen im Wiederaufbau, sodass er dort nicht in Gefahr war. Die Alternative war, dass er in irgendein Heim kam, wo er, wenn er nur lange genug dort blieb, zu einem richtigen Verbrecher werden würde. Liv seufzte erneut und schaute vorwurfsvoll zu Doktor Andersen, der sichtlich aufgeregt neben Safets Bett saß. Das fehlte gerade noch. Er und Esad hatten schließlich das Leben des Jungen zerstört.
    »Es muss schwer gewesen sein«, sagte sie zu Safet und fing seinen Blick ein. »Jemanden zu hassen, den man sein ganzes Leben lang geliebt hat.«
    Safet antwortete nicht. Das brauchte er auch nicht. Seine Augen sagten alles. Er war wütend auf Esad, hasste ihn aber nicht.
    »War in Ihrem Herzen wirklich kein Platz für Vergebung?«
    Als Safet schließlich doch etwas sagte, war seine Stimme kaum mehr als ein Flüstern.
    »Vielleicht …«, sagte er dann. »Aber selbst wenn ich ihm vergeben hätte, er selbst hätte sich nie vergeben. Er war der Ansicht, die Welt sei ohne ihn ein besserer Ort, und auch mir ginge es besser, wenn es ihn nicht mehr gäbe.«
    »Ist das so?«
    Safet zuckte mit den Schultern. Er starrte sie an, während er sich in die Wange biss.
    Der richtige Zeitpunkt würde niemals kommen, egal wie lange sie wartete, dachte Liv und reichte Safet ein Stück Papier. Er starrte darauf und las.
    »Was ist das?«, fragte er.
    Sie zeigte auf den Briefkopf.
    »Ein DNA-Test«, sagte sie.
    Er sah sie fragend an, und sie dachte, dass das an einem Tag wie diesem vielleicht ein bisschen viel war, dass er es aber trotzdem wissen musste.
    »Ich weiß, das ist jetzt ein schlechter Zeitpunkt, aber Sie müssen es wissen, und dann können Sie es auch ebenso gut von mir erfahren.«
    »Was?«, fragte er und biss sich noch heftiger in die Wange, während er zu Doktor Andersen hinüberschaute, der mit den Schultern zuckte und den Kopf schüttelte.
    Liv erklärte, dass sie sich vor einigen Tagen erlaubt hatte, seinen Zigarettenstummel mitzunehmen und seine DNA mit Esads abgleichen zu lassen. Sie machte eine Kunstpause und versicherte sich, dass Safet verstanden hatte, was sie soeben gesagt hatte. Dann fuhr sie fort: »Eure DNA stimmt überein.«
    Safet schüttelte den Kopf. Er sah zu Doktor Andersen, der den Blick auf Liv gerichtet hatte.
    »Was heißt das?«, fragte Safet. Sein Blick hatte sich verändert. Seine Augen leuchteten in offener Verzweiflung.
    »Ihr seid verwandt. Er ist Ihr richtiger Vater, Safet. Esad war Ihr biologischer Vater.«
    Safet saß stumm im Bett und starrte den Zettel an, während ihm die Tränen über die Wangen liefen.
    »Mir ist aufgefallen, dass Sie und Esad eine ähnliche Gesichtsform haben, das spitze Kinn und die Nase«, sagte sie. »Er hat selbst
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