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Erinnerungen an die Wahrheit

Erinnerungen an die Wahrheit

Titel: Erinnerungen an die Wahrheit
Autoren: Peter Fechner
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Mordanschlag im brennenden Königspalast und waren nicht bestattet worden. Der Babylonier Tut-ench-Amun (ebenfalls Schwiegersohn von Ech-en-Aton) hatte nämlich zusammen mit abgesetzten Priestern die Macht an sich gerissen, und er hatte sowohl Ech-en-Aton als auch Semenchkare ermorden lassen, war aber vier Jahre später auch getötet worden.
    Bei dem Toten in Grab KV 55 handelt es sich mit größter Wahrscheinlichkeit um eben diesen Babylonier Tut-ench-Amun, der für vier Jahre – nach seinem Mordanschlag auf Ech-en-Aton – unrechtmäßig ägyptischer König gewesen war. Man darf ihn nicht verwechseln mit seinem Sohn, dem Knaben-König, der offiziell den gleichen Geburtsnamen (Tut-ench-Amun) und den gleichen Thronnamen (Nebcheprure) trug und bereits als Vierjähriger Nachfolger des Babyloniers wurde (und schon kurz nach seiner Geburt von seinem Großvater Ech-en-Aton zum zukünftigen Pharao ernannt worden war). Man muß also davon ausgehen, daß es den Pharao Tut-ench-Amun Nebcheprure zweimal gab! Dementsprechend gibt es auch zwei Gräber für diese beiden Könige.
    In den letzten einhundert Jahren hat das Grab KV 55 die Ägyptologen beinahe noch mehr beschäftigt als das berühmte, von Carter geöffnete Grab des Knaben-Königs Tut-ench-Amun, da bis heute unklar blieb, welcher König aus der Amarna-Zeit im Grab KV 55 bestattet wurde. Einige Ägyptologen vermuteten, daß es Ech-en-Aton ist. Da der Sarg ein umgearbeiteter königlicher Frauensarg ist, wurden auch die Königsmutter Teje, Nofretete und eine Nebenfrau namens Kija genannt. Die Mumie soll jedoch von einem etwa 25jährigen Mann stammen. Im ägyptischen Museum in Kairo sind Sarg und Mumie aus dem Grab KV 55 daher unter dem Namen Semenchkare aufgeführt, der Schwiegersohn und Mitregent Ech-en-Atons in dessen letzten Regierungsjahren gewesen war. Da alle Königsnamen auf dem Sarg wieder entfernt wurden, gibt es jedoch dafür keine Beweise.
    Es läßt sich daher auch nicht direkt beweisen, daß in dem Sarg der Babylonier Tut-ench-Amun bestattet worden war. Doch alle Begleitumstände (z.B. die Knochen- und Schädelmerkmale der Mumie sowie die nachträgliche Beseitigung der vom Babylonier Tut-ench-Amun unrechtmäßig erworbenen Königssymbole) sowie die Tatsache, daß Ech-en-Aton und Semenchkare gemäß dem Seherbericht gar nicht bestattet wurden, deuten darauf hin, daß es tatsächlich der Vater des von Carter aufgefundenen Knaben-Königs Tut-ench-Amun ist.

Das berühmte Grab des Knaben-Königs
    Etwa zur gleichen Zeit, als das Grab KV 55 entdeckt wurde, hatte man in der Nähe auch eine Grube aufgefunden, die weggeräumte Gegenstände eines Bestattungsrituals für den Pharao Tut-ench-Amun enthielt. Für Howard Carter war das ein Hinweis darauf, daß in der Nähe noch irgendwo das nach seiner Auffassung noch nicht aufgefundene Grab von Tut-ench-Amun existieren mußte. (Daß es sich bei Tut-ench-Amun um zwei Personen handelt, wußte er damals nicht.) Er fand es schließlich im Jahr 1922 – unter Geröll und Ausgrabungsschutt eines anderen Grabes. Die Eingangssiegel trugen den Namen Tut-ench-Amun (bzw. den Thronnamen Nebcheprure). Die große Frage war natürlich, ob das Grab, wie alle anderen, von Grabräubern bereits ausgeräumt oder durch Geröll und Ausgrabungsschutt vielleicht versteckt geblieben war. Große Enttäuschung: Das Grab war zweimal aufgebrochen worden, und zwar gleich nach der Bestattung. Allerdings war es auch zweimal wieder von der damaligen Gräberverwaltung neu versiegelt worden. Nach dem ersten Raub hatte die Gräberverwaltung den Eingangskorridor mit Geröll aufgefüllt. Aber auch durch dieses Geröll hatten sich die Räuber beim zweiten Besuch durchgearbeitet. Konnte man unter diesen Umständen noch auf wertvolle Funde hoffen?
    Alle Hoffnungen wurden übertroffen! Der Vorraum und die Nebenräume des Grabes waren zwar durchwühlt worden, aber die meisten Grabbeigaben waren noch vorhanden. Die Sargkammer hatten die Räuber zwar geöffnet, aber die ursprünglichen Siegel der Schreine waren unbeschädigt. Umhüllt von vier vergoldeten Schreinen, einem steinernen Sarkophag und drei menschenförmigen Särgen, die den König als Gottheit darstellen sollten, lag unberührt die bandagierte Mumie mit der Goldmaske. Im wahrsten Sinne des Wortes wurde die Mumie „entdeckt“ – von ihren Hüllen befreit.
    Zehn Jahre dauerten die von Howard Carter höchst professionell durchgeführten Bergungs- und Konservierungsarbeiten, die von der Öffentlichkeit
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