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Erik der Rote oder die Suche nach dem Glück

Erik der Rote oder die Suche nach dem Glück

Titel: Erik der Rote oder die Suche nach dem Glück
Autoren: Tilman Röhrig
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bei Thors Hammer, mein Fell auch. Deshalb bin ich hier.« Die Wut war stärker und platzte aus ihm heraus. »Aber bei deiner spitzen Zunge weiß ich nicht mehr, ob du die Richtige bist.«
    »Schade. So schnell gibst du auf?« Thjodhild wandte sich ab. Nach wenigen Schritten rief sie über die Schulter: »Vielleicht komme ich später mit dem Vater vorbei. Wenn die Bärendecke noch zu haben ist, wer weiß, vielleicht kauft er sie mir.«
    Erik starrte ihr nach und hieb die Faust in seine linke Hand. »Weibsstück!«, murmelte er. »Verflucht. Besser, du kommst nicht zurück.« Kaum sah er die vergnügte Miene des Deutschen, drohte er: »Hör auf zu grinsen, Sklave! Es war dein sauberer Plan. Ach, ich sollte dir …«
    »Warum regst du dich auf?« Ruhig trat Tyrkir auf ihn zu. »Sie hat angebissen, glaub mir.«
    »Dieses stolze Weib? Niemals!«
    Gerade wollte der Freund dem Enttäuschten erklären, als unvermittelt ein Jungbauer vor ihnen auftauchte. »Fremde seid ihr?« Ein kantiges Gesicht mit zornigen Augen. Die engen Hosen und das Hemd waren aus feinstem Leinen, der an der linken Schulter gehaltene braune Umhang verdeckte den Schwertknauf, rechts trug der Mann neben Messer und Münzbeutel eine Streitaxt im Gürtel. »Was treibt euch in unsere Gegend?«
    »Wer will das wissen?« Breit richtete sich Erik auf. Ihm war anzusehen, dass er in diesem Moment nichts gegen eine Rauferei einzuwenden hätte.
    »Kerl, vor dir steht Ejolf vom Valtjofshof. Jeder kennt mich hier!«
    Sie maßen einander mit Blicken, schließlich senkte der herausgeputzte Bursche als Erster die Augen. »Na gut, nicht heute.« Unter halb geschlossenen Lidern lauerte er den Roten an. »Ich hab beobachtet, wie du mit meiner Thjodhild gesprochen hast. Und lange. Worüber?«
    »Nichts, was dich angeht.«
    Rasch wies Tyrkir auf die Felldecke. »Der schönen Frau gefiel sie. Mein Herr hat ihr den Preis genannt, das war alles.«
    Die Antwort befriedigte Ejolf nicht, aber er ließ es dabei. »Du hast Glück, wenn sie das Fell will, dann kauf ich es. Wird ein feines Geschenk. Sag deinen Preis!«
    Über den Kopf des Jungbauern hinweg entdeckte Erik die blonde Frau in Begleitung ihres Vaters, zielstrebig kamen sie näher, und er verschränkte die Arme vor der Brust. »Zu spät. Kein Geschäft mit dir. Entweder verkaufe ich das Fell der Tochter vom Habichtshof selbst oder ich behalte es.« Er verengte die Brauen, betont laut fragte er: »Wieso sagst du: deine Thjodhild? Bist du mit ihr im Wort?«
    »Zum Winteranfang feiern wir Hochzeit.« Ejolf bemerkte nicht, wer fast schon hinter ihm stand. »Und dann gehört sie mir. Mit dem Bauern bin ich längst einig.«
    »Lügner!«
    Beim Klang der Stimme zuckte er zusammen und fuhr herum. »Nichts ist wahr davon!«, zischte ihn die junge Frau an. »Wage es nicht, solche Lügen zu verbreiten. Hörst du? Nie mehr!«
    »Thorbjörn, wie redet deine Tochter mit mir?«, presste er heraus. »Dachte, wir wären gute, friedvolle Nachbarn? Da, das Fell wollte ich ihr schenken. Nur so, aus Freude. Aber zum Dank beleidigt sie mich sogar vor Fremden.«
    Der graubärtige Großbauer versuchte zu beschwichtigen, doch Thjodhild unterbrach ihn: »Lass nur, Vater! Ich spreche für mich allein.« Sie stemmte die Fäuste in die Hüften. »Mit nichts kannst du mir Freude bereiten, Ejolf Dreck. Als Nachbar ertrage ich dich, aber niemals als Bräutigam.«
    »Warte ab!« Er grinste verschlagen. »Kein anderer am Hvammsfjord wagt es, mir in die Quere zu kommen. Du wirst nicht jünger, und irgendwann ist der Tag da, an dem du froh sein wirst, wenn ich dich nehme. Anbetteln wirst du mich.«
    Jäh hob sie die Hand, rechtzeitig wich er aus, und weil der Schlag ins Leere gegangen war, fauchte sie außer sich: »Weg! Verschwinde! Geh zu deinen sauberen Freunden, diesen Nichtstuern, und lass mich in Ruhe!«
    Ejolf grinste immer noch. »Bis bald.« Scharf sah er den Fremden und dessen Knecht an. »Ihr vergesst, was ihr gehört habt! Verstanden? Nicht ein Wort darüber, sonst lernt ihr mich kennen.«
    Erik verzog keine Miene und kaum war der Herausgeputzte außer Hörweite, murmelte er Tyrkir zu: »Diese Frau. Leicht wird’s nicht mit ihr, glaub ich.«
    Immer noch erregt trat Thjodhild vor den Roten hin. »Und jetzt zu dir. Stehst du zu dem, was du vorhin gemeint hast?«
    »Was hab ich denn …?« Erik runzelte die Stirn, kurz stieß ihm Tyrkir den Ellbogen in die Seite und er begriff. »Ja, bei Thor, jedes Wort ist wahr.«
    »Also gut.« Sie wandte sich
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