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Erlösung

Erlösung

Titel: Erlösung
Autoren: Jussi Adler-Olsen
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verbunden. Vorher hingen wir nur mit den Lederriemen an der Kette an der Wand. Er hat die Schlüssel.« Die Stimme des Jungen war heiser.
    Carl sah zu Assad hinüber.
    »Ich hab im Schuppen eine Brechstange gesehen, Assad. Holst du sie?«
    »Eine Brechstange?«
    »Ja, Assad, verdammt.«
    Assad wusste ganz genau, was eine Brechstange war. Aber Carl sah ihm an, dass er nicht noch einmal über all diese Schnecken gehen wollte, wenn es sich irgendwie vermeiden ließ.
    »Halt die Lampe, dann hol ich sie selbst.«
    Er kletterte rückwärts aus dem Bootshaus. Die Brechstange hätten sie sofort mitnehmen sollen. War schließlich auch eine brauchbare Waffe.
    Er glitschte wieder durch die Masse aus lebenden und toten Schnecken. Ein schwacher Lichtschein aus den Fenstern auf der Fjordseite des Wohnhauses fiel ihm auf. Der war vorhin noch nicht da gewesen.
    Einen Augenblick blieb er mucksmäuschenstill stehen und horchte.
    Nein, es war absolut keinerlei Aktivität zu hören, von nirgendwoher.
    Dann ging er zum Schuppen und zog vorsichtig die Tür auf.
    Die Brechstange lag direkt vor ihm auf der Hobelbank unter einem Hammer und einem Schraubenschlüssel. Er nahm den Hammer hoch und schob den Schraubenschlüssel beiseite. Er zuckte zusammen, als der über den Rand rutschte und mit einem metallischen Klirren auf den Boden fiel.
    Wieder stand er einen Moment still und lauschte in die Dunkelheit.
    Dann griff er nach dem Brecheisen und schlich sich nach draußen.
     
    Sie blickten ihm erleichtert entgegen, als er zurückkam. Als wenn jede Bewegung von Carl oder Assad, seit sie die Tür zu ihnen geöffnet hatten, ein kleines Wunder darstellte. Das war nur zu verständlich.
    Dann brachen sie vorsichtig die Ketten aus der Wand.
    Der Junge krabbelte sofort von der Schräge weg, aber das Mädchen lag unbeweglich da und stöhnte.
    »Was ist mit ihr?«, fragte Carl. »Braucht sie Wasser?«
    »Ja. Sie ist vollkommen am Ende. Wir sind einfach schon zu lange hier.«
    »Assad, du trägst das Mädchen«, flüsterte Carl. »Halt die Ketten fest, damit sie nicht rasseln. Ich helfe Samuel.«
    Er merkte, wie der Junge erstarrte. Er drehte seinen schmutzigen Kopf um und starrte Carl an, als hätte der eben den Teufel in seiner Seele offenbart.
    »Du weißt, wie ich heiße?«, fragte der Junge misstrauisch.
    »Ich bin Polizist, Samuel. Ich weiß eine Menge über euch.«
    Er zog den Kopf zurück. »Woher? Hast du mit meinen Eltern geredet?«
    Carl holte tief Luft. »Nein, das habe ich nicht.«
    Samuel nahm die Arme leicht zurück. Verknotete die Hände. »Da stimmt was nicht«, sagte er. »Du bist kein Polizist.«
    »Doch, Samuel, das bin ich. Willst du meine Dienstmarke sehen?«
    »Woher hast du gewusst, wo wir sind? Das konntest du doch gar nicht wissen?«
    »Wir haben lange daran gearbeitet, euren Kidnapper zu finden, Samuel. Nun komm, wir haben keine Zeit zu verlieren«, bat Carl, während Assad das Mädchen durch die Tür nach draußen zog.
    »Wenn ihr von der Polizei seid, warum haben wir dann keine Zeit zu verlieren?« Er wirkte inzwischen regelrecht panisch, war ganz offensichtlich völlig außer sich. War das der Schock?
    »Wir mussten das Brecheisen nehmen, Samuel, um euch von der Wand loszubekommen. Reicht das nicht als Beweis? Wir hatten keine Schlüssel.«
    »Stimmt mit meinen Eltern was nicht? Haben die nicht bezahlt? Ist ihnen was passiert?« Er schüttelte den Kopf. »Was ist mit meinen Eltern?«, rief er viel zu laut.
    »Psst«, zischte Carl.
    Von draußen war ein dumpfer Laut zu hören. Assad war also auf dem glitschigen Gartenweg ausgerutscht und hingefallen. »Ist was?«, frage Carl. Er wandte sich an Samuel. »Nun komm, Samuel, wir müssen uns beeilen.«
    Der Junge sah Carl misstrauisch an. »Du hast vorhin gar nicht wirklich telefoniert, oder? Ihr nehmt uns mit und dann bringt ihr uns um. Das ist es doch, was ihr vorhabt, oder?«
    Carl schüttelte den Kopf. »Ich ziehe mich jetzt nach draußenzurück, und dann kannst du ja aus der Tür schauen und dich selbst davon überzeugen, dass alles in Ordnung ist«, sagte er und schob sich an die frische Luft.
    Da hörte er wieder ein Geräusch und dann spürte er einen harten Schlag im Nacken. Dann wurde alles schwarz.

51
    Vielleicht waren es irgendwelche Geräusche von draußen, vielleicht war es die schmerzende Hüfte, vielleicht die Wunde, die er genäht hatte. Jedenfalls wachte er mit einem Ruck auf und sah sich verwirrt im Zimmer um.
    Dann erinnerte er sich und wusste wieder, was
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